Der WM-Zweite Hamilton belegte nur den vierten Startplatz und ließ damit seine erste Chance auf einen der wichtigsten Formel-1-Rekorde ungenutzt: Die nächste Pole Position des Mercedes-Piloten wird die 68. seiner Karriere sein, damit würde er die bisherige Bestmarke von Michael Schumacher einstellen.
Auf dem Hungaroring war die Scuderia, die seit zwei Monaten auf einen Sieg wartet, allerdings kaum zu schlagen. Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari wurde mit rund eineinhalb Zehntelsekunden Rückstand Zweiter. "Das hat heute großen Spaß gemacht, die komplette erste Startreihe für uns ist unglaublich", sagte Vettel und wollte sich nicht mit den Misserfolgen der vergangenen Rennen befassen: "Was zuletzt falsch gelaufen ist, interessiert nicht mehr. Es wurde viel geredet, aber jetzt sind wir hier, und wir sind gut aufgestellt."
Erst hinter den Roten reihten sich die Silberpfeile ein: Räikkönens finnischer Landsmann Valtteri Bottas wurde Dritter vor Hamilton, der durchgehend Probleme mit seinem Boliden hatte. "Auf Strecken wie dieser liegt wirklich noch viel Arbeit vor uns", sagte Bottas.
Dabei war Hamilton trotz des Streckenlayouts eigentlich als Favorit nach Ungarn gereist. Mit fünf Erfolgen ist er Rekordsieger auf dem Hungaroring, er zeigte zuletzt klar aufsteigende Form, zudem war Mercedes im Qualifying in den vergangenen zwei Monaten wieder eine Macht und hatte auch seine Probleme in den Rennen weitgehend im Griff. Vieles sprach also dafür, dass Mercedes in Ungarn die Wende im Titelkampf einleiten wird. Doch auf der kurvigen Strecke vor den Toren Budapests, auf der die Motorenpower weniger wichtig ist als anderswo, zeigte Ferrari schon in den freien Trainings endlich wieder die Stärken seines Autos.
Viel schneller als der große WM-Konkurrent fand die Scuderia das richtige Setup bei mehr als 50 Grad Asphalttemperatur. "Die schrauben bei diesen Bedingungen den Reifen drauf und sind direkt im Fenster. Das ist bei Mercedes nicht so", sagte Niki Lauda, Aufsichtsratschef der Silberpfeile, anerkennend bei RTL.
Erst im Qualifying bekam Hamilton seinen Wagen besser in den Griff, im Q2 gelang ihm gar die Bestzeit. Im alles entscheidenden dritten Abschnitt klagte er allerdings weiterhin über Vibrationen in seinem Auto und leistete sich auf einer schnellen Runde zudem einen Ausritt.
Nico Hülkenberg gelang im Renault die siebtbeste Zeit, der Emmericher wird wegen eines unerlaubten Getriebewechsels allerdings auf den 12. Startplatz zurückversetzt. "Das Getriebe hätte das Wochenende nicht durchgehalten, deswegen mussten wir austauschen. Ausgerechnet hier ist das natürlich ein großer Nachteil", sagte Hülkenberg bei RTL. Pascal Wehrlein (Worndorf) startet im Sauber vom 18. Rang.
Massa sorgt für Aufsehen
Einige Aufregung hatte es am Samstag um den Brasilianer Felipe Massa gegeben, der nicht am Grand Prix teilnehmen wird. Der Williams-Pilot klagte immer wieder über Unwohlsein und wird nun durch Ersatzmann Paul di Resta ersetzt, der im Qualifying den 19. Platz belegte. Der Schotte war in der Formel 1 zuletzt 2013 für Force India angetreten.
Damit hat di Resta noch kein Auto der neuen Hybrid-Ära im Wettbewerb gesteuert, den Boliden der 2017er-Generation kennt der 31-Jährige lediglich aus dem Simulator. "Er ist ein erfahrener Pilot, wir trauen ihm das zu", sagte die stellvertretende Teamchefin Claire Williams.