"Alle ins Gefängnis, dann ist da Ruhe"

SID
Bayern-Manager Uli Hoeneß verurteilt den Wettskandal aufs Schärfste
© Getty

Nach dem Bekanntwerden des Wettskandals im Fußball haben sich auch Uli Hoeenß, Felix Magath und Klaus Allofs geäußert. DFL-Präsident Rauball hat sich unterdessen bei SKY über die Vorgehensweise der Staatsanwaltschaft beschwert. Am Freitag wurde bekannt, dass 32 Spiele in Deutschland betroffen sind.

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Nach dem größten Wettskandal in der Geschichte des europäischen Fußballs hat der Sport-Informations-Dienst (SID) die Reaktionen aus der Bundesliga gesammelt.

Uli Hoeneß (Manager des FC Bayern München): "Das muss brutal geahndet werden. Alle Beteiligten, von Schiedsrichtern bis zu denjenigen, die die Drahtzieher sind - das sind die schlimmsten - oder auch Spieler, die sich bezahlen lassen: Die müssen alle ins Gefängnis miteinander und dann ist da Ruhe. Ich glaube nicht, dass das etwas mit dem Profifußball im Allgemeinen zu tun hat. So lange das in der 5., 6. und 7. Liga passiert, betrifft es mich überhaupt nicht. Der Mensch ist schwach, und wenn einer ein Freundschaftsspiel Ulm gegen Istanbul wettet, dann muss ich sagen, der hat sie nicht mehr alle."

Declan Hill (Wett-Experte und Buchautor): "In England kann man sehen, dass das Problem mit großer Ernsthaftigkeit angegangen wird. ich glaube, dass es auch in Deutschland viele Leute gibt, die Anzeichen für die Einflussnahme der Wettmafia erkennen. Diesen Leuten müssen die Verbände mehr Gehör schenken. Ein wichtiger Schritt wäre es, die Informanten aus den Stadien zu vertreiben. Sogar bei Jugendspielen sieht man solche Menschen, die den Spielverlauf an ihre Auftraggeber durchtelefonieren und somit Live-Wetten ermöglichen."

Christoph Schickhardt (Sportrechtler): "Kaum ein Profi aus der Bundesliga oder zweiten Liga wird seine berufliche Existenz für eine Manipulation aufs Spiel setzen. Spieler, die dagegen nur rund 1000 Euro im Monat verdienen, sind für kriminelle Offerten wesentlich anfälliger. Natürlich ist ein solches Wettverbot im virtuellen Raum des Internets schwerlich durchzusetzen. Aber auch Wettbüros in Asien bedienen sich zum Teil deutscher Anlaufstellen - hier muss gehandelt werden. Es muss in Deutschland gesetzlich verboten werden, sich in irgendeiner Weise daran zu beteiligen."

Felix Magath (Trainer und Manager bei Schalke 04): "Man muss sehen, was bei den Ermittlungen rauskommt, ob auch tatsächlich manipuliert wurde - und wenn, dann müssen natürlich harte Strafen her, das ist gar keine Frage. Aber die erste Liga ist nicht betroffen (...) Das zeigt, dass das Niveau in der höchsten Liga, auch was Schiedsrichter angeht, so hoch ist, das man da nur schwer was machen kann."

Klaus Allofs (Geschäftsführer Werder Bremen): "Ich glaube, dass man insgesamt diese Form der versuchten Manipulation nie ganz ausschließen kann - das haben wir in anderen Lebensbereichen auch. Es wird im Fußball, wo es um sehr viel Geld geht, auch immer wieder die Versuchung geben, dem Glück etwas nachzuhelfen. Das Wichtigste aber ist jetzt, nicht zu spekulieren und Anschuldigungen anzustellen, sondern abzuwarten, wer wirklich beteiligt ist und welche Ausmaße es wirklich am Ende hat."

Martin Bader (Sportdirektor des 1. FC Nürnberg): "Wenn sich die Vorwürfe erhärten, ist das für den gesamten Fußball eine Katastrophe. Es macht den Sport kaputt. Der Glaube muss aufrechterhalten werden, dass es auf dem Platz ehrlich zugeht und dass die Ergebnisse ehrlich erzielt werden, denn ansonsten versinkt dieser Sport irgendwann in der Bedeutungslosigkeit."

Heribert Bruchhagen (Vorstands-Chef Eintracht Frankfurt): "Ich halte es für ausgeschlossen, dass ein Spiel in der ersten Liga manipulierbar ist, nicht einmal ein einzelner Spieler. Denn diejenigen, die auf dem Platz stehen, sind alle sehr gut bezahlt und sind auch geschützt in ihrer persönlichen Umgebung. Verfehlungen von einzelnen Menschen gehören zu unserer Gesellschaft, aber dass unsere Bundesliga-Schiedsrichter auch nur im Ansatz manipulierbar oder sonst etwas wären, das schließe ich komplett aus und da irre ich mich auch nicht."

Bernd Schuster (Ex-Trainer Real Madrid jeweils bei "Liga total"): "Das Schlimmste sind die Zweifel, die jetzt aufkommen, gegenüber Schiedsrichtern und Spielern. Ich hoffe, und das ist jetzt angesagt, das jetzt richtig aufgeklärt wird. Ich denke, dass man jetzt Zeichen setzen muss und hart durchgreift - man muss die beteiligten Leute aus dem Verkehr ziehen."

Dr. Reinhard Rauball (DFL-Präsident) bei SKY ...

...auf die Frage, ob er daran glaubte, dass es nach Robert Hoyzer einen weiteren Betrug gibt: "Ich glaube, dass es eine große Gefahr ist, die uns von der Wettszene droht. Das habe ich immer aufrecht erhalten - auch nach Robert Hoyzer. Ich habe eigentlich schon bei der Europameisterschaft befürchtet, dass dort aus der Wettszene heraus etwas passiert. Die Beträge, die dort realistisch sind, die sind so gigantisch hoch, da macht sich ein normaler Mensch keine Vorstellung davon, was dort gewettet, ausgezahlt, einbezahlt, was illegal gezahlt wird. Wenn man das alles summiert, kommt man auf unfassbar gigantische Summen - das sagen die Experten. Wir versuchen natürlich der Sache und der Problematik Herr zu werden und uns auch so zu zeigen, wie man das von uns erwartet. Wir haben ja nun auch 2005 als erster Verband mit Betradar eine Kooperation eingegangen. Von dort aus sind uns keine Auffälligkeiten vorher gesagt worden. Also hat uns das selbst auch überrascht. Sie können sicher sein, wenn wir den Schritt machen, um das zu sichern: Diejenigen, die das umgehen wollen, die sind dann schon auf der Welt."

... auf die Frage, was im Folge der Ermittlungen noch kommen kann: "Ich bin nicht ganz glücklich über das Verfahren, wie es abgelaufen ist, dass die Staatsanwaltschaft eine große Pressekonferenz macht. Wir, die Betroffenen, weder die Nationalen noch die Internationalen, sind vorher eingeweiht gewesen. Wir sind aus der Pressekonferenz heraus informiert worden. Das ist keine schöne Sache für uns, weil wir gerne an der Aufklärung mitgewirkt hätten und entsprechende Mechanismen da eingebaut hätten. Ob das alles beweisbar ist, ist der zweite Schritt - das muss die Staatsanwaltschaft abarbeiten und dann muss man gucken, ob es zur Verurteilung kommt, Ja oder Nein. Ob das jetzt Ende der Fahnenstange ist, kann ich nicht beurteilen."

...über mögliche Vorsichtsmaßnahmen: "Wir arbeiten gerne mit - auch mit den Ermittlungsbehören. Wir würden nur gerne in den ein oder anderen Sachverhalt eingeweiht sein. Um zu gucken, mit den Mitteln, die wir haben, ob das alles ordnungsgemäß läuft."