Bei der EM 2012 wird eine Torlinientechnologie voraussichtlich nicht zum Einsatz kommen. Stattdessen sollen zusätzliche Schiedsrichterassistenten eingesetzt werden.
Die Regelhüter des Weltfußballs tun sich mit der Einführung technischer Neuerungen weiterhin schwer. Auch bei der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine werden die Schiedsrichter voraussichtlich nicht auf eine Torlinientechnologie zurückgreifen können. Der International Football Association Board (IFAB) entschied im Jahr seines 125-jährigen Bestehens bei seiner Sitzung in Newport (Wales), die Testperiode um ein weiteres Jahr zu verlängern.
Dafür werden 2012 erstmals bei einer EURO zusätzliche Schiedrichterassistenten eingesetzt, um strittige Torraumszenen besser bewerten zu können.
"Es sieht alles danach aus, als hätten wir ein vielversprechendes, positives Ergebnis", sagte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter, der auch davon ausgeht, dass bei der WM 2014 in Brasilien auf die Torrichter zurückgegriffen werden kann. Vor allem die Europäische Fußball-Union (UEFA) hatte sich für die zusätzlichen Assistenten stark gemacht.
Torlinientechnologie noch nicht ganz ausgereift
Dagegen sind die Voraussetzungen für eine Torlinientechnologie immer noch nicht optimal. Kein Unternehmen war bei den durchgeführten Tests in der Lage, alle geforderten Kriterien für eine verlässliche Technik zu erfüllen. "Wenn es kein System gibt, das den Kriterien entspricht, die von diesem Gremium festgelegt wurden, kann man nicht einfach ins kalte Wasser springen", sagte Blatter.
Der Schweizer hatte bei der WM 2010 in Südafrika nach zahlreichen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter selbst die erneute Diskussion über technische Innovationen forciert.
In Newport beim Treffen im Celtic Manor kam nun fast ein Rückzieher vonseiten Blatters: "Wenn ich im Hinblick auf die zusätzlichen Schiedsrichterassistenten sehr optimistisch bin, muss ich meinen natürlichen Optimismus hier (Torlinientechnologie, d.Red.) etwas zurückschrauben, denn die Tests, die bisher durchgeführt wurden, haben noch keine überzeugenden Ergebnisse geliefert", sagte er.
Wieder ein Thema bei der Sitzung im kommenden Jahr
Man brauche ein System, dessen Umsetzung nicht zu kompliziert ist und "noch ein wenig Geduld. Aber bei der heutigen Sitzung war die Einstellung sehr positiv, und nicht ein einziger Teilnehmer hat sich gegen die Tests gewandt, obwohl wir eine ganze Reihe von Gästen hatten, die auf besondere Einladung dabei waren", meinte der Schweizer.
Der 74-jährige Blatter erklärte, dass das Thema der Torlinientechnologie bei der nächsten Jahresversammlung des IFAB in London (2. bis 4. März 2012) erneut auf die Agenda gesetzt und dann eine endgültige Entscheidung getroffen werde.
Außerdem entschied der Board einstimmig, dass das Tragen von "Snoods" (Schlauchschals) ab Juli 2011 unzulässig ist. "Es gab noch nicht einmal eine Diskussion darüber, denn sie gehören nicht zur Ausrüstung und können außerdem gefährlich sein", äußerte Blatter.
Der IFAB kam des Weiteren darin überein, dass das Tragen von Unterziehhosen oder Leggings nur zulässig ist, wenn diese dieselbe Farbe aufweisen wie die Hosen.
Kein Entscheidung im Fall um Notbremse im Strafraum
Eine Entscheidung über die sogenannte Dreifachbestrafung nach einem Foulspiel im Strafraum des Gegners, wie es zuletzt im DFB-Pokal-Halbfinale zwischen dem MSV Duisburg und Energie Cottbus der Fall war, wurde nicht getroffen.
Der Deutsche Fußball Bund (DFB) hatte den Antrag gestellt, dass es neben dem fälligen Elfmeter anstelle einer Roten auch nur eine Gelbe Karte geben könne. Der IFAB verwies den Antrag an die FIFA-Sonderkomission FIFA Task Force Football 2014.