"Beckham? Ronaldo? Cantona!"

Von Interview: Haruka Gruber und Alexander Marx
Die in Manchester geborene Kate Abdo spricht fließend Deutsch, Spanisch und Französisch
© sky
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SPOX: Eine Frage darf bei einem weiblichen United-Fan nicht fehlen: Beckham oder Ronaldo - von wem haben Sie mehr geschwärmt?

Abdo: Von keinem von beidem, sondern von Eric Cantona. Cantona hat mit soviel Power, Herz und Leidenschaft gespielt, das war beeindruckend.

SPOX: Wen der beiden finden Sie denn rein optisch interessanter?

Abdo: Auch was das angeht, sind Beckham und Ronaldo nicht wirklich mein Typ. Ich finde es nicht so gut, wenn Männer im Bad mehr Zeit brauchen als ich. (lacht)

SPOX: Sie verließen relativ früh Ihre Heimatstadt Manchester, zogen in die Welt und lernten unter anderem Deutsch, Spanisch und Französisch. Woher kommt Ihre Offenheit?

Abdo: Ich wollte einfach immer schon viel unterwegs sein und Neues kennenlernen. Weil ich unbedingt Spanisch lernen wollte, bin ich nach der Schule direkt nach Spanien gezogen. Und weil mir die Sonne und der Strand so gefallen haben, blieb ich einfach dort für das Studium, statt nach Hause zurück zu kehren. Später lebte ich in Frankreich und in Berlin und lernte relativ schnell die Sprachen.

SPOX: Trotz Ihrer Deutsch-Kenntnisse spielte jedoch auch der Zufall eine große Rolle, um bei Sky zu landen. Stimmt es, dass SPOX-Kolumnist Raphael Honigstein die entscheidenden Weichen gestellt hat?

Abdo: Ich hatte Raphael bei "CNN" häufig als Bundesliga-Experten zu Gast. Irgendwann fragte ich ihn, ob es eine Chance gibt, in Deutschland als Sport-Moderatorin zu arbeiten, weil mein Mann in Berlin wohnt. Raphael empfahl mir daraufhin Sky und vermittelte mir einen Kontakt zu Marcel Reif. Ich mailte ihn also an und Herr Reif antwortete: "Schick mir deine Sachen. Ich kenne dich nicht und ich verspreche dir nichts. Aber wenn ich es gut finde, leite ich es weiter. Wenn nicht, dann nicht." Daraufhin schickte ich ihm den Lebenslauf und ein Bewerbungsvideo - und es kam keine Antwort. Ich dachte, das wär's, doch eines Tages klingelte mein Handy und am anderen Ende war Carsten Schmidt, Sport-Vorstand von Sky.

SPOX: Ihnen kommt als Head Anchor eine große Bedeutung zu. Ist es aber auch angedacht, dass Sie dank Ihrer Sprachkenntnisse die wichtigsten Interviews führen?

Abdo: Grundsätzlich ist es so geplant, dass der Reporter vor Ort abdeckt und wir Moderatoren im Studio bleiben. Wenn jedoch beispielsweise Jose Mourinho uns ein Interview anbietet und das nur auf Englisch oder Spanisch führen will, werden wir diese Möglichkeit in der Redaktion besprechen.

SPOX: Sie hatten bei "CNN" die bekanntesten Persönlichkeiten zum Interview. Wer hat Sie am meisten beeindruckt?

Abdo: Bobby Charlton, den ich allerdings nicht bei CNN, sondern im Rahmen der Europa-League-Auslosung kennengelernt habe. Nicht nur, weil er für jeden Engländer ein Held ist. Er ist einer der wenigen Gentlemen: Bodenständig, aufmerksam, immer auf Augenhöhe mit dem Gegenüber - wie Franz Beckenbauer in Deutschland.

SPOX: Als ein wenig kantiger gilt Sir Alex Ferguson. Hatten Sie schon das Vergnügen, mit dem United-Trainer zu sprechen?

Abdo: Nein, leider noch nicht. Aber Sir Alex ist in Manchester ein Held. Es wäre ein Traum, wenn ich ihn mal interviewen dürfte.

SPOX: Bei Felix Magath hat das mit dem Interview schon geklappt...

Abdo: Ich finde auch Felix Magath faszinierend. Er besitzt etwas, das aus meiner Sicht im deutschen Fußball sonst fehlt: die Durchsetzungsfähigkeit. Sie ist in England Grundvoraussetzung für jeden Manager. Als Boss muss man immer die Kontrolle über alles haben, dafür sollte man jedoch eine gewisse Persönlichkeit mitbringen, so wie Magath. Deswegen fand ich auch Louis van Gaal gut.

SPOX: Bringen Sie selbst die nötige Härte mit, um sich als Frau in der Machowelt des Sports zu behaupten?

Abdo: Es gibt das Vorurteil: Wer als Frau eine Sportsendung moderiert, sieht nur gut aus und hat sonst keine Ahnung. Bei einem Mann hingegen geht man von vornherein davon aus, dass er kompetent ist. Daher wird der Anfang schwieriger, aber auf Dauer sehe ich keine Probleme zu kommen. Jessica Kastrop hat sich ja auch durchgesetzt. Sie zeigt, dass es kein Nachteil, sondern ein Vorteil sein kann, eine Frau zu sein: Mit einer ansprechenden Optik in Kombination mit Kompetenz kann man nur gewinnen.

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