DFB-Präsident: Niersbach entscheidet selbst

SID
Theo Zwanziger warnt vor einer zu überhasteten Suche nach seinem Nachfolger
© Getty

Theo Zwanziger warnt vor eiligen Entschlüssen, doch DFB und DFL wollen bereits am Mittwoch eine endgültige Entscheidung über die Nachfolge des im Oktober 2012 scheidenden DFB-Präsidenten treffen. Derzeit deutet alles darauf hin, dass Generalsekretär Wolfgang Niersbach übernimmt - wenn er denn will.

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Theo Zwanziger tritt bei der Suche nach seinem Nachfolger plötzlich und unerwartet auf die Bremse, doch die Entscheidung über den neuen DFB-Präsidenten hängt nur noch an der erwarteten Zusage des Top-Favoriten Wolfgang Niersbach. Sollte sich der DFB-Generalsekretär beim Showdown in der Frankfurter Verbandszentrale am Mittwoch für eine Kandidatur entscheiden, wird sich Erwin Staudt definitiv nicht als Herausforderer zur Wahl stellen. Das haben die beiden Kandidaten bereits am Sonntag bei einem geheimen Treffen vereinbart.

"Ich habe Wolfgang Niersbach gesagt, er soll sich so entscheiden, wie er das möchte. Wenn er kandidiert, dann ziehe ich mich sofort zurück. Aber ich halte es immer noch für die beste Lösung, wenn er Generalsekretär bleibt und ich Präsident werde", sagte Staudt, ehemaliger Präsident des VfB Stuttgart. Mit Blick auf das Treffen am Mittwoch, an dem Staudt nicht persönlich teilnehmen wird, nimmt Staudt in Verbandskreisen eine "gewisse Nervosität" wahr.

Generalsektretär zum Präsident?

Das größte Thema ist weiterhin, ob ein hauptamtlicher Generalsekretär zum ersten Mal in der 111-jährigen Verbandsgeschichte Präsident des DFB werden kann. DFB-Vizepräsident Karl Rothmund umriss zumindest schon einmal deutlich das Anforderungsprofil für einen möglichen Präsidenten Niersbach. "Es liegt alleine an Wolfgang Niersbach, ob er kandidieren will oder nicht. Es muss aber unbedingt darauf geachtet werden, dass ein starker DFB-Präsident auch den Amateurbereich mitnimmt."

Vor der Zusammenkunft des DFB-Präsidiums und der Vorsitzenden der Regional- und Landesverbände am Mittwochmorgen sorgte jedoch Zwanziger nochmals für Irritationen. Während die Vizepräsidenten Rainer Koch und Hans-Dieter Drewitz wie auch DFL-Chef Christian Seifert eine schnelle Entscheidung pro Niersbach forcieren wollen, setzt Zwanziger, der spätestens im Oktober 2012 zurücktreten will, auf den Faktor Zeit.

Zwanziger warnt vor frühzeitigen Entschlüssen

"Noch bin ich da. Ich warne davor, den Posten zu früh zu vergeben. Wir haben keine Eile. Und ich will eine saubere Nachfolge-Lösung haben, eine, die der deutsche Fußball verdient hat", sagte Zwanziger in der Sendung "Heimspiel" des "Hessischen Rundfunks": "Deshalb werde ich alles dafür tun, dass die Dinge sehr ordentlich abgewickelt werden."

Zwanziger machte zudem noch einmal deutlich, dass er auch aus Altersgründen nicht mehr bis 2013 Präsident bleiben will: "Ich spreche sehr gerne frei und ohne Manuskripte, so bin ich authentisch. Das heißt aber auch, ich muss dabei ungemein konzentriert sein. Ich bin jetzt 66. Und ich kann doch nicht erwarten, dass das im Alter von Johannes Heesters noch genauso geht. Und der war ja auch nie DFB-Präsident."

Seifert fordert schnelle Entscheidungen

DFL-Chef Seifert stellte unterdessen klar, dass eine schnelle Entscheidung herbeigeführt werden muss. "Eine Hängepartie über mehrere Monate darf es nicht geben. Das Pingpong-Spiel, wer denn der bessere Kandidat ist, sollte nicht länger anhalten", sagte Seifert. Die Entscheidung fällt nun am Mittwoch in der DFB-Zentrale und hängt ganz offensichtlich nur von Niersbach ab. "Es kommt bei dem Treffen am Mittwoch in erster Linie darauf an, was Wolfgang Niersbach will. Er muss sich erklären, ob er für das Amt des DFB-Präsidenten bereitsteht", sagte DFB-Vizepräsident Drewitz.

Während Staudt für den unwahrscheinlichen Fall einer Absage Niersbachs als neuer DFB-Boss Gewehr bei Fuß steht, hat sich der Generalsekretär bislang bedeckt gehalten. Niersbach wäre der erste Präsident in der DFB-Geschichte, der nicht aus einem Ehrenamt käme. Der ehemalige Journalist will auch aus diesem Grund zunächst gegenüber den zahlreichen Verbandsfürsten Stellung beziehen, ehe er an die Öffentlichkeit geht. Designierter Nachfolger von Niersbach als Generalsekretär ist derweil DFB-Direktor Helmut Sandrock.

Doppellösung Staudt/Niersbach unwahrscheinlich

Möglich ist, dass Niersbach auch als DFB-Präsident weiterhin für die Kernbereiche des Verbandes wie die Bereiche Nationalmannschaft, Marketing und TV-Verträge zuständig ist, während Koch als neuer stärkster Vizepräsident den Amateurbereich unter seine Fittiche nimmt.

Dass es zu einer Doppellösung Staudt/Niersbach kommt, ist dagegen sehr unwahrscheinlich.

Ob der Ligavorstand Staudt die Belange des Amateurfußballs im Blick hätte, wird von zahlreichen DFB-Vertretern bezweifelt. "Das ist eine der schönsten Aufgaben, die es in Deutschland gibt. Ich traue mir das zu", sagte Staudt, der in der Vergangenheit einmal ganz grundsätzlich bekannte: "Ich bin keiner fürs Hinterzimmer, ich bin einer fürs Schaufenster..."

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