Ein erster Schritt

Von Daniel Reimann
Thomas Hitzlsperger beendete am 3. September 2013 seine aktive Fußballkarriere
© getty

Hitzlspergers Outing verdient Respekt und Dank. Doch sein mutiger Schritt alleine reicht nicht aus. Erst ein aktiver Profi könnte der Fußball-Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Ein Kommentar von Daniel Reimann.

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"Vielleicht aber schon in einem Jahr" werde sich der erste prominente Fußballer als homosexuell outen, mutmaßte Thomas Hitzlsperger im September 2012 im Interview mit der "Zeit". 16 Monate später war es so weit: Hitzlsperger selbst outete sich.

Es ist ein wichtiger Schritt. Ein Schritt, für den ihm Respekt und Dank gebührt. Respekt für den Mut, seine Homosexualität offenzulegen. Trotz aller Klischees und Auswüchsen von Intoleranz, die in der Fußball-Welt noch immer regelmäßig zu Tage treten.

Reaktionen: "Ein sehr mutiger Schritt"

Dank für die Courage, eine Debatte ins Licht zu rücken, die bisher oft nur alibihaft und unreflektiert geführt wurde. Eine Debatte, die in gebührender Ernsthaftigkeit längst überfällig ist: Die Debatte um Homosexualität und ihre Akzeptanz im Profifußball. Denn was in vielen Bereichen des Lebens bereits alltäglich ist, sieht sich im Fußball noch immer mit Vorurteilen und Engstirnigkeit konfrontiert.

Erst aktive Fußballer können Fans den Spiegel vorhalten

Doch Hitzlspergers Outing kann nur ein erster Schritt sein. Er selbst ist nicht mehr aktiv. Er selbst ist potenziellen Reaktionen in den Stadien - dort, wo der Fußball sein wahres Gesicht zeigt - nicht mehr ausgesetzt. Er selbst kann Fußball-Fans nicht mehr den Spiegel vorhalten.

Erst aktive, prominente Profis, die ihre Homosexualität bekanntmachen, sind dazu imstande. Sie können die (Fußball-)Gesellschaft auf die Probe stellen, wenn sie im Stadion mit gegnerischen Fans und deren Emotionen konfrontiert werden.

Erst dann wird sich zeigen, wie es um die Toleranz der breiten Masse gegenüber Homosexuellen bestellt ist. Ob sich die spontanen Respektbekundungen auch in der alltäglichen Denkweise manifestieren. Oder ob Homosexualität als Angriffsfläche genutzt wird.

Weitere Schritte müssen folgen

Hitzlsperger kann diesen Dienst nicht mehr leisten. Den nächsten Schritt muss ein aktiver Profi machen. Doch Hitzlsperger selbst hat bereits 2012 skizziert, welche Folgen ein Outing während der Karriere schlimmstenfalls haben könnte: "Der sportliche Worst Case wäre möglich: das Karriereende. Darauf müsste ein offen schwuler Fußballer vorbereitet sein."

Andererseits könne man dadurch auch "zum großen Vorbild für schwule Sportler werden, und auch für andere, die sich noch nicht getraut haben, offen mit ihrer Homosexualität umzugehen."

Eine Rolle, die nun Hitzlsperger selbst eingenommen hat. Er hat mit seinem öffentlichen Bekenntnis den Grundstein für eine längst notwendige Debatte gelegt. Nun müssen weitere folgen, damit Homosexualität eines Tages auch im Fußball als alltäglich anerkannt und akzeptiert wird.

Thomas Hitzlsperger in der Zusammenfassung

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