Zwanziger: Ultimatum an Katar

Von Adrian Franke
Theo Zwanziger kündigt ein Ultimatum gegen Katar an
© getty

FIFA-Exekutivkomitee-Mitglied Theo Zwanziger hat genug von den schlechten Arbeitsbedingungen in Katar. Trotz internationaler Untersuchungen hat sich nichts geändert, noch immer gibt es Bilder von den ärmlichen Baracken, in denen die oftmals ausländischen Arbeiter hausen müssen. Zwanziger will dem Wüstenstaat jetzt ein Ultimatum stellen - und droht andernfalls damit, alles dafür zu tun, dass die WM 2022 neu vergeben wird.

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"Ich werde auf der Exko-Sitzung am Freitag in Marrakesch einen Antrag stellen: Die Katarer müssen die im Piper-Report geforderte unabhängige Kommission, die regelmäßig die Menschenrechtssituation auf den WM-Baustellen und Fortschritte kontrollieren soll, bis zum Ablauf einer Frist am 10. März 2015 einsetzen", erklärte Zwanziger gegenüber der "Sport Bild".

Beim Piper-Report handelt es sich von den Katarern in Auftrag gegebenen Bericht der DLA, einer der weltweit größten Anwaltskanzleien. Unter anderem kam der Bericht zu dem Urteil, dass Katar das Kafala-Bürgschaft-System, in dem ein Arbeiter mit der Erlaubnis eines "Sponsors" im Land bleiben darf, ausnutzt, um sich günstige Arbeitskräfte zu sichern und diese menschenunwürdig zu behandeln.

"Wir hatten gehofft, dass wir durch den Piper-Report einen großen Schritt nach vorne machen würden, weil wir den Eindruck hatten, dass die Katarer verstanden haben", erklärte Zwanziger weiter: "Die Missstände wurden klar beschrieben und Abhilfemaßnahmen vorgeschrieben. Leider ist bis heute offensichtlich kaum etwas geschehen. Ich zweifle daher sehr stark an dem Willen der Katarer, etwas ändern zu wollen."

"Es ist beschämend und deprimierend"

Zudem habe die FIFA "in drei Sitzungen des FIFA-Exekutivkomitees - im Oktober 2013, März 2014 und Juli 2014 - diese Thematik intensiv behandelt. Ergebnis war, dass man versuchen will, die Katarer davon zu überzeugen, dass sie eine Bringschuld haben und der Welt zeigen müssen, dass sie bereit sind, dazuzulernen."

Allerdings seien die unter anderem von der "Sport Bild" veröffentlichten Bilder ein Beweis dafür, dass sich dringend etwas ändern müsse: "Es ist beschämend, deprimierend und - unabhängig vom Fußball und der WM 2022 - unvorstellbar, dass Menschen in einem so reichen Land wie Katar unter solchen Umständen leben und arbeiten müssen."

Zwanziger: WM-Entzug eine Option

Sollte Katar die von Zwanziger geforderte Frist im März nicht einschreiten, müsse es daher endlich handfeste Konsequenzen geben: "Dann würde ich erwarten, dass ein Nationalverband den Antrag stellt, dass auf dem FIFA-Kongress Ende Mai 2015 in Zürich die 209 Mitgliedsverbände darüber abstimmen, Katar die WM zu entziehen."

Auch der DFB könne die Rolle des Antragstellers einnehmen - immerhin hatte sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zuletzt im "Spiegel" dafür ausgesprochen, "einen Zeitraum zu definieren, an dessen Ende eine unabhängige Institution wie Amnesty International oder der Internationale Gewerkschaftsbund die Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen prüft und abschließend bewertet".

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