Es sei "nunmehr erstmals der sichere Befund möglich, dass Anabolikadoping und andere medizinisch eindeutig nicht indizierte Manipulationsmaßnahmen auch im Profifußball eine signifikante Rolle spielten", schreibt Singler in der Zusammenfassung seines am Freitag endgültig veröffentlichten Gutachtens.
Ähnlich hatte Singler seine Schlussfolgerungen bereits Anfang März 2015 formuliert, als er erste Details allerdings ohne Absprache der damals noch existenten Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin veröffentlicht hatte. Die Beweise dafür seien in den Akten zum Freiburger Mediziner Armin Klümper finden, der im Mittelpunkt der westdeutschen Dopingvergangenheit steht.
Stuttgart und Freiburg beteiligt
"Betroffen davon war der damalige Bundesligaverein VfB Stuttgart in größerem Umfang und der SC Freiburg, bei dem eine Anabolikalieferung zur Auffüllung eines Medikamentenkoffers 1979 nachweisbar ist", schreibt Singler: "Dabei kam jeweils das Anabolikum Megagrisevit zum Einsatz, das auch von der von Klümper behandelten, 1987 verstorbenen Leichtathletin Birgit Dressel zeitweise eingenommen wurde."
Singlers erste Veröffentlichung hatte vor gut zwei Jahren ein "Doping-Beben" ausgelöst, hochrangige Vertreter aus Sport und Politik äußerten sich zur Sache. Damals Betroffene wiesen Vorwürfe zurück, andere forderten umgehende Aufklärung. Ein "Doping-Gipfel" im April 2015, an dem Vertreter der Vereine, des Radsportverbands und der Kommission teilgenommen hatten, brachte allerdings kein Ergebnis.
Am Freitag schrieb Singler zudem, im Fußball gehe es auch um von den Vereinen "umfangreich finanzierte, ausdrücklich für Gesunde gedachte Medikationen im Umfang von mehreren Zehntausend DM pro Jahr". Diese seien zumindest "teilweise" als ärztliches Doping anzusehen, "unabhängig davon, ob sie im Sport zum damaligen Zeitpunkt sportrechtlich als Doping gelistet waren oder nicht".
Vorwurf gegen Verbände
Zudem sei nunmehr sicher bewiesen, dass Doping und andere Manipulationen "keineswegs nur in der individuellen Verantwortung" gelegen habe, "sondern dass es über einzelne Sportverbände oder Sportvereine mitunter zentral organisiert und finanziert wurde." Ausdrücklich stellte Singeler fest, dass es nach der Auswertung der Akten der Freiburger Staatsanwaltschaft nicht möglich sei, konkret die Namen der medikamentierten Spieler zu benennen.
Auch nach der Jahrtausendwende seien, "parallel zum Freiburger Radsportskandal, derartige Medikationen durch einen zurückgetretenen Mannschaftsarzt gegenüber dem als dopingkritisch geltenden Trainer beklagt worden", äußerte Singler.
Im April 2017 sei Singler zudem zur Erkenntnis gelangt, "dass Klümper mehrfach zwischen 1979 und 1984 menschliches Wachstumshormon (Crescormon) bezog, teils während bereits gegen ihn ermittelt wurde". Dieses Medikament musste damals noch aus den Hypophysen von Leichen gewonnen werden und wurde 1985 wegen gravierender möglicher Gesundheitsrisiken vom Markt genommen.