Dennis Aogo (34) hat sich nach der rassistischen Bermerkung von Jens Lehmann (51) zu Wort gemeldet und dessen Entschuldigung akzeptiert (hier geht's zum Video). Zuvor hatte Aogo eine WhatsApp-Nachricht öffentlich gemacht, in der ihn Lehmann als "Quotenschwarzer" bezeichnet hatte. Dennoch hat der Vorfall für den früheren Nationaltorhüter bereits Konsequenzen.
Aogo hatte zunächst einen Screenshot einer WhatsApp-Nachricht von Lehmann auf Instagram veröffentlicht, worauf zu sehen war, dass Lehmann im Chatverlauf mit Aogo schrieb: "Ist Dennis eigentlich euer qotenschwarzer?" Aogo kommentierte die Nachricht mit den Worten: "WOW dein Ernst? Die Nachricht war wohl nicht an mich gedacht !!!"
Offenbar hatte Lehmann die Nachricht versehentlich an Aogo gesendet, der am Dienstagabend als Sky-Experte bei der Champions-League-Übertragung zum Halbfinal-Rückspiel zwischen Manchester City und PSG (2:0) im Einsatz war.
Lehmann selbst postete folgende fragwürdige Erklärung auf Twitter: "In einer privaten Nachricht von meinem Handy an Dennis Aogo ist ein Eindruck entstanden für den ich mich im Gespräch mit Dennis entschuldigt habe. Als ehemaliger Nationalspieler ist er sehr fachkundig und hat eine tolle Präsenz und bringt bei Sky Quote."
Gegenüber Bild versicherte der 51-Jährige zudem, die Nachricht sei "überhaupt nicht so gemeint" gewesen, "sondern positiv". Es sei von ihm "unglücklich ausgedrückt" gewesen: "Da die WhatsApp von meinem Handy rausging, übernehme ich die Verantwortung dafür. Es war eine private Nachricht." Für wen Lehmanns Meldung gedacht war, ist weiter unklar.
InstagramAogo nimmt Entschuldigung von Lehmann an
Am Mittwochnachmittag meldete sich Aogo in seiner Instagram-Story zu Wort. Er habe bereits zweimal mit Lehmann telefoniert und nehme dessen Entschuldigung an. "Ich fand nicht gut, was er geschrieben hat, ich fand auch die Formulierung nicht gut. Ich find es auch ein Stückweit respektlos, weil man sowas nicht schreibt, egal an wen die Nachricht adressiert war", betonte der frühere Nationalspieler. "Trotzdem will ich sagen: Jeder Mensch macht Fehler. Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient und ich finde es auch nicht richtig, dass sich alle jetzt auf ihn stürzen. Ich habe ihm das abgenommen, dass es ihm leid tut und somit ist für mich dieses Thema erledigt."
Aogo erklärte weiter, er werde sich "mit Sicherheit zeitnah mal mit ihm treffen" und das Thema "dann hoffentlich auch aus dem Weg räumen". Darüber hinaus werde er sich zu dem Vorfall nicht mehr äußern.
"Mein Mann war menschlich so enttäuscht von dieser Person", hatte Aogos Frau Ina zuvor bei Instagram erklärt. "Es tat mir einfach sehr, sehr leid. Enttäuscht und verletzt ist, glaube ich, das richtige Wort. Wir müssen einfach versuchen, dass wir alle besser miteinander umgehen." Sie schäme sich manchmal dafür, Deutsche zu sein: "Wenn ich sehe, wie sich manche verhalten oder wie manche reden - dann schäme ich mich dafür."
Hertha-Investor löst Vertrag mit Lehmann auf
Zu diesem Zeitpunkt hatte Hertha-Investor Tennor bereits Konsequenzen gezogen. "Der Vertrag von Jens Lehmann wird mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Damit entfällt auch das Mandat im Aufsichtsrat. Wir finden das persönlich sehr schade", erklärte Tennor-Sprecher Andreas Fritzenkötter. "Aber das ist mit den Grundsätzen von Tennor und Lars Windhorst nicht vereinbar - erst recht vor dem Hintergrund, dass wir viele Colourpeople als Mitarbeiter haben."
Auch Hertha-Präsident Werner Gegenbauer äußerte sich zur Personalie: "Solche Einlassungen entsprechen in keiner Weise den Werten, für die Hertha BSC steht und sich aktiv einsetzt. Wir distanzieren uns von jeglicher Form des Rassismus und begrüßen den Schritt der TENNOR Holding."
Bei Sky ist Lehmann von jetzt an außen vor. Sportchef Charly Classen erklärte, man werde Rassismus "keinen Raum und keine Plattform" geben und plane, Lehmann "jetzt nicht mehr als Gast in unsere Sendungen einzuladen."
"Das schnelle und entschlossene Handeln" sei "dringend geboten" gewesen, sagte DFB-Botschafter Jimmy Hartwig: "Nicht nur die Sprache ist das erschreckende, sondern auch das Denken, das dahinter steckt". Lehmanns kleinlaute Entschuldigung konnte den Sturm der Entrüstung auch nicht bremsen.
Kein Blatt vor den Mund nahm Lehmanns Ex-BVB-Kollege Karsten Baumann. Der hatte von 1999 bis 2000 zusammen mit Lehmann bei Borussia Dortmund gespielt. "Du warst schon damals ein Vollidiot." twitterte Baumann als Reaktion auf Lehmanns Entschuldigung.
Mannschaft nicht von Lehmann-Eklat abgelenkt
Die Mannschaft von Trainer Pal Dardai soll der Trubel um Lehmann nicht beeinflussen. Schon am Donnerstag geht es in der Bundesliga gegen den SC Freiburg um Punkte gegen den drohenden Abstieg. "Ich will da gar nicht drüber reden. Ich habe nicht gespürt, dass Jens Lehmann nah an der Mannschaft war", meinte Dardai zum Eklat. Die Klub-Führung habe schnell reagiert. "Das ist gut."
"Wir von Hertha vertreten bestimmte Werte, die haben sich in dieser Nachricht nicht wiedergefunden. Deshalb musste es zu diesem Schritt kommen", sagte Torhüter Alexander Schwolow zu den Vorkommnissen. Für Schwolow kommt es zu einem Wiedersehen mit seinem Ex-Klub. "Ich bin besonders heiß", verriet der Schlussmann.