Wäre aber schon irgendwie wichtig, schließlich will man ja hören, was der 12,3-Millionen-Wintereinkauf Breno nach seiner ersten Trainingseinheit zu sagen hat. Kurze Ratlosigkeit, dann zieht Medien-Direktor Markus Hörwick kurzerhand Ze Roberto herbei, der brav den Dolmetscher spielt. Situation gelöst.
Zweieinhalb Stunden vorher war Breno erstmals als Bayern-Spieler auf den Trainingsplatz an der Säbener Straße gelaufen. Ein prüfender Blick beim Schritt aus der Umkleide. Nein, das deutsche Wetter lässt heute keine Fragen offen. Es gießt wie aus Kübeln.
Der erste Aha-Effekt: Während Luca Toni und gut zwei Drittel des restlichen Kaders auf Mütze setzen, trägt Breno oben ohne, stellt sich dem Wetter. Darauf angesprochen, meint Übersetzer Ze Roberto später: "Wetter macht nix aus. Außerdem ist schwierig zu laufen, mit Mütze und Handschuhe."
Übergewicht oder doch nur schwere Knochen?
Zum Trainingsbeginn hat Breno die roten Handschuhe mit FCB-Emblem aber sicherheitshalber doch über die riesigen Pranken gezogen. Das fällt sofort auf: Der Junge ist riesig, wirkt viel größer als die vom Verein angegebenen 187 Zentimeter und auch deutlich schwerer als 83 Kilo.
Zwischen einem Teil der rund 200 Zaungäste bricht sofort eine kleine Diskussion los. Ist er übergewichtig? Kräftig? Schwere Knochen? Jedenfalls ist er ein echter Brocken, vom Schlage eines Julio Cesar, und keiner, den man so einfach aus dem Weg schiebt.
Ottmar Hitzfeld hat seine ersten Instruktionen derweil abgeschlossen und bittet zur ersten Übung. Zusammenspiel mit einem Partner, alle Spieler auf engstem Raum. Breno spielt mit Ze, der hat ihn von Beginn an unter seine Fittiche genommen. Der 33-Jährige später: "Wenn er Hilfe braucht, sind Lucio und ich für ihn da." Brasilianische Hilfestellung.
Stolzer Papa: "Die Milch macht's"
Die bekommt Breno auch von seiner Familie. Vater Claudio und Mutter Maria verfolgen das erste Training ihres Sprösslings hautnah mit. Während die Mama im Wintergarten der Vereinsgaststätte Kaffee schlürft, gibt Papa Interviews.
Sehr stolz auf den Sohn sei er, erzählt der Vater, Brenos Berater übersetzt auf Englisch. Für seine 18 Jahre sei er schon sehr verantwortungsbewusst, schließlich habe er schon mit 12 Jahren, als er beim FC Sao Paolo anfing, für den Unterhalt der Familie gesorgt. Das Geheimnis seiner Robustheit? Papa Claudio: "Er trinkt viel Milch." Das wäre also geklärt.
Die Fotografen haben derweil im Trainingseifer noch Schwierigkeiten, Breno, den Brocken, unter den allesamt in Rot gekleideten Spielern zu identifizieren. "Wer is'n jetzt der Breno?", fragt einer. "Der, wo schmeißt", meint ein anderer. (Auf Deutsch: Der, der den Ball wirft.)
Universelle Fußballsprache
Nach einigen Übungen mit Ball geht's dann an die erste Spielform. Hitzfeld lässt Vier gegen Vier spielen, auf vier kleine Tore. Breno spielt mit Toni Kroos, Willy Sagnol und Hamit Altintop, sein Kumpel Ze macht derweil eine andere Übung.
Erste Aktion: Gegenspieler Jan Schlaudraff tunnelt Breno und schiebt ein. Fehlstart. Danach beschränkt sich der 18-Jährige auf die Defensive, gibt sonst den Ball schnell und sauber an den Nebenmann ab. Christian Lell steigt ihm ein paar Mal auf die Füße und zieht am Trikot. Ein erstes Indiz, dass es bei den Bayern auch um Stammplätze geht, die man sich erkämpfen muss.
Nach 15 Minuten werden die Gruppen gewechselt. Jetzt geht es nur auf ein Tor. 5 gegen 3, Breno als Verteidiger mit Andreas Ottl und Lell, Oldie Bernd Dreher dahinter in der Kiste.
Breno bleibt rechts hinten, wartet ab, verteidigt meist gegen Schlaudraff. Eine Flanke unterläuft er, eine zweite köpft er weg. Insgesamt sehr verhalten, aber anständig. Dreher holt ihn einmal kurz zu sich, verrät seine Kommandos und was sie bedeuten. Breno nickt, Fußballsprache ist eben universell.
Ganz anders als in Brasilien
Die Trainingseinheit schließt mit einem 12-Minuten-Lauf ab, Breno hält sich am Ende des Feldes. Hitzfeld erklärt später, er sei noch angeschlagen gewesen, habe sich Ende Dezember bei seinem letzten Spiel für Sao Paolo leicht verletzt. Dass er dennoch erschienen war, verdiene Anerkennung und zeige, welcher Wille in dem Youngster steckt.
Später, im Presseraum, merkt man Breno seine Unerfahrenheit noch an. Nach Ze Robertos Übersetzung der Frage schaut der 18-Jährige beim Antworten nur seinen Mitspieler an, bis Pressemann Hörwick ihm leicht auf die Hand tippt und signalisiert, er soll nach vorne schauen, in die Kameras.
Bei der Frage, wie es denn so war, das erste Training, blitzen seine braunen Rehaugen kurz auf. Ganz anders als in Brasilien, aber wirklich toll, sagt er. Nein, eigentlich sagt das Ze Roberto, aber das Grinsen von Breno in Richtung der Kameras spricht Bände.