Kuranyi kämpft um Beruhigung

SID
Kevin Kuranyi
© Getty

An Tag zwei nach dem Rauswurf aus der deutschen Nationalmannschaft kämpften Kevin Kuranyi und sein Klub Schalke 04 um eine Beruhigung der Lage.

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Der Stürmer, der mit seiner Flucht vom DFB-Team während des WM-Qualifikationsspiels gegen Russland und der folgenden Verbannung durch Bundestrainer Joachim Löw in eine emotionale Krise gestürzt ist, bestritt in Gelsenkirchen nur Laufübungen und war nicht beim Mannschaftstraining dabei. Dies habe aber keinen besonderen Grund, erklärte Klub-Sprecher Gerd Voss.

"Man hat schon gesehen, dass es ihm menschlich nahe gegangen ist", erklärte in Düsseldorf Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff und machte deutlich, dass man beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) diese Situation weder Kuranyi noch sich selbst gewünscht hatte.

Bierhoff hegt keinen Groll

"Ich wünsche ihm auch weiterhin das Beste", unterstrich Bierhoff. Man könne schon "die Enttäuschung und Verärgerung und auch seine Entscheidung verstehen", sagte der Manager, "aber natürlich war die Art und Weise gegenüber den Trainern und Teamkollegen nicht die richtige. Vielleicht ist ihm das jetzt so ein bisschen bewusst geworden."

Kuranyi selbst hatte seinen Abgang aus dem Dortmunder Stadion und von seinen Kollegen zwiespältig begründet. Die persönliche Situation im Nationalteam, aber auch die Pfiffe auf Schalke in der jüngeren Vergangenheit waren für seine labile Psyche offenbar zu viel.

Kuranyi will für seine Ziele kämpfen

"Ich lebe momentan in meiner eigenen Welt. Eigentlich bin ich nicht der Typ, der das durchzieht", bemerkte der Stürmer zu seiner eigenen Aktion, die noch immer viele Fragen aufwirft.

Kuranyi hofft, dass er bei Schalke 04 wieder sein Gleichgewicht findet: "Ich hoffe, dass das alles schnell vorbei ist, sich wieder beruhigt und der Alltag kommt. Ich habe noch genügend Ziele, für die ich kämpfen werde."

Vereinzelte Fan-Beleidigungen

DFB-Betreuer, die in Dortmund noch gemeinsam mit Kuranyi die erste Hälfte gegen Russland auf der Tribüne gesessen hatten, bestätigten inzwischen, dass es noch einige Fan-Pöbeleien gegen den Schalker gab.

"Damit muss ich leben", sagte er in der "Bild"-Zeitung", sprach aber auch von einem "Zusammenbruch", den er erlitten hatte. "Ich hoffe, dass er jetzt wieder zu Kräften kommt, dass er da weitermacht, wo er beim letzten Spiel aufgehört hat", betonte Bierhoff und wünschte dem Angreifer "viele Tore und gute Leistungen" in seinem Klub.

"Er hat sich hier bei uns immer gut verhalten, auch während der Europameisterschaft, wo er eine schwierige Situation hatte", ergänzte der Teammanager.

Bierhof kritisiert S04-Manager Müller

Auch beim DFB ist niemand glücklich über die Situation, doch in dem knallharten Fußball-Geschäft sah Löw nach Kuranyis unerlaubtem Abtauchen keine andere Möglichkeit als den Rauswurf.

"Ich bin auch dagegen, dass man jemanden sein Leben lang verdammt. Aber man muss auch verstehen, dass wir dieses Handeln nicht tolerieren können", unterstrich Bierhoff und kritisierte einige Aussagen von Schalke- Manager Andreas Müller.

"Ich verstehe schon, dass ein Vereinsmanager seinen Spieler in Schutz nimmt. Aber es ist unstrittig, dass das Verhalten von Kevin verkehrt war."

Konsequenzen für Kuranyi als Werbefigur?

Die Auswirkungen konnte und wollte Kuranyi in dem Moment, als das Ventil aufging und er aus dem Stadion floh, wohl nicht überblicken. So dürfte sein auch durch die Nationalmannschaft entstandener Status als beliebter Werbeträger leiden, auch wenn seine Partner bisher keine übereilten Veränderungen treffen wollen. Kuranyi wird im DFB-Trikot weiter vom Cover des beliebten Computer-Spiels FIFA09 grüßen.

Auch Ferrero (Nutella) will in Ruhe entscheiden, wie es mit der Werbefigur Kuranyi weitergeht. Derzeit ist nicht damit zu rechnen, dass zu dessen 52 Länderspielen weitere hinzukommen.

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