SPOX: Sie spielen seit vier Jahren in den Niederlanden. Welchen Eindruck haben Sie von Louis van Gaal?
Martin Pieckenhagen: Einen sehr guten. Er hat eine klare Vorstellung davon, wie sein Team zu spielen hat und lässt sich nicht vom Weg abbringen. Auch als Alkmaar letztes Jahr schwach spielte und nur im Mittelfeld landete, blieb er sich treu und hat eher über einen Rücktritt nachgedacht, bevor er etwas ändert. Aber die Mannschaft hat sich geschlossen für ihn ausgesprochen. Das sagt alles.
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SPOX: Bei seinen Spielern kommt er offenbar gut, an. Bei den Medien weniger. Was für ein Typ ist van Gaal?
Pieckenhagen: Er ist vergleichbar mit Hans Meyer. Einerseits sind beide ohne Ende erfahren und ziehen ihre Sache konsequent durch. Andererseits haben beide diesen ganz eigenen, kauzigen Humor, um Dinge auf die Schippe zu nehmen.
SPOX: Teilweise redet van Gaal wie Meyer von oben herab.
Pieckenhagen: Genau den Anschein macht es mir auch. Aber das ist eben seine Art und man muss damit umgehen können, wie er die Dinge rüberbringt.
SPOX: Aber ob die Bayern-Spieler damit zureckt kommen...
Pieckenhagen: Warum sollte van Gaals Art nicht die richtige sein? Van Gaal lässt mit Sicherheit nicht alles mit sich machen, immerhin ist er ein Toptrainer wie Ottmar Hitzfeld, und der hatte mit der Mannschaft ja keine Probleme.
SPOX: Van Gaal gilt aber als Diktator.
Pieckenhagen: Das stimmt. Aber womöglich ist es ja genau das, was die Bayern brauchen. Endlich einer, der richtig dazwischenhaut und dem Haufen die Grenzen aufzeigt. Dafür wäre van Gaal prädestiniert.
SPOX: In Alkmaar ist van Gaal der Entscheider und nur Mäzen Dirk Scheringa Rechenschaft schuldig. Bei den Bayern muss er sich aber unterordnen. Kann er es?
Pieckenhagen: Vielleicht ist es ja das, was van Gaal möchte. In Alkmaar hat er zwar viel Macht und konnte sich seine Mannschaft selbst zusammenstellen, dafür muss er sich aber auch um sehr viel kümmern. In München hingegen stimmt die Infrastruktur, zumal ihm der Kader mehr oder weniger vorgesetzt wird, von ein, zwei Wunschspieler mal abgesehen. So wird er sich ganz auf die Mannschaft konzentrieren können und kann seine größte Stärke ausspielen: das Lehren von Taktik und Spielsystemen.