Schalke droht finanzieller Kollaps

Von Thomas Gaber
In finanziellen Nöten: Schalke-Trainer und -Manager Magath (l.) und Aufsichtsratschef Tönnies
© Getty

Schalke 04 schwebt in akuter Finanznot. Angeblich wird frisches Kapital in Höhe von bis zu 25 Millionen Euro benötigt, um die laufende Saison vernünftig finanzieren zu können. Im Winter droht der Verkauf von Spielern zu Dumpingpreisen.

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Felix Magath muss derzeit an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen. Der Fall Albert Streit, das angespannte Verhältnis zu den Fans und die schlechte finanzielle Situation. Nach Informationen von "Kicker" und "Express" hat Schalke weitaus größere Geldsorgen als zuletzt angenommen und von Magath dargestellt. Der Coach hatte Ende August im "DSF" erklärt, dass der Verein keineswegs auf finanziell wackligen Beinen stehe.

Tönnies gibt Fehler zu

Doch die Lage ist offenbar dramatisch. Der Aufsichtsrat unter Vorsitz von Clemens Tönnies soll Geschäftsführer Peter Peters beauftragt haben, frisches Kapital zu besorgen, um die Saison 2009/10 finanzieren zu können. Laut "Kicker" und Express" geht es um ein Volumen zwischen 15 und 25 Millionen Euro. Peters hat freie Hand, wie er das Geld beschaffen soll: durch Werbeeinnahmen, neue Investoren oder Spielerverkäufe.

Die geplante Senkung der Personalkosten von 55 auf 47 Millionen Euro ist dem Verein laut Tönnies "nicht gelungen".

Schalker Spieler zu Dumpingpreisen?

Um den teuren Kader zu entschlacken und so die dringend benötigten Einsparungen realisieren zu können, sind Spielerverkäufe im Winter wahrscheinlich.

Im August gelang es Magath noch, sich erfolgreich gegen die Transfers von Manuel Neuer und Rafinha zum FC Bayern und den von Jermaine Jones zum VfB Stuttgart zu wehren. Der Aufsichtsrat hätte die Spieler für eine Summe X ziehen lassen, Magath wollte jedoch keinen unter Wert abgeben. Er will Schalke in seiner ersten Saison in den Europapokal führen, eine Schwächung des ohnehin dünn besetzten Kaders hätte dieses Vorhaben konterkariert.

Doch Schalkes Probleme sind in der Branche wohl bekannt. Bis zuletzt hatten die Bayern versucht, Rafinha für einen Preis zu holen, der deutlich unter dessen Marktwert liegt. Im Gespräch waren 6,5 Millionen Euro, Rafinhas Marktwert wird auf zirka zwölf Millionen Euro geschätzt.

Im Winter wird es voraussichtlich neue Vorstöße der Konkurrenz geben, Schalker Spieler abzuwerben. Sollte es Peters nicht gelingen, das benötigte Kapital zu beschaffen, um die Liquidität bis 31. Dezember zu sichern, droht das Feilschen um Neuer, Jones, Rafinha und Co. zu Dumpingpreisen. Wer Geld braucht, hat wenig Argumente und keine Legitimation, überhöhte Forderungen zu stellen.

Erfahrung im Beschaffen frischer Geldquellen

Doch noch brennt das Licht auf Schalke und der Verein kennt sich aus, wenn es um das Besorgen neuer Millionen geht. Vor wenigen Wochen erst überwies ein US-Investor mit Sitz in Boston den Schalkern 12,5 Millionen Euro. Im Gegenzug hatte der Verein den Ausrüstervertrag mit adidas für mehrere Jahre an den Investor abgetreten.

2007 wurde der Vertrag mit Hauptsponsor Gazprom vorab zu Geld gemacht. 44 Millionen Euro flossen damals über ein britisches Finanzunternehmen in die Knappen-Kasse. Etwa die Hälfte wurde fest angelegt. Doch auch dieser Betrag schrumpfte kontinuierlich, weil Schalke monatlich eine sechsstellige Summe abheben durfte.

Neuorientierung ohne Schnusenberg

Insgesamt verwaltet Peters Verbindlichkeiten von rund 136 Millionen Euro. Magath hatte vor Kurzem erklärt, bei seinem Amtsantritt Anfang Juli über die finanzielle Lage nicht ausreichend informiert gewesen zu sein.

Präsident Josef Schnusenberg wurde das Finanzressort ein halbes Jahr vor seinem Abschied entzogen. Die Verantwortung wurde Peters übertragen. In beiderseitigem Einvernehmen - so lautet jedenfalls die offizielle Version. Schnusenberg fühlte sich "keineswegs entmachtet" und Tönnies lobte die "großen Verdienste um den Verein" seines persönlichen Steuerberaters.

Für Schalker Verhältnisse ging diese personelle Umstrukturierung geräuschlos über die Bühne. Die Fronten sind geklärt, jetzt geht es an die Lösung der Probleme. Magath und Peters müssen die Fehler der Vergangenheit ausbügeln. Der Kampf ums finanzielle Überleben wird Magaths härtester.

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