Raul-Traumtor bringt den Turniersieg

Von Für SPOX in Gelsenkirchen: Haruka Gruber
Der Königliche bei den Königsblauen: Raul (r.) traf gegen Bayern gleich zweifach
© Getty

Gastgeber FC Schalke 04 hat den LIGA total! Cup 2010 gewonnen. Gegen den ersatzgeschwächten FC Bayern erzielte Raul zwei Tore und war neben Stumkollege Edu der gefeierte Mann beim 3:1. Zuvor hatte der Hamburger SV mit einem ungefährdeten 3:0 (1:0) gegen den schwachen 1. FC Köln das Spiel um Platz drei für sich entschieden.

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Finale

FC Schalke 04 - FC Bayern München 3:1

Tore: 0:1 Mujic (6.), 1:1 Raul (25.), 2:1 Edu (27.), 3:1 Raul (33.)

Im Vergleich zum Vortag stellte Schalke-Trainer Magath auf vier Positionen um, unter anderem begann WM-Fahrer Neuer, das flache 4-4-2-System wurde jedoch beibehalten. Schmitz statt Kluge bildete mit Rakitic die Doppel-Sechs. Die Bayern im gewohnten 4-2-3-1, wobei Tymoschtschuk wegen den zahlreichen Ausfällen diesmal auf rechts hinten aushelfen musste. Linksfuß Pranjic simulierte Robben und begann auf Rechtsaußen.

Gleich von Beginn entwickelte sich ein abwechslungsreiches Spiel, weil beide Teams mit viel Tempo nach vorne marschierten, die Disziplin im Spiel gegen den Ball jedoch nicht immer vorhanden war.

Nach Bayerns Führung durch Mujic unter gütiger Mithilfe des erneut körperlich wie geistig müde wirkenden Metzelder kam Schalke stärker auf und ging nach einem Doppelschlag von Raul und Edu in Führung. Beide Treffer wurden durch sehenswerte Pässe durch Baumjohann und Farfan eingeleitet.

Das Highlight der Partie war jedoch die Szene in der 33. Minute: Baumjohann steckt zu Raul durch, der trotz doppelter Manndeckung von der Straufraumgrenze ansatzlos den Ball lupft. Der Ball fliegt über Sattelmaier hinweg ins Tor - Weltklasse.

Die Bayern jedoch steckten nicht auf und kombinierten sich in der zweiten Hälfte zu einigen Top-Möglichkeiten (32. Alaba,  35. Ottl, 40. Olic).

Einen guten Eindruck hinterließ zumindest in der ersten Hälfte Aushilfs-Zehner Sosa, der Schalkes Schwächen im Abwehrzentrum mit klugen Pässen offenlegte. Nach der Pause baute er aber stark ab.

Der Star des Spiels: Edu. Bereits beim 2:1 gegen Hamburg der beste Spieler, krönte der Brasilianer seine bisher starke Vorbereitung mit einer überragenden Leistung. Sammelte wie gewohnt etliche Kilometer, wich immer wieder auf die Außen aus oder sprintete mit Dampf aus der Tiefe in den Bayern-Strafraum. Ungemein kluge Laufwege, hinzu kamen tolle Pässe, der Pfostenschuss vor Rauls 1:1 und der eigene Treffer zum 2:1. Traf kurz vor Schluss noch den Pfosten. Der klare Gewinner der ersten Saison-Wochen.

Die Gurke des Spiels: Diego Contento. Stand wie sein rechtes Pendant Tymoschtschuk mehrmals falsch oder ließ die Gegenspieler laufen, der Ukrainer kann sich jedoch anders als Contento zumindest damit entschuldigen, dass er kein Außenverteidiger-Spezialist ist. Bei Schalkes 2:1 ließ sich Contento von Farfan in die Mitte locken und entblößte so seine linke Seite - nicht das einzige Mal, dass Contento mit dem starken Peruaner überfordert war. Außerdem wenig wirkungsvoll nach vorne.

Die Reaktionen:

Raul (Schalke): "Felix Magath hat in der Besprechung gesagt, dass ich der einzige Spieler bin, der lupfen darf. Das Tor ist eine Spezialität von mir. Ich bin erst seit einigen Tagen im Training. Es tut gut, wieder auf dem Platz zu stehen. Wir können in dieser Saison Vieles erreichen."

Louis van Gaal (FC Bayern): "Das erste Tor mache ich auch noch. Aber das zweite war fantastisch und ein Stellungsfehler des Torwarts. Aber Raul hat das gesehen und super gemacht."

Die Aufstellungen:

FC Schalke 04: Neuer - Papadopoulos, Matip (31. Moritz), Metzelder, Hao (47. Uchida) - Farfan, Rakitic, Schmitz, Baumjohann - Raul (47. Gavranovic), Edu

FC Bayern München: Sattelmaier - Tymoschtschuk, Demichelis, Haas, Contento - Ottl, Alaba (50. Erb) - Pranjic, Sosa (56. Haidarovic), Mujic (47. Sansone) - Olic

Spiel um Platz drei

1. FC Köln - Hamburger SV 0:3

Tore: 0:1 van Nistelrooy (27.), 0:2 Kacar (36.), 0:3 Son (55.)

Bei vielen Wettanbietern gehört Soldo zu den Favoriten auf die Trainer-Entlassung - und die Leistungen beim LIGA total! Cup geben den Spekulationen neue Nahrung. Zumindest setzte sich die spielerische Armut der letzten Saison in Gelsenkirchen nahtlos fort. Yalcin ist bemüht, ansonsten bot sich niemand nachhaltig an. Auch nicht der junge Pole Matuschyk, der statt Petit die defensive Mittelfeld-Zentrale besetzte.

Zudem kamen haarsträubende Patzer im Abwehrverhalten. Bei van Nistelrooys 1:0 sah der hüftsteife Pezzoni schlecht aus, bei Kacars 2:0 nach schönem Doppelpass mit Castelen und bei Sons 3:0 waren gleich mehrere Kölner nicht anwesend. Am Ende hätte der HSV auch 4:0 oder 5:0 gewinnen können.

Hamburg erledigte ob der Kölner Harmlosigkeit nur das Nötigste und kam dennoch zu zahlreichen Chancen und den beiden Treffern. Neben Ze Roberto wussten die beiden Flügelspieler Pitroipa und Castelen zu gefallen.

Kameruns WM-Fahrer Choupo-Moting hingegen, der angesichts des Überangebots im Sturm um seine Zukunft in Hamburg bangen muss, blieb als Guerrero-Ersatz hinter Stoßstürmer van Nistelrooy unscheinbar. Rost-Konkurrent Drobny wurde wenig gefordert und konnte sich daher kaum auszeichnen.

Der Star des Spiels: Ze Roberto. Agierte von der eigentlich ungeliebten Linksverteidiger-Position aus als verkappter Spielmacher, nahm mit Vordermann Pitroipa Kölns rechte Seite auseinander oder zog je nach Bedarf ins Zentrum. Seine Technik war wie üblich eine Augenweide, was jedoch überrascht, ist die Fitness und Spritzigkeit des 36-Jährigen. Leitete nicht zufällig per Flanke das 1:0 ein.

Die Gurke des Spiels: Daniel Brosinski. Gelernter Mittelfeldspieler, wurde von Soldo jedoch zum Rechtsverteidiger umfunktioniert. Eine Rolle, die ihm offensichtlich nicht behagt. Als Brecko-Vertreter überfordert, ließ sich immer wieder von Ze Roberto übertölpeln. Beging zudem in der 24. Minute das böseste Foul des Spiels, als er Pitroipa rüde von den Beinen holte.

Die Aufstellungen:

Hamburger SV: Drobny - Diekmeier, Demel (47. Labus), Westermann (43. Benjamin), Ze Roberto (31. Kacar) - Jarolim (51. Sowah), Tesche - Castelen, Choupo-Moting, Pitroipa (31. Son) - van Nistelrooy (43. Rincon)

1. FC Köln: Varvodic - Brosinski (39. Brecko), McKenna, Pezzoni, Ehret - Lanig (51. Yabo), Matuschyk, Jajalo - Yalcin (51. Buchtmann) - Novakovic (31. Freis), Ionita

Raul-Debüt: Viel Licht, wenig Schatten