Nach der Verletzung von Franck Ribery im Spiel gegen Hoffenheim und der bitteren Diagnose Außenband- und Kapselriss im rechten Sprunggelenk muss Trainer Louis van Gaal einmal mehr seine Startelf umbauen.
Der Franzose wird mindestens vier Wochen fehlen, und weil auch Arjen Robben von einem Einsatz weit entfernt ist, muss der Rekordmeister zumindest vier Liga-Spiele und zwei Champions-League-Partien ohne die vielleicht beste Flügelzange der Welt auskommen.
Ein Weltuntergang ist dies nicht, hat der FC Bayern doch den tiefsten Kader der Bundesliga und genug Erfahrung und Klasse, um die machbare Champions-League-Gruppe E mit dem AS Rom, CFR Cluj und dem FC Basel zu überstehen.
"Ich hatte Schlimmeres befürchtet. Wir hatten Glück im Unglück. Jetzt müssen wir sehen, dass sich Franck gut auskuriert", sagte van Gaal am Mittwoch. Möglichkeiten, die Ausfälle vorübergehend zu kompensieren, sind durchaus vorhanden:
Die Positionen mit anderen Spielern besetzen
Hält van Gaal an seinem System fest, dann müssen andere Spieler die Rollen übernehmen, die sonst Ribery und Robben mit Leben füllen. Heißt: Es braucht schnelle und dribbelstarke Spieler, die stark im Eins-gegen-Eins und zudem torgefährlich sind. Thomas Müller konnte den Niederländer auf rechts schon ganz gut ersetzen, Toni Kroos braucht dagegen noch ein bisschen.
Der Nationalspieler hat seinen Platz beim Rekordmeister noch nicht gefunden, obwohl er in Leverkusen regelmäßig gezeigt hat, wie wertvoll er sein kann. Van Gaal ließ Kroos zuletzt auf rechts spielen, genau dort fühlt er sich aber nicht wohl. Sowohl die Zehn als auch die linke Seite sind seine erklärten Lieblingspositionen. Genau deshalb ist Kroos nun der Favorit auf die Ribery-Position.
Hamit Altintop ist eine weitere Alternative. Zwar ist der Türke unwahrscheinlich vielseitig, taktisch diszipliniert und schussstark, das Dribbling - zumal auf links - ist seine Sache aber nicht. Spielt Altintop links, sucht er kaum einmal den Weg zur Grundlinie, weil der linke Fuß sein schwächerer ist. Offensiv würde den Bayern deshalb etwas abgehen.
Im Vorjahr in der Champions League zeigte Altintop in Viertelfinal-Hinspiel jedoch, dass er auf der rechten Seite ein ganz anderer Spieler ist. Gegen ManUtd spielte er so stark wie lange nicht. Altintops Stunde könnte dann schlagen, wenn Müller wie gewohnt als hängende Spitze aufläuft - dann wäre die rechte Außenbahn für den Türken frei.
Danijel Pranjic besitzt nur Außenseiterchancen auf den Posten im linken Mittelfeld, obwohl er als einziger ein Linksfuß ist. Er selbst sieht sich eher als defensiver Mittelfeldspieler und van Gaal ebenso. In Hoffenheim kam er zudem als Ersatz für den schwachen Diego Contento links hinten zum Einsatz und machte seine Sache ordentlich.
Das System umstellen
Obwohl es de facto keinen gleichwertigen Ersatz für Ribery gibt, kommt es für van Gaal wohl nicht in Frage, dessen Position zu streichen und auf 4-4-2 umzustellen.
In diesem System würden die offensiven Mittelfeldspieler weniger an den Linien kleben und häufiger in die Mitte drängen, die Außenverteidiger Contento und Philipp Lahm könnten vermehrt bis zur Grundlinie durchstarten. Der Trainer müsste dann aber die für ihn so wichtige Position hinter der Spitze, die in diesem Jahr schon von Thomas Müller, Toni Kroos und zuletzt Miroslav Klose bekleidet wurde, verzichten.
Dafür bekäme der bislang einzige Stürmer (im Normalfall Olic oder Klose) Unterstützung in vorderster Front. Müller würde in dieser Formation wohl als rechter Mittelfeldspieler auflaufen, links würde sich nun Kroos anbieten, der, wie erwähnt, verstärkt in die Mitte ziehen und seine Spielmacherqualitäten ausspielen könnte.Als defensivere Varianten für beide Seiten kämen Altintop (rechts) und Pranjic (links) in Betracht.
FC Bayern: Der Kader des Rekordmeisters