"Fußball-Fans sind Neandertaler"

Von Philipp Dornhegge
Immer wieder kommt es bei Fußball-Spielen zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizei
© Getty
Cookie-Einstellungen

Das schlechte Verhältnis zwischen Polizei und Fans bestätigt einer, der es wissen muss. Jonas Hofmann* war bis vor kurzem Mitglied bei den Ultras von Eintracht Frankfurt, wenn auch nur passives. Als solches hat er die Vereinigung finanziell unterstützt und mit seinem Geld zur Vorbereitung von Choreographien beigetragen, im Gegenzug kam er leichter an Dauerkarten.

"Es gibt von Seiten der Ultras und vor allem von den Hooligans überhaupt kein Interesse, das Verhältnis zur Polizei zu verbessern", sagt Hofmann.

"Der harte Kern sehnt sich vielmehr nach dem Fußball-Erlebnis von vor 20 Jahren zurück, als deutlich weniger Polizei aufgeboten wurde. Da konnte man sich irgendwo treffen und sich prügeln, ohne dass man dabei gestört wurde."

Seine Frankfurter seien besonders heißblütig. "Allein auf die Bundesliga bezogen gehören die Frankfurt-Fans bestimmt zu den schlimmsten. Die haben ein paar gute Jungs dabei", so Hofmann.

"Ultras nicht gewaltbereit"

Allerdings legt er Wert auf die Feststellung, dass Ultras in keinem Fall mit Hooligans gleich zu setzen seien. Hooligans seien gezielt auf Schlägereien aus, Ultras seien besonders loyale Fans.

"Die Ultras sind eine große Vereinigung. Sie sind der harte Kern", erläutert Hofmann. "Natürlich sind auch bei den Ultras schwarze Schafe dabei. Aber Ultra zu sein hat eigentlich nichts mit Gewalt zu tun."

Laut Landespolizist Wagner sind die Zeiten der klassischen Hooligans ohnehin vorbei. "Das Bild, das die Leute von den Fußballfans haben, die nur Randale machen, kommt aus den 80er Jahren. Heute sind eher die 'erlebnisorientierten Jugendlichen' das Problem. Kuttenträger, die sich in der Gruppe stark fühlen und der Polizei gegenüber aggressiv sind."

Gefährdung Unbeteiligter

Die Respektlosigkeit der Fans sei in den letzten Jahren gestiegen.

"Die steigen in einen sauberen Zug ein und hinterlassen eine Müllkippe. Da wird geraucht, mit Bier gespritzt und Aufkleber an die Decken und Wände geklebt", sagt Schmidtke. Außerdem würden viele nicht begreifen, dass sie mit ihrem Verhalten Unbeteiligte gefährden.

Ex-Ultra Hoffmann meint dazu nur lapidar: "Es kommt schon vor, dass Unbeteiligte in eine Schlägerei geraten. Wenn in der U-Bahn Ultras, Polizei und Normalos aufeinandertreffen, kann es schon passieren, dass ein Familienvater eine abbekommt."

Reger Austausch zwischen Vereinen und Fans

An diesem Derby-Wochenende kann es zu diesen unliebsamen Kontakten zwischen gewaltbereiten Fans, echten Fans und der Polizei kommen.

Mendel ist sich der Problematik bewusst: "Bei Derbys ist das Problem, dass dort auch Leute dabei sind, die sonst wenig mit Fußball am Hut haben und explizit auf Gewalt aus sind. "Die Geschehnisse vor einigen Wochen machen das Hamburger Duell natürlich besonders brisant", sagt Mendel.

Mendel bestätigt allerdings, dass "der Austausch zwischen den Vereinen und den Fangruppen besonders rege war. Auch im Bezug auf das Derby zwischen Schalke und Dortmund. Im Ruhrgebiet ist das sowieso längst Standard vor einem Derby. Es sieht nicht so aus, als müsste man große Ausschreitungen befürchten."

Gut für die Städte, gut für die Fangruppen und gut für den Fußball an sich. Denn es wäre doch zu schade, wenn ein Sport aufgrund der Aussetzer einiger Querdenker in Verruf geraten würde. Denn, so betont Wagner: "Die meisten Fans wollen immer noch einfach nur ein Fußball-Spiel sehen."

*Namen von der Redaktion geändert

DFB und DFL: Maßnahmenkatalog gegen Fan-Ausschreitungen