Wie geht es sportlich weiter?
Im Schatten des Kampfes um Macht und Satzungen sucht die Borussia Auswege aus der Krise. Die Situation ist bei nur zehn Punkten aus 15 Spielen gefährlich, aber nach Ansicht der Verantwortlichen nicht aussichtslos: "Sollen wir uns nach dem 15. Spieltag schon mit dem Abstieg beschäftigen?", fragt Sportdirektor Max Eberl. Die blanken Zahlen sprechen aber nicht für eine baldige Rettung.
Gladbach holte nur einen Sieg aus den letzten 13 Spielen. Mit 42 Gegentoren ist die Borussia nicht nur die Schießbude der Bundesliga: In Deutschland, inklusive Regionalligen, sowie in den internationalen Top-Ligen wie Spanien, Italien, England und Frankreich bekam kein Team mehr Tore eingeschenkt als die Fohlen. Das große Verletzungspech wird als Hauptgrund für die Krise angeführt. "In 15 Spielen haben wir zwölf Mal mit einer anderen Abwehr spielen müssen", hält Vizepräsident Rainer Bonhof fest. "Wir kassieren zu viele Gegentreffer, das wissen wir und das müssen wir dringend verbessern", sagt auch Filip Daems. Dass in Freiburg Roel Brouwers wohl sein Comeback geben kann, ist immerhin ein Hoffnungsschimmer.
Zumal die Fohlen fast jede Woche gute Ansätze zeigen. In den letzten fünf Spielen ging Gladbach jedes Mal mit 1:0 in Front, gewann aber dabei nur ein Spiel. "Wir müssen eine Führung auch mal verwalten", sagt Daems. Verletzungspech oder Disziplinlosigkeiten, wie beispielsweise Raul Bobadilla, der nach seinem Ausraster gegen Hannover 96 für fünf Spiele gesperrt wurde, sorgen zusätzlich für Rückschläge.
Bemerkenswert ruhig darf Trainer Michael Frontzeck trotz der prekären Situation weiterarbeiten. "Wir beteiligen uns nicht daran, nur weil dieses Spielchen so schön in die Landschaft passt. Wir sehen, dass er die Mannschaft erreicht, dass sie ihm folgt", sagt Bonhof, der Hannover 96 und Mirko Slomka als Vorbild sieht: "Man hat dort die Nerven behalten. Das zahlt sich jetzt aus." Auf Kontinuität setzt auch Eberl: "Wir sind überzeugt von Michael Frontzeck und es müsste schon viel passieren, damit diese Überzeugung nicht mehr da ist."
Unterstützung erfährt Frontzeck auch von der Fanbasis. Keine Rücktrittsforderungen, keine Pfiffe gegen den Trainer, weil Frontzecks Art bei den Anhängern ankommt. Auch die Spieler unterstützen ihren Coach. "Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft voll hinter dem Trainer steht. Was kann der Trainer für die Rote Karte oder die zwei Gegentore kurz hintereinander?", sagte Daems nach dem 1:2 gegen Hannover.
Dennoch könnten trotz aller Treuebekundungen die Mechanismen auch in Gladbach greifen, sollte der Umschwung nicht bald eintreten. In den letzten drei Pflichtspielen in Freiburg und gegen Hamburg in der Bundesliga sowie bei 1899 Hoffenheim im DFB-Pokal kann Gladbach die Basis für die Rückrunde legen. Dann wohl auch mit neuen Kräften. Den Transfermarkt sondieren die Verantwortlichen bereits.
In den letzten Jahren wurden im Winter entscheidende Impulse gesetzt, indem Spieler wie Dante, Logan Bailly oder Tomas Galasek geholt wurden. "Wir machen uns darüber Gedanken", sagt Eberl über mögliche Wintertransfers. Hasan Salihamidzic wird ebenso gehandelt wie Hoffenheims Christian Eichner. Sollte auch nach der Rückrunde keine Besserung eintreten, schlägt möglicherweise die Stunde der Aufständischen.