Sein Mund ist verschlossen, nur die Körpersprache gibt Auskunft über das Befinden von Ruud van Nistelrooy. Routiniert, fast trotzig absolviert der Niederländer seine Trainingseinheiten beim Hamburger SV. Wohl in dem Wissen, dass die Hanseaten dem Werben von Real Madrid um einen der besten europäischen Torjäger der Geschichte nicht nachgeben werden.
Die Ansage des HSV-Trainers Armin Veh ist deutlich. "Wir können ihn nicht gehen lassen. Die würden uns hier die Bude abreißen", sagte Veh. Für van Nistelrooy bedeutet das: Statt bei den "Königlichen" die letzte Chance wahrzunehmen, zum Abschluss einer grandiosen Karriere die Champions League zu gewinnen, muss er noch 16 Spiele lang um die Europa-League-Qualifikation kämpfen. Kein wirklich standesgemäßer Ausklang für "Van the Man", der bei Real, aber auch bei Manchester United zahlreiche Titel sammelte. Beim HSV wird er definitiv leer ausgehen.
Medien vermelden Einigung
Trotz der klaren Worte aus Hamburg wird in Spanien weiter kräftig über eine Rückkehr van Nistelrooys spekuliert. Am Freitag vermeldete die Online-Zeitung "El Confinecial", dass sich beide Vereine nun doch geeinigt hätten. Laut dieses Berichtes bekommt der HSV 1,5 bis zwei Millionen Euro und ein Ablösespiel. Die Hanseaten dementierten umgehend. "An unserer Haltung hat sich nichts geänderte", betonte Klubsprecher Jörn Wolf.
Doch Real lässt nicht locker. "Van Nistelrooy ist weiterhin die einzige Option, mit der wir uns beschäftigen", sagte Sportdirektor Jorge Valdano. Der Umworbene würde nur zu gern zurückkehren. Nach seinem Karriereende will er ohnehin in Madrid leben. Bei allem Verständnis für die Situation musste sich der Stürmer von Veh zumindest indirekt zur Ordnung rufen lassen.
"Ich kann seine Position nachvollziehen, erwarte aber von ihm, dass er weiterhin alles für unseren Klub gibt", sagte der Coach, der sich aus sportlichen Gründen gegen einen Transfer seines Topstürmers ausgesprochen hatte. Schließlich weiß man an der Elbe nicht, wann der Peruaner Paolo Guerrero (Achillessehnenbeschwerden) wieder einsatzfähig ist. Wie schnell Mladen Petric nach seiner Oberschenkelverletzung wieder in Form kommt, ist ebenfalls nicht abzusehen.
Dickkopf van Nistelrooy
In den zwölf Monaten, die er in der Hansestadt ist, hat sich van Nistelrooy viele Freunde gemacht. Freundlich und aufgeschlossen gab er sich, auch bei Autogrammjägern war und ist er sehr beliebt. Langjährige Beobachter wissen allerdings, dass der kopfballstarke Stürmer auch recht unwirsch werden kann, wenn es nicht nach seinem Willen geht. Bekannt sind beispielsweise Probleme mit den früheren niederländischen Nationaltrainern Dick Advocaat und Marco van Basten.
Doch diesmal, so scheint es, wird er sich fügen müssen. Die Armada der aus Spanien angereisten Journalisten schrumpft, der große TV-Übertragungswagen ist vom Trainingsgelände verschwunden. Und bei Real wird man ungeduldig. Nochmal Jorge Valdano: "Wir können uns nicht ewig damit Zeit lassen. Am Ende der Woche muss eine Entscheidung fallen, so oder so. Wir bleiben aber dran und haben noch nicht aufgegeben."
Besonders der klubintern zuletzt stark kritisierte Hoffmann hatte sich einem Transfer von Beginn an konsequent verweigert: "Unser sportlicher Erfolg steht über allem. Deshalb bleiben wir in dieser Sache hart."
Nach der Absage von Matthias Sammer, der lieber Sportdirektor beim DFB bleibt, als in gleicher Funktion zum HSV zu wechseln, kann sich der HSV den Verlust des Sympathie- und Hoffnungsträger wohl auch kaum mehr erlauben.