Erst Uli Hoeneß und Christian Nerlinger, jetzt Oliver Kahn und Mehmet Scholl: Die Kritik an Bayern Münchens Trainer Louis van Gaal wird immer lauter.
"Der Mann geht seinen Weg, links und rechts fällt einer um - aber ob das gut ist, das muss man abwarten", sagte der frühere Bayern-Profi Scholl als "ARD"-Experte am Rande des DFB-Pokal-Viertelfinals der Bayern bei Alemannia Aachen (4:0).
"Es passt jedenfalls nicht zu dem warmen Verein, den ich kennengelernt habe."
Kritik an Beratungsresistenz
Der frühere Münchner Weltklassetorhüter Kahn wirft van Gaal wie zuvor bereits Bayern-Präsident Hoeneß Beratungsresistenz vor. "Wo Kooperation nötig ist, trifft van Gaal - so der Eindruck - Entscheidungen im stillen Kämmerlein und setzt die anderen danach davon in Kenntnis. Ein Trainer sollte aber die Führungsebene in die Entscheidungen einbeziehen", schrieb Kahn in einer Kolumne im Fachmagazin "Kicker".
Das Resultat seien Kommunikationsstörungen zwischen dem Coach auf der einen sowie Hoeneß und Sportdirektor Nerlinger auf der anderen Seite.
"Extrem von Ergebnissen abhängig"
"Somit ist van Gaal jetzt noch mehr zum Erfolg verdammt. Ob es die nötige Kontinuität in der Position des Trainers gibt, hängt momentan extrem von Ergebnissen ab. Aber es ist eben sein Credo: Tod oder Gladiolen", so Kahn.
Kahn kann auch nicht nachvollziehen, dass der FC Bayern Kapitän Mark van Bommel zum AC Mailand gehen ließ. "Ich halte es für problematisch. Während der Saison Spieler abzugeben - dazu einen so erfahrenen, wichtigen Mann wie Mark van Bommel, der das Team und vor allem die jüngeren Spieler geführt hat."
Van Bommels Abgabe für Scholl unverständlich
Auch für Scholl ist die Entscheidung völlig unverständlich.
"Dass während einer Saison ein verdienter Spieler wie Mark geht, dass ein Kapitän im Winter für ein halbes Jahr woanders unterschreibt, das hat es noch nie gegeben beim FC Bayern", sagte der 40-Jährige.
"Dieser Abgang sieht sehr nach Flucht aus. Und was war vorher? Wovor ist denn Lucio geflüchtet, wovor Martin Demichelis und Luca Toni? Die hatten alle nicht die Chance, respektvoll verabschiedet zu werden. Das ist mehr als schade", ergänzte Scholl und lieferte eine vielsagende Einschätzung der Lage bei den Bayern: "Sportlich ist es ganz okay, finanziell ist es auch in Ordnung, aber Fußballer sind auch Menschen."Zudem kritisierte Kahn auch die Verjüngung im Team der Bayern. Dies habe Grenzen, "es kann nicht das Ziel des FC Bayern sein, eine verstärkte U21 aufzubauen".