Sein Herz schlägt immer noch rot. Und blutet, wenn es bei den Bayern nicht läuft wie gewünscht. Giovane Elber schaut mit Sorge auf die derzeitige Lage beim Rekordmeister. Bei SPOX spricht der 38-Jährige über seinen Favoriten für die Nachfolge von Louis van Gaal und die Probleme seines "Ziehsohnes" Breno. Außerdem erklärt Elber, warum er nie selbst Trainer werden wird.
SPOX: Herr Elber, die Zeit von Louis van Gaal beim FC Bayern München, Ihrem alten Verein, geht langsam zu Ende. Was sagen Sie zum Tohuwabohu in München?
Giovane Elber: Das ist ganz normal in München. Die Bayern haben in dieser Saison ja so gut wie keine Möglichkeit mehr, einen Titel zu holen. Im letzten Jahr hat alles geklappt, dieses Jahr gar nichts mehr. Man hat auch gemerkt, dass die Spieler keine gute Vorbereitung hatten nach der Weltmeisterschaft in Südafrika. Außerdem sind keine neuen Spieler gekommen, erst im Januar hat man reagiert und Luiz Gustavo geholt.
SPOX: Wer muss die Schuld auf sich nehmen? Der Trainer oder doch die Vereinsführung?
Elber: Ich glaube, alle haben Fehler gemacht. Der Trainer hat letztes Jahr bewiesen, dass er ein Guter ist, immerhin hat er das Team bis ins Champions-League-Finale geführt. Der komplette Verein muss jetzt einfach sehen, dass man die Qualifikation für die Champions League schafft. Nächstes Jahr ist das Finale ja in München, und da wäre es schade, wenn man sich nicht mal qualifiziert.
SPOX: Die Vereinsführung hat entschieden, dass Louis van Gaal zumindest bis zum Saisonende bleibt. Der richtige Schritt? Oder hätte man gleich einen Schnitt machen müssen?
Elber: Ich hätte es genauso gemacht. Es steht am Dienstag das wichtige Rückspiel gegen Inter Mailand an, da ist es gut, einen Trainer zu haben, der die Mannschaft kennt. Ich hoffe, sie schaffen den Einzug ins Viertelfinale. Wenn sie aber ausscheiden, gehe ich davon aus, dass man ihn doch noch vor dem Saisonende entlässt.
SPOX: Aber was macht man, wenn van Gaal die Bayern ins Finale führt oder sogar die Champions League gewinnt? Kann man dann überhaupt die Zusammenarbeit mit dem Trainer beenden?
Elber: Das sollte kein Problem sein. Der Trainer merkt ja auch, dass er nicht mehr die volle Rückendeckung der Vereinsführung hat. Da muss man dann diesen Schritt machen. So hart ist das Geschäft nun mal.
SPOX: Deswegen sind Sie auch nicht Trainer geworden, oder?
Elber: Genau. Ich wäre zu weich für dieses Geschäft.
SPOX: Sie stehen den Bayern als Nachfolger von van Gaal also nicht zur Verfügung. Wen sollte man holen?
Elber: Ich hoffe, dass es Ralf Rangnick wird. Er ist ein sehr guter Trainer und würde sicherlich gut nach München passen. Schon bei Stuttgart, Schalke und vor allem Hoffenheim hat er gute Leistungen gebracht. Es ist erstaunlich, was er mit so einem kleinen Verein geschafft hat. Außerdem hat er ein gutes Auge für neue Spieler. Ich kenne ihn auch persönlich. Als ich noch bei Suttgart war, hat er bei den Physiotherapeuten gearbeitet.
SPOX: Ihr Wunsch ist also Ralf Rangnick. Soll es Ihr "Ziehsohn" Breno dann unter ihm noch mal probieren, nachdem er zuletzt mit einem Abschied aus München kokettiert hat?
Elber: Er muss unbedingt bleiben. Wenn dann ein neuer Trainer kommt, bekommt er sicherlich eine Chance. In dieser Saison hat er einfach nicht die Kontinuität gehabt, dann ist es für jeden Spieler schwer, Top-Leistungen zu bringen. Wenn man sieht, wer schon alles hinten drin gespielt hat: Ein Tymoschtschuk ist eigentlich als Sechser gekauft worden, jetzt spielt er als Innenverteidiger. Eine klare Linie war die komplette Saison nicht vorhanden. Das tut dann schon weh, wenn ein Spieler auf deiner Position spielt, der normalerweise ganz woanders aufläuft. Das ist für einen Spieler auch nicht ganz so einfach zu verkraften. Jeder Spieler braucht Selbstvertrauen. Ohne geht es einfach nicht. Dann macht man nur Fehler.
SPOX: Und wenn es dann nicht klappt mit einem Stammplatz für ihn?
Elber: Er muss alles geben unter dem neuen Trainer, um eine Chance zu erhalten. Wenn er dann nicht spielt, kann er natürlich über einen Wechsel nachdenken. Aber normalerweise muss er zumindest versuchen, sich durchzukämpfen.
Die Saison der Bayern im Überblick