FC St. Pauli: Die Bilanz der Stanislawski-Elf in den letzten Wochen (fünf Niederlagen in Folge) ist verheerend, noch schlimmer ist nur noch die Verletzungsmisere des Kiezklubs. Vor allem in der Defensive herrscht Notstand. Mit Rothenbach, Morena, Zambrano, Oczipka und Volz fallen mittlerweile fünf Leistungsträger langfristig aus. Stanislawski ist also zum Improvisieren gezwungen. Auf rechts ist ihm das mit der Umschulung von Offensivmann Fin Bartels zum Außenverteidiger bereits gelungen, auf links kommt er nun um ein ähnliches Experiment wohl nicht herum. Als aussichtsreichster Kandidat für diese Maßnahme gilt dabei Rouwen Hennings. Der gelernte Angreifer durfte sich im Test beim TSV Nützen eine Halbzeit lang auf links als Volz-Vertreter beweisen. Fazit: Ausbaufähig. Falls sich Stanislawski gegen das Hennings-Experiment entscheidet, übernimmt Jan-Philipp Kalla den Part.
Eintracht Frankfurt: Mit Ricardo Clark scheint ein erster Gewinner des Trainerwechsels schon festzustehen. Der Amerikaner war bei Michael Skibbe nur zweite Wahl, kam in der Hinrunde lediglich auf 15 Spielminuten. Die drei Startelfeinsätze zu Beginn des neuen Jahres verdankte Clark letztlich der Tatsache, dass sich die gesamte Frankfurter Defensive im Krankenstand befand. An den beiden letzten Spieltagen wurde Clark nach schwachen Leistungen frühzeitig ausgewechselt. Daum hat den 28-Jährigen zuletzt des Öfteren zum Gespräch zur Seite genommen und scheint im Kampf gegen den Abstieg auf dessen Zweikampfstärke und -härte setzen zu wollen. Es erscheint als wahrscheinlich, dass Clark für den unter einer Sprunggelenkstauchung leidenden Rode die Doppelsechs zusammen mit Schwegler bilden wird.
Borussia Dortmund: Als Mohamed Zidan im vergangenen Jahr das Kreuzband riss, verlor der BVB in der Endphase der Saison einen seiner besten Spieler. Monate der Reha folgten, seit Ende 2010 gehört Zidan wieder dem Kader des Tabellenführers an. Anfang Dezember feierte er in der Europa League gegen Lwiw sein Comeback, die körperlichen Rückstände waren in 23 Minuten Spielzeit allerdings nicht zu übersehen. In der Rückrunde kam der 29-Jährige nur zu Kurzeinsätzen, gegen Kaiserslautern zog er sich zudem eine Rückenverletzung zu und fiel erneut aus. Am letzten Spieltag gegen Mainz durfte Zidan auf der Zehner-Position ganze 21 Minuten ran, zeigte allerdings ein schauderhaftes Spiel. Er verlor fast jeden Ball (u.a. auch jenen vor dem Mainzer Ausgleichstor), verlangsamte bei Ballbesitz das Spiel und spielte zudem ein paar haarsträubende Fehlpässe. In dieser Verfassung wird Zidan in dieser Spielzeit wohl keine Option mehr für die Startelf. Zumal sich in Lewandowski, Götze und womöglich bald auch wieder Kagawa drei Kräfte vor Zidan etabliert haben.
Borussia Mönchengladbach: Großes Talent, Stürmer mit Perspektive, das Gesicht der Borussia-Zukunft: Fabian Bäcker war bei der Borussia bisher vieles, nur gespielt hat er bei den Profis so gut wie nie. Sein letzter Bundesliga-Einsatz datiert vom Februar 2010. Auch Lucien Favre hat den 20 Jahre alten Stürmer nicht auf seiner Agenda, obwohl der Youngster bei der U 23 durchaus überzeugt. Die Idee, Bäcker als Stürmer für die neu zu formierende Zweitliga-Mannschaft zu installieren, liegt nahe, doch man trifft sich im Unterhaus aller Voraussicht nach als Gegner. Eine Trennung im Sommer gilt schon länger als sicher. Bäckers Vertrag läuft aus, diverse Zweitligisten haben bereits Interesse bekundet, mit Fortuna Düsseldorf und Alemannia Aachen sind zwei Klubs zuletzt konkret geworden. Aachen soll sogar schon einen unterschriftsreifen Vertrag vorgelegt haben. "Ein interessanter Spieler", sagt Aachens Sportdirektor Erik Meijer. In Mönchengladbach denkt man anders.
1. FC Nürnberg: Trotz der Niederlage gegen Werder am letzten Spieltag ist der Club noch immer die zweitbeste Mannschaft der Rückrunde, vor allem dank einer starken Defensive und einer stabilen Viererkette. In Köln fehlen davon nun zwei Glieder, denn Javier Pinola (5. Gelbe) und Timothy Chandler (Gelb-Rot) sind gesperrt. Dass die beiden durch Marvin Plattenhardt (links) und Juri Judt (rechts) vertreten werden, ist keine Überraschung. Klar ist auch, dass Youngster Plattenhardt seinen Platz nach dem Köln-Spiel wieder räumen muss. Weitaus spannender ist da schon die Frage nach der Besetzung des Rechtsverteidigerpostens, wenn Chandler wieder spielen darf. Zwar galt Judt bis zu seiner Verletzungspause als unumstritten, Chandler allerdings überzeugte bei seinen Auftritten als dynamischer Flankenläufer, der der Nürnberger Offensive deutlich mehr Impulse gab als Judt. Der wird deshalb gegen Köln eine starke Leistung zeigen müssen, um seinen Status als Nummer eins auf rechts zu behaupten.
Hamburger SV: Trotz knallharter Konditionseinheiten ist die Atmosphäre in Hamburg locker und gelöst - obwohl im Hintergrund etliche Personalfragen weiterhin ungeklärt sind. Spieler und Verein üben sich in Geduld, angesichts der verworrenen Situation in den Führungsgremien bleibt ihnen auch wenig anderes übrig. Nur bei Piotr Trochowski soll angeblich in der nächsten Woche schon eine Entscheidung fallen. Nimmt der 27-Jährige in Hamburg einen weiteren Anlauf im Kampf gegen sein Etikett als "ewiges Talent"? Oder beendet er das Kapitel und geht nach Florenz, Bremen oder Sevilla.Die Partie in Hoffenheim wäre also die letzte Chance für eine gegenseitige Standortbestimmung. Die Chancen auf einen Einsatz Trochowskis stehen durch die Gelb-Sperre von van Nistelrooy gar nicht so schlecht. Allerdings wollte Oenning sich noch nicht festlegen, ob er das Fehlen des Holländers durch einen alternativen Stürmer oder einen zusätzlichen Mittelfeldspieler kompensieren will. Klar scheint allerdings: Die "Zehn" ist nach dem Aha-Erlebnis gegen Köln für Ze Roberto reserviert. Trochowski müsste also auf eine der Halbpositionen, den Flügel oder das defensive Mittelfeld ausweichen.
1. FC Kaiserslautern: Vier Spiele, acht Punkte - der FCK hat sich zuletzt wieder etwas Luft im Tabellenkeller verschafft. In den letzten beiden Spielen gab's gar zwei Siege. Im Tor stand dabei Kevin Trapp. Der deutsche U-21-Nationalspieler ist eigentlich die Nummer zwei bei den Pfälzern. Eigentlich. Denn in Abwesenheit des verletzten Tobias Sippel hat sich Trapp auf Augenhöhe mit seinem Konkurrenten gespielt. Davon dass Sippel nach seiner Rückkehr wieder die unumstrittene Nummer eins sein wird, ist beim FCK plötzlich nicht mehr die Rede. "Nach den zwei guten Auftritten von Kevin wollen wir die Eindrücke abwarten und dann entscheiden - entscheiden, was das beste für das Kollektiv ist", sagt Coach Marco Kurz. Im bisherigen Saisonverlauf leistete sich Sippel die eine oder andere Schwäche, während Trapp zweimal gefiel. Keine Frage: Selbst wenn Sippel gegen Leverkusen wieder im Tor steht, ist er nicht mehr unantastbar.
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