KommentarEs droht eine juristische Hängepartie um die arbeitsrechtlichen und finanziellen Modalitäten, am Ausgang wird sich jedoch nichts ändern: Der FC Schalke 04 trennt sich von Felix Magath und wird einen neuen Cheftrainer verpflichten.
Offenbar ist der Nachfolger bereits gefunden: Alle Beobachter gehen davon aus, dass Ralf Rangnick fünf Jahre nach seiner Entlassung auf Schalke zurückkehrt. Ungeklärt scheint lediglich die Frage, ob er die Mannschaft bereits in der laufenden Saison oder erst im Sommer übernimmt.
Die entscheidende Frage ist jedoch eine andere: Ist Rangnick überhaupt der richtige Trainer für Schalke?
Kompetenz steht außer Frage
An seiner fachlichen Befähigung bestehen keinerlei Zweifel. Rangnick gehört seit über einem Jahrzehnt zu den Referenzen im deutschen Fußball. Erst sein Pioniergeist ebnete den Weg für Trainer moderner Prägung wie etwa Thomas Tuchel und Robin Dutt.
Von seiner Kompetenz abgesehen sprechen jedoch mehr Gründe gegen als für Rangnick.
Kollision mit Heldt vorgezeichnet
Angefangen beim Schalker Kader, der so gar nicht für sein Pressing-Dogma ausgelegt scheint: Rangnicks Philosophie erfordert Antrittsschnelligkeit, von Jefferson Farfan und Atsuto Uchida abgesehen weisen jedoch alle Stammspieler - zum Teil gravierende - Geschwindigkeitsdefizite auf.
Hinzu kommen die zu erwartenden Spannungen mit Horst Heldt, dem neuen sportlichen Souverän: Nachdem Heldt von Magath zum Erfüllungsgehilfen degradiert wurde, sieht der Vorstand nun nach Monaten der Demütigung die Chance gekommen, sich als starker Mann zu positionieren.
Rangnick jedoch orientiert sich ähnlich wie Magath am englischen Modell, wonach dem Trainer die zentrale Verantwortung zukommt.
Ab 300.000 Euro wird's schleppend
Besonders erstaunlich mutet Rangnicks Interesse an, wenn man das zu Ineffizienz neigende Schalker Vereinsgebilde bedenkt. In Hoffenheim kam es zum Zerwürfnis, weil Rangnick den Auseinandersetzungen mit Dietmar Hopp und dem vom Gönner installierten Kontrollbeirat überdrüssig war. Dieser hatte kostspielige Transfers aus Vorsicht und Sparsamkeit verhindert oder erschwert.
Auf Schalke erwartet ihn eine Steigerung dessen, alleine daran ablesbar, dass jede Ausgabe über 300.000 Euro vom elfköpfigen Aufsichtsrat bewilligt werden muss und der Verein trotz des Champions-League-Viertelfinals finanziell weiterhin haushalten muss.
"Mein Herz hängt an Schalke"
Die Liste an Argumenten gegen Rangnick lesen sich derart: Rangnicks in der Vergangenheit oft schwieriges Verhältnis mit den Stars seiner Mannschaft. Rangnicks teils sture, teils eitle Attitüde. Rangnicks launischer Umgang mit den Medien und den Klub-Mitarbeitern.
Rangnick gehört zweifelsfrei zu den besten Trainern Deutschlands. Und dass die Rückkehr auf Schalke einen enormen Reiz ausübt, ist verständlich. "Mein Herz hängt an Schalke", betonte er wiederholt.
Das ändert jedoch nichts daran, dass Rangnick und Schalke nicht zusammenpassen.
Ralf Rangnick im Steckbrief