Daum: "Ich werde immer ein rotes Tuch bleiben"

SID
Erkennt die schweren Folgen des Kokainskandals vor elf Jahren: Eintracht-Coach Christoph Daum
© Getty

Christoph Daum hat nach seiner Rückkehr auf die Bundesliga-Bühne wieder Lunte gerochen und denkt schon an Europa. Der neue Trainer von Eintracht Frankfurt weiß aber auch, dass er für einige immer ein "rotes Tuch" bleiben wird.

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Nach dem ersten kleinen Sieg mit seiner neuen Mannschaft entspannte Christoph Daum im Kreise seiner Familie am Rhein und verabschiedete sich für ein paar Stunden vom Wahnsinn am Main. Doch fünf Tage nach seiner Rückkehr auf die Bundesliga-Bühne hat der neue Trainer von Eintracht Frankfurt längst wieder Lunte gerochen.

"Klar ist: Die Perspektive muss Europa heißen. Dafür ist Frankfurt vorbereitet", sagte Daum im Kölner Express, warnte aber gleichzeitig vor zu hohen Erwartungen im Abstiegskampf: "Ich bin kein Wunderheiler oder Messias. Mit meiner Unterschrift ist die Eintracht nicht gerettet."

Debüt gegen Felix Magath

Neun Punkte, so glaubt der 57-Jährige, seien für den Klassenerhalt notwendig. Sein Debüt auf der Trainerbank des Tabellen-14., der am Wochenende ein Trainingsspiel gegen den eigenen Nachwuchs mit 2:1 gewann, gibt Daum am 3. April im Spiel beim VfL Wolfsburg mit Felix Magath auf der Trainerbank. Es ist das Duell der beiden schlechtesten Rückrundenteams.

Obwohl der Vertrag von Daum in Frankfurt zunächst nur bis zum Saisonende läuft, plant Eintrachts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen perspektivisch mit dem ehemaligen Stuttgarter Meistertrainer. "Selbstverständlich haben wir das Ziel, mit ihm langfristig erfolgreich zusammenarbeiten. Wenn wir den Klassenerhalt geschafft haben werden wir uns wieder zusammensetzen", sagte Bruchhagen im Doppelpass von Sport1.

Daum hatte durch seine Verpflichtung ein noch nie dagewesenen Medien-Interesse am Main ausgelöst. Sein erstes Training vor 2000 Schaulustigen im Schatten der WM-Arena am Mittwoch war live von einem TV-Sender übertragen worden.

Kokainskandal mit weitreichenden Folgen

Trotz aller Euphorie im Umfeld seines neuen Arbeitgebers ist sich der eloquente Hoffnungsträger bewusst, dass er auch in Zukunft polarisieren wird. "Selbst wenn ich dreimal hintereinander deutscher Meister werden würde, wird es immer einen kleinen Prozentsatz geben, der mich sehr, sehr kritisch sieht und für den ich ein rotes Tuch bin", sagte der im Jahr 2000 dem Kokainmissbrauch überführte Daum im Gespräch mit der Welt am Sonntag.

Bruchhagen setzt im Abstiegskampf in erster Linie große Stücke auf den Motivator Daum. "Von wesentlicher Bedeutung war, dass wir einen Trainer gebraucht haben, der aus einer Lethargie heraus einen Impuls setzen kann", erklärte der Eintracht-Boss und verteidigte seine überraschende Wahl: "Alle haben gesagt, der wird dir zwar die Hölle heiß machen und es kommen schwierige Zeiten auf dich zu." Aber das sei die richtige Entscheidung.

Aufbruchstimmung in Frankfurt

Mit dem Engagement seiner Profis ist Daum nach den ersten Einheiten sehr zufrieden. Die Spieler, die in der Rückrunde aus zehn Spielen nur fünf Punkte holten, zeigten unglaublich viel Engagement. "Es ist eine Aufbruchsstimmung zu spüren." Der neue Coach musste seine Schützlinge nach eigenen Angaben regelrecht bremsen, um keine Blessuren zu riskieren.

In den nächsten Tagen will der 57-Jährige auch Einzelgespräche führen. Daum: "Manche muss man aufbauen, manchen muss man den Mist aus dem Kopf hauen." Sich selbst sieht er als "Vorreiter" der jungen Trainer-Generation um den Mainzer Thomas Tuchel. Das dürfe er von sich behaupten, meinte Daum und begründete: "Ich versuche ständig, mich zu überprüfen, modernste Sachen auszuprobieren."

Daum setzt wie bereits zuvor bei seinen Stationen Köln, Stuttgart, Leverkusen und Istanbul auf die Unterstützung seines Co-Trainers Roland Koch. Dieser feuerte die Eintracht-Profis in den ersten Tagen beim Aufwärmen laustark an und forderte auf Kommando unter anderem einen simulierten Torjubel. Besonders gut gefällt Koch das Klub-Maskottchen: Der Adler. "Er ist blitzschnell und dynamisch, hat ein gutes Auge und kann zustoßen. Genau das muss die Mannschaft nun auch tun", sagte Koch.

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