Intimfeinde bis zum Lebensende: Das Tischtuch zwischen Trainer Christoph Daum vom Bundesligisten Eintracht Frankfurt und Bayern Münchens Präsidenten Uli Hoeneß ist offenbar endgültig zerschnitten. "Mit dem eben erwähnten Herrn will ich gar nicht mehr zusammentreffen. Das brauche ich gar nicht mehr zu erwähnen. Das Thema ist erledigt", sagte Daum dem "hr"-Fernsehens.
Am kommenden Samstag (15.30 Uhr im LIVE-TICKER) treffen die Hessen in der Frankfurter WM-Arena auf den deutschen Rekordmeister. Daum will seinem Erzfeind Hoeneß weder die Hand geben noch mit ihm sprechen.
"Irgendein Pülverchen im Kaffee"
Schließlich hatte Hoeneß vor drei Wochen mit Blick auf die Kokain-Vergangenheit Daums gemutmaßt, Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen müsse bei der Verpflichtung des Star-Trainers "irgendein Pülverchen im Kaffee" gehabt haben.
Auf Anspielungen auf den Kokain-Skandal von 2000, der Daum den Posten des Bundestrainers kostete, reagiert der Eintracht-Coach immer noch allergisch.
Auf die Frage, ob es der größte Fehler in seinem Leben gewesen sei, entgegnete der 57-Jährige: "War er das wirklich? Ich weiß es nicht. Dieser Vorfall hat sich auf jeden Fall in meinem Lebenslauf verewigt - und zwar mit Kugelschreiber, sodass man ihn leider nicht ausradieren kann." Es sei ein Fehler gewesen, "der mich immer verfolgen wird und auf dem jeder rumreiten kann".
Rückendeckung von Bruchhagen
Rückendeckung im Zwist mit Hoeneß erhielt Daum von Bruchhagen. "Es ist einfach ärgerlich und unnötig, das Uli auf diese elf Jahre zurückliegende Kokain-Affäre anspielt. Er ist zu weit weg von Eintracht Frankfurt", sagte Bruchhagen und fügte hinzu: "Ich habe mir das Video des fraglichen Interviews angesehen und sage: Er hat es aus einer Weinlaune heraus gesagt."
Bereits seit 22 Jahren kann Hoeneß den Zampano nicht riechen. 1989 hatte Frischling Daum als damaliger Trainer des 1. FC Köln einen seiner legendären Laustsprecher-Auftritte, als er im "ZDF"-Sportstudio den FC Bayern mit markigen Worten herausforderte.
Elf Jahre später folgte der Kokain-Skandal, der durch eine Anspielung von Hoeneß über den verschnupften Daum erst so richtig ins Rollen kam. "Ich habe Uli Hoeneß zweimal zur Entschuldigung die Hand gegeben. Es ist für mich immer wieder enttäuschend, nach all den Begegnungen, die wir hatten. Ich werde nicht sagen, wie es in mir aussieht", sagte Daum.
Ein Punkt muss her
Ohnehin darf sich der Frankfurter Chefcoach vor dem Spiel gegen die Bayern nicht von der Fehde mit Hoeneß ablenken lassen. Denn die Eintracht braucht gegen den Champions-League-Aspiranten mindestens einen Punkt, um nicht ganz tief in den Abstiegsstrudel gerissen zu werden.
"Wir sind sicher Außenseiter. Aber im Fußball passieren immer wieder Überraschungen", sagte Daum, der weiter um den Einsatz von Abwehr-Raubein Maik Franz (Fußprellung) bangt. Definitiv ausfallen wird Alexander Meier wegen der fünften Gelben Karte.
Der Steckbrief von Christoph Daum