Werder Bremen: Auf neuen, alten Wegen

Von Stefan Rommel/Marc-Oliver Robbers
Per Mertesacker steht sinnbildlich für die Bremer Problemzone Innenverteidigung
© Getty

Werder Bremen steht vor einer ungewissen Zukunft. Der Verein leidet noch immer unter seinen Altlasten, Sportdirektor Klaus Allofs muss auf dem Transfermarkt einen äußerst schweirigen Spagat schaffen. Bisher läuft die Suche nach Verstärkungen ganz gut - es bleibt aber eine neue Problemzone.

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Innerhalb weniger Stunden erfuhr Werder Bremen am Mittwoch eine kleine Nachbildung der abgelaufenen Saison. Der Transfer von Lukas Schmitz vom FC Schalke 04 stehe kurz bevor. Die Bremer und der Spieler sind klar, jetzt geht es lediglich noch um die Ablösesumme.

"Lukas ist sich mit Werder einig, nun müssen sich die beiden Vereine auf eine Ablöse verständigen. Sie sind aber nicht weit auseinander", sagte Schmitz' Berater Tobias Sander.

Beinahe zeitgleich musste Werder eine andere Kunde aus dem fernen Mailand registrieren: Der Grieche Sokratis Papastathopoulos, ebenfalls stark umworben, kehrt zu seinem Ex-Klub FC Genua zurück. Doch nun gab's sogar in beiden Fällen die positive Entwicklung. Schmitz hat bereits unterschrieben. Auch der Papastathopoulos-Wechsel scheint nur noch eine Formsache zu sein.

Vom Außen- zum Innenverteidigerproblem

Mit der Verpflichtung von Schmitz, der Routinier Mikael Silvestre über kurz oder lang auf der linken Abwehrseite beerben soll, wird ein Dauerthema geschlossen.

Die Suche nach einem geeigneten Linksverteidiger hat in Bremen schon gute Tradition, mit Silvestre und bald auch Schmitz stehen zwei zumindest solide Lösungen dafür parat. Mittlerweile hat Trainer Thomas Schaaf aber noch viel größere Sorgen im Abwehrzentrum. Und deshalb wäre die Papastathopoulos-Verpflichtung fast noch wichtiger.

Wann und ob überhaupt Naldo wieder zurückkehrt, ist weiter völlig offen. Der Brasilianer fällt jetzt seit über einem Jahr aus. Alle paar Wochen gibt es neue Wasserstandsmeldungen, mal positiv, dann wieder negativ. Sicher scheint nur: Mit Naldo kann Schaaf in naher Zukunft nicht rechnen.

Zumal der Brasilianer selbst nach einer völlig auskurierten Verletzung noch lange nicht wieder das Leistungsniveau erreichen wird, das er über Jahre gezeigt hat.

Prödls und Mertesackers Rückkehr auch ungewiss

Sebastian Prödl wurde Ende März am Gesäßmuskel operiert. Im Training hatte er sich einen "Muskeleinriss an der linken Gesäßhälfte mit langem Riss an der Muskelsehnenplatte" zugezogen.

Dass seine Nachbehandlung mehrere Wochen in Anspruch nehmen würde, war damals schon klar. Dass der Österreicher aber bis heute nicht auf dem Weg zurück ist, macht die Sache für die Verantwortlichen ziemlich schwierig.

Da weiterhin auch Per Mertesacker wegen einer komplizierten Verletzung an der Ferse nicht fit ist, ergibt sich für Allofs und Schaaf ein veritables Problem in der Innenverteidigung.

Pasanen-Abschied endgültig

Sogar eine Rückholaktion des schon verabschiedeten Petri Pasanen stand zur Debatte. Doch der Defensiv-Allrounder entschied sich gegen das Angebot der Grün-Weißen.

"Wir hatten sehr gute Gespräche, in denen wir die Situation erörtert haben. Petri hat sich am Ende dafür entschieden, dass er ein neues sportliches Kapitel aufschlagen will", bestätigte Allofs den endgültigen Abgang des Finnen auf der Werder-Seite. Pasanen wechselt zu Red Bull Salzburg nach Österreich.

Selbst der Vertrag mit Dominik Schmidt, in der Innenverteidigung mit Ach und Krach die äußerste Notlösung und auf dessen Position rechts in der Viererkette allenfalls Bundesligadurchschnitt, ist immer noch nicht in trockenen Tüchern.

Schwieriger Spagat für Allofs

Es ist noch gar nicht so lange her, da konnte Allofs noch mit den Einlagen vom Festgeldkonto auf Einkaufstour gehen. Die Bremer Erfolge haben Gelder generiert, mit denen auch Transfers in höherer Millionensumme möglich waren.

Jetzt fehlen nicht nur diese finanziellen Mittel, auch der Stadionumbau wurde deutlich teurer als veranschlagt. Und dem Klub fehlt das übliche Lockmittel für neue Spieler: Die Auftritte im internationalen Geschäft.

Allofs hat nicht umsonst schon zum Ende der letzten Saison einen größeren Umbruch prognostiziert, wohl wissend, dass die Diskrepanz zwischen kostspieligem Inventar und dem Erreichten eine schwere Bürde für die anstehende Spielzeit wird.

Wie in Stuttgart oder Hamburg muss der Klub nach und nach seine Gehaltsstruktur innerhalb der Mannschaft in den Griff bekommen. Bei Werder gibt es immer noch eine ganze Reihe von Spielern, die ihre Verträge in den fetten Zeiten der Champions League abgeschlossen oder verlängert haben, zu den damals angemessenen Konditionen.

Ekici ein Mustertransfer

Jetzt aber fehlt das Geld aus Europa, die Verträge laufen weiter. Das macht es umso schwieriger für Allofs, der nicht mehr wie gewohnt mit einem fixen Konzept frühzeitig auf dem Markt attackieren kann, sondern erstmal abwarten muss, welche Gelegenheiten sich ergebeb - um dann zu feilschen.

Einzig der Transfer von Mehmet Ekici erinnert an die alten Zeiten: Mit einem jungen, entwicklungsfähigen Spieler wurde schnell eine Vereinbarung erzielt. Der klassische Bremer-Transfer - der nebenbei auch die zweite, etwas jüngere Problemstelle bereinigen könnte: die Nachfolge des doch schmerzlich vermissten Mesut Özil.

Dazu passt, dass Aleksandar Ignjovski wohl noch in dieser Woche als Nachfolger von Torsten Frings präsentiert werden soll. Deutlich jünger, deutlich billiger - aber eben auch mit dem Risiko behaftet, es in der Bundesliga nicht zu packen.

Kommt Papastathopoulos doch noch?

"Es geht nicht darum: Was kann man ausgeben? Es geht darum, was man ausgeben will", hatte Allofs vor einigen Wochen noch gesagt. Wobei diese Sache in Bremen längst nicht mehr so einfach ist. Der Verein muss in vielen Bereichen erst wieder zwei Schritte zurück machen, um einen vorwärts zu kommen. Fast wie zu Beginn der Ära Schaaf und Allofs.

Immerhin klettert der Werder-Boss am Donnerstag in eine Maschine nach Italien. Da Papastathopoulos angeblich nicht in Genua bleiben möchte, könnte ein Transfer doch noch zustande kommen.

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