Mit dem Gewinn der Meisterschaft und der Teilnahme an der Champions League hat sich der finanzielle Spielraum von Borussia Dortmund deutlich vergrößert.
Der vor Jahren noch klamme Verein ist mittlerweile in der Lage, einen Personaletat von rund 40 Millionen Euro zu stemmen. Laut Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bestehe auch keine Notwendigkeit, in der kommenden Spielzeit erneut in die Königsklasse einzuziehen, um den Kader finanzieren zu können.
Dieser wurde von der sportlichen Leitung nur dezent verändert. "Es ist uns auch diesmal nicht gelungen, mit unseren Zugängen den Altersdurchschnitt anzuheben", lacht Sportdirektor Michael Zorc. Zusammen mit Watzke beobachtet er die Trainingseinheiten in lässiger Sportbekleidung von einem kleinen, überdachten Trainerbänkchen aus. Beide wirken entspannt, machen Späße und erwecken somit den Eindruck, zufrieden mit dem Ist-Zustand der Mannschaft zu sein.
Perisic: Teuerster Transfer seit neun Jahren
Gut zwei Wochen sind die Neuen bislang im Training mit dabei. Lediglich der verletzte Rückkehrer Julian Koch fehlt der Borussia noch eine ganze Weile und wird frühestens zur Rückrunde zum Team stoßen können.
Auch Mustafa Amini zählt zu den Neuverpflichtungen, der 18-Jährige wurde jedoch ein weiteres Jahr an seinen australischen Klub Central Coast Mariners verliehen.
Immerhin: Für Ivan Perisic lehnte man sich ein wenig aus dem Fenster und gab so viel Geld aus wie zuletzt vor neun Jahren. Auch Ilkay Gündogan war nicht billig, doch beide Spieler konnte man dank der Ablöse des abgewanderten Nuri Sahin im Grunde problemlos finanzieren.
Eine Bestandsaufnahme von Dortmunds Neuverpflichtungen:
Ivan Perisic (22), für 5,5 Millionen Euro vom FC Brügge
Man muss kein Hellseher sein, um davon auszugehen, dass Perisic die 22 Tore, die er im Vorjahr in Belgien schoss, in der Bundesliga nicht wiederholen wird.
Der Kroate kämpft derzeit im Vergleich zu den restlichen Neuverpflichtungen mit den größten Anpassungsproblemen. Diese seien laut Trainer Jürgen Klopp aber normal und auch einkalkuliert.
"Ivan fällt es im Moment etwas schwerer. Das liegt auch daran, dass er ein etwas größerer und schwererer Spieler ist, die Belastung steckt ihm etwas mehr in den Beinen. Die kleinen, leichten Jungs kommen damit im Moment besser zu Recht. Das Training wirkt vom Zeitpunkt her eben unterschiedlich", sagte Klopp.
Damit hatte wohl auch Perisic selbst gerechnet und stieg fünf Tage früher als nötig ins Mannschaftstraining ein.
Dort wirkt er noch ein wenig isoliert, auch weil er sich bisher nur mit Neven Subotic verständigen kann. Die Anweisungen von Co-Trainer Peter Krawietz kommen auf Französisch. Wenn er wieder in Dortmund sei, wolle er sich um einen Deutschlehrer bemühen.
"Ich mache noch nicht viel mit den anderen Spielern", bestätigt Perisic, fügt aber an, dass er im Trainingslager sowieso nur mit Trainieren und Schlafen beschäftigt sei.
In den Testspielen, in denen er bislang auf allen drei offensiven Mittelfeldpositionen - bevorzugt aber auf der linken Seite - eingesetzt wurde, sind seine Anlaufschwierigkeiten offensichtlich. Perisic wirkt platt.
"Ich muss mich schnellstmöglich an das im Vergleich zu Belgien deutlich härtere Training gewöhnen. Ich gebe zu, dass ich damit noch meine Probleme habe. Ich hoffe, dass ich mit der Zeit das System, das Jürgen Klopp spielen möchte, mehr verinnerliche und mich darin besser bewege", sagte Perisic gegenüber SPOX.
Klopp versucht, von Außen zu helfen und einzugreifen. "Der Trainer spricht während des Spiels viel mit mir, damit ich die defensiven Abläufe auf meiner Position besser verstehe", so Perisic.
Der Part als offensive Sechs kommt für ihn daher aktuell nicht in Frage. "Der Trainer weiß, dass ich auch auf der Sechs spielen kann. Das ist derzeit aber noch nicht so wichtig, da ich mich erst anpassen muss. Wir haben viele Spiele, da können sich ständig neue Situationen ergeben. Ich spiele aber grundsätzlich lieber etwas offensiver."
Zum Saisonstart ist daher anzunehmen, dass Perisic das Geschehen von der Bank aus beobachten wird und sich über Kurzeinsätze und kontinuierliche Trainingsarbeit an das neue Niveau gewöhnen muss. Konkurrent Kevin Großkreutz präsentiert sich derzeit jedenfalls deutlich spielfreudiger, ist mit den Abläufen im Dortmunder Spiel allerdings auch schon länger vertraut.
Teil 2, Dortmunds Neuzugänge: Gündogan, Leitner, Löwe, Bakalorz