Ein Mitarbeiter der TSG 1899 Hoffenheim hat nach Angaben des Vereins die Verantwortung für die Akustik-Attacke gegen Anhänger von Borussia Dortmund übernommen.
Der Mitarbeiter habe zugegeben, "während des Spiels eine entsprechende Apparatur eigenmächtig zum Einsatz gebracht zu haben", teilte der Klub am Montag mit. Weder die Geschäftsführung noch Mäzen Dietmar Hopp hätten von der Existenz und dem Einsatz eines Gerätes gewusst.
Dortmunder Fans waren während der Partie mit schrillen Tönen aus einem Lautsprecher unterhalb des Gästeblocks beschallt worden.
Aktion hätte "scherzhaften Charakter" haben sollen
Der Lautsprecher wurde immer dann eingeschaltet, wenn die Dortmunder Anhänger Schmähgesänge in Richtung Hopp anstimmten.
"Der Mitarbeiter wollte nach eigener Aussage 'ein Gegenmittel' gegen die aus seiner Sicht nicht mehr erträglichen Beleidigungen einsetzen", hieß es in der Stellungnahme des Klubs.
BlogEine Meinung zur Akustik-Attacke
Der Mitarbeiter sei sich der Tragweite nicht bewusst gewesen, die Aktion hätte "einen eher scherzhaften Charakter" haben sollen. Der Klub habe arbeitsrechtliche und disziplinarische Schritte gegen die Person eingeleitet.
Lautsprecher schon vergangene Saison im Einsatz?
Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Gerätschaft bereits in der vergangenen Saison beim Spiel von Hoffenheim gegen Eintracht Frankfurt zum Einsatz gekommen sein könnte. In einem Fanforum der offiziellen Eintracht-Webseite schrieb ein User im April, dass bei Anti-Hopp-Gesängen "immer eine Sirene abgespielt wurde, die die Gesänge übertönen sollte".
Gleichzeitig entschuldigte sich Hoffenheim bei den BVB-Anhängern. "Alle Verantwortlichen distanzieren sich ausdrücklich von dieser Aktion. Die Führung der TSG 1899 Hoffenheim wird dafür Sorge tragen, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen wird", hieß es.
BlogOffener Brief an Herrn Hopp
Ob diese Entschuldigung den BVB-Fans genügt, ist fraglich. Die Akustik-Attacke stieß Dortmunds Anhang sauer auf.
Jens Volke, Fanbeauftragter von Borussia Dortmund, zu den Vorfällen gegenüber den "Ruhrnachrichten": "Das war ein sehr lautes, schrilles Geräusch, das immer dann zu hören war, wenn Schmähgesänge angestimmt wurden. Ein grelles Fiepen, über das wir im Vorfeld des Spiels durch 1899 Hoffenheim nicht informiert wurden."
In einem Fan-Video ist das Geräusch zu hören. Außerdem existieren einige Fotos eines Holzkastens mit einer lautsprecherartigen Vorrichtung. Innerhalb der BVB-Fangruppen wird bereits über einen Protest gegen die Spielwertung diskutiert.
Diesen Einspruch müsste allerdings der Klub einlegen. Als Argumente dienen den Anhängern die Statuten der DFL, wonach eine Beschallung während des Spiels nicht erlaubt ist.
Heidelberger Polizei nimmt Ermittlungen auf
Einige Dortmund-Anhänger haben laut eigener Aussage bereits Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung gegen Unbekannt erstattet. Inzwischen hat die Heidelberger Polizei Ermittlungen gegen 1899 aufgenommen. Das bestätigte Polizeisprecher Harald Kurzer.
Blog Skandal in Hoffenheim?
"Bei uns ist heute eine Anzeige von einem Fan aus Pforzheim eingegangen", sagte Kurzer: "Wir prüfen den Verdacht der Körperverletzung."
1899 kündigt schärfere Kontrollen an
In einer Stellungnahme aus Hoffenheim kündigte man zudem gründlichere Kontrollen an.
"Wir werden den Ordnungsdienst sensibilisieren, zukünftig ein besonderes Augenmerk auf das Einbringen von solchen Fanfaren zu legen. Die Vorwürfe eines vorsätzlichen Handelns des Veranstalters sind haltlos. Die TSG 1899 Hoffenheim wird sich ihrerseits weitere rechtliche Schritte vorbehalten", hieß es.
Hopp selbst zeigte dabei kein Verständnis für Anzeigen der BVB-Fans. "Wer mich 90 Minuten lang permanent beleidigt, sollte nicht so empfindlich reagieren", sagte der Mäzen der "Rhein-Neckar-Zeitung": "Wenn die BVB-Fans Anzeige erstatten, dann müsste ich 200 Anzeigen wegen Beleidigung erstatten."
Vermutungen, dieses Zitat könne auf eine Mitwisserschaft schließen lassen, wies Hopp weit von sich. "Bei allem, was mir heilig ist, kann ich schwören, das nicht gewusst zu haben. Stellen Sie sich doch mal vor, es wäre so gewesen und dann herausgekommen. Das wäre ja ultrapeinlich", sagte er dem "Mannheimer Morgen". Bedauerlich sei, dass durch die Angelegenheit der sportliche Erfolg in den Hintergrund gerate.