Huntelaar: "Ich musste böse werden"

Von Interview: Haruka Gruber
Klaas-Jan Huntelaar geht in seine zweite Saison beim FC Schalke 04
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SPOX: In der U 20 wurden Sie kurzzeitig von Louis van Gaal trainiert, der als damaliger Trainer des A-Nationalteams auch bei der Junioren-WM 2001 die Verantwortung trug.

Huntelaar: Die wenigen Wochen zusammen reichten aber aus, um auf mich einen großen Einfluss zu haben. Nicht so sehr auf meine fußballerische Entwicklung an sich, dafür war die gemeinsame Zeit zu knapp. Aber seine Denkweise, sein professionelles Wesen, sein unfassbares Wissen über Fußball, das alles hat mich tief beeindruckt.

SPOX: Nach Ihrem Wechsel zu Schalke sagten Sie, dass sich van Gaal und Felix Magath ähneln würden. Inwiefern?

Huntelaar: In punkto Trainingsmethodik sind sie verschieden. Unterschiedlicher können zwei Trainer auch nicht sein: Van Gaal arbeitet mit dem Ball und hat viele Übungsformen, in denen es um Technik und Kombinationsspiel geht. Bei Magath hingegen heißt es: viel laufen, viel Physis. Was das zwischenmenschliche Verhalten und das gesamte Auftreten anbelangt, sind sie sich jedoch ähnlich. Ich finde es erstaunlich, wie sie sich mit Haut und Haaren dem Erfolg verschrieben haben.

SPOX: Sie selbst scheinen ähnlich erfolgsfixiert zu seien. Schon vor fünf Jahren war auf 'UEFA.com' zu lesen, dass Sie ein 'wandelndes Lexikon für Mittelstürmer' sind. Stimmt das?

Huntelaar: Bis zu einem gewissen Grad: ja. Vor allem in den Anfangsjahren habe ich sehr genau beobachtet, wie sich andere Mittelstürmer verhalten. Ich habe versucht, aus ihren Laufwegen abzuleiten, welche Gedanken sie haben und auf was sie spekulieren. Vor allem habe ich mich an Dennis Bergkamp und Patrick Kluivert orientiert, meine beiden Vorbilder. Mittlerweile schaue ich aber weniger auf andere, das kommt wohl ganz automatisch mit dem Alter.

SPOX: Immerhin sind Sie der 'weltbeste Strafraumspieler', wie van Gaal Sie einmal lobte.

Huntelaar: Ich werde sehr oft mit dem Zitat konfrontiert und ich finde es immer noch schmeichelhaft. Aber nein, das ist doch etwas übertrieben.

SPOX: In Heerenveen und bei Ajax Amsterdam hatten Sie durchschlagenden Erfolg, dann kam der Wechsel zu Real Madrid und damit ein Karriereknick. Wie deprimiert waren Sie, als sich herausstellte, dass Sie nicht einmal für die Champions League gemeldet wurden?

Huntelaar: Das ist einfach von vorne bis hinten unglücklich verlaufen. Ich will Real auch gar keinen großen Vorwurf machen. Der Verein kauft immer viel ein, und damals wurden zur Winterpause Lassana Diarra und ich gleichzeitig verpflichtet. Madrid war sich sicher, dass wir beide spielen könnten, aber das erwies sich als Irrtum. Deswegen wurde entschieden, dass Diarra den Vorzug bekommt, weil damals im Mittelfeld mehr Bedarf bestand. Mein Pech.

SPOX: Die zweite unschöne Episode war Ihr angeblicher Streit mit Mitspieler Arjen Robben.

Huntelaar: Das verfolgt uns seit Jahren, dabei ist überhaupt nichts dran. Um es klarzustellen: Wir waren vorher befreundet, wird sind befreundet und wir werden befreundet bleiben. Eine kleine Sache wurde total übertrieben dargestellt.

SPOX: Nämlich?

Huntelaar: Wir spielten in Bilbao und gewannen 5:2. Obwohl ich am Ende zwei Tore geschossen habe, musste ich bei einer Szene böse werden, weil Arjen bei einem Angriff selbst abschloss, statt zu mir zu passen. Dabei stand ich viel besser. Na ja, dann ergab ein Wort das nächste und Arjen sagte zu mir, von der Kamera eingefangen: 'Shut up!' Dabei sind das Sachen, die auf dem Fußball-Platz passieren und in der Kabine sofort vergessen sind.

SPOX: Über Real und den AC Milan landeten Sie auf Schalke. Welche Ziele haben Sie sich für die neue Saison gesteckt?

Huntelaar: Wir wollen in die Champions-League-Plätze. Wir haben letztes Jahr mit dem Champions-League-Halbfinale und dem Pokalsieg bewiesen, wie viel Klasse in unserem Kader steckt. Aber so schön auch die Erfolge waren: Uns sollte allen klar sein, dass der gesamte Fokus auf der Bundesliga liegen muss.

SPOX: Letztes Jahr waren Sie einer der Star-Transfers, in diesem Sommer gab es hingegen Spekulationen um den Kauf von Freiburgs Papiss Cisse als Ihren Nachfolger.

Huntelaar: Natürlich bekommt man die Gerüchte mit und macht sich seine Gedanken. Umso schöner fand ich es, als Ralf Rangnick gesagt hat, dass ich seine Nummer eins bin. Vor allem, nachdem das letzte halbe Jahr nicht ideal für mich gelaufen ist. Stürmer brauchen diese Art der Rückendeckung des Trainers.

SPOX: Haben Sie deswegen einen möglichen Wechsel zu Manchester United ausgeschlossen, obwohl Sie vor einigen Jahren erklärten, dass diesem Verein Ihre Liebe gehört?

Huntelaar: Ich habe ohnehin nie direkt etwas von United gehört. Es war nur für die Presse ein Thema. Was in der Zukunft kommt, kann man nie sagen, aber für mich stand immer fest, dass ich diese Saison für Schalke spiele.

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