Magath und der Fernsehbeweis: "Es wird Zeit!"

SID
Wolfsburgs Trainer fordert die Einführung des Fernsehbeweises in der Bundesliga
© Getty

Es war ein Wutanfall, wie ihn in der Bundesliga wohl nur Felix Magath bekommt. Der Kopf knallrot, der Mund weit aufgerissen, die Faust unter das Dach der Trainerbank geschmettert.

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Der Grund: eine von vielen strittigen Schiedsrichterentscheidungen am Wochenende, ein Tor von Patrick Helmes gegen Bayern München, absolut regelkonform, aber wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht gegeben.

Magath forderte nach dem 0:1 mit dem VfL Wolfsburg eine drastische Konsequenz: den Videobeweis, wie es ihn in anderen Sportarten seit vielen Jahren gibt. "Wenn vier Schiedsrichter nicht in der Lage sind, eine Szene richtig zu bewerten, dann wird es Zeit für den Fernsehbeweis", sagte Magath.

Helmes war nach seinem vermeintlichen Treffer in der 40. Minute schon jubelnd abgedreht, wurde aber überraschend von Schiedsrichter Knut Kircher (Rottenburg) zurückgepfiffen. "Ich war der Meinung, dass es ein reguläres Tor war", sagte Magath - und lag damit richtig.

Zwanziger pro Einführung des Fernsehbeweises

Denn Kircher gab nach dem Abpfiff zu, dass das Schiedsrichterkollektiv die Situation falsch bewertet hatte, der Treffer hätte zählen müssen. "Wir haben die Bilder im Fernsehen betrachtet. Es war ein Fehler, denn es war kein Abseits", sagte Kircher, der sich über den TV-Beweis zurückhaltend äußerte: "Solange es nicht zugelassen ist, müssen wir darüber nicht diskutieren. Wir als Schiedsrichter können das nicht entscheiden."

DFB-Präsident Theo Zwanziger steht der Einführung des Videobeweises grundsätzlich positiv entgegen. "Wir müssen uns bemühen, die Ergebnisse gerechter zu machen, was natürlich nie ganz gelingen wird. Auf den ersten Blick drängt sich der Einsatz z.B. von TV-Bildern auf.

Tatsachenentscheidung muss bleiben

Aber: Die Tatsachen-Entscheidung des Schiedsrichters muss unantastbar bleiben", sagte er der "Bild"-Zeitung: "Ich kann mir nur vorstellen, dass der Schiedsrichter sich bei einer gravierenden Frage wie Tor oder Nicht-Tor Hilfe holt, bevor er eine Entscheidung fällt. Es darf nicht dazu kommen, dass TV-Beweise Entscheidungen rückgängig machen. Und: Spiele dürfen nicht zu oft und zu lange unterbrochen werden."

Ob sich die Regelhüter der FIFA zu einer Änderung hinreißen lassen, weiß Zwanziger nicht: "Eine Veränderung geht nur über sie. Aber ich finde es undemokratisch und ungerecht, das acht Leute über den gesamten Fußball entscheiden."

Magath hatte noch versucht, mit dem Linienrichter zu diskutieren ("Ich bin dann mal zu ihm gegangen"), aber vergeblich. Besonders bitter: In der ersten Minute der Nachspielzeit erzielte Luiz Gustavo den Siegtreffer der Bayern, und Magath stand mit völlig leeren Händen da.

Um die Hände ging es auch in Gelsenkirchen, wo der 1. FC Köln eigentlich alles im Griff hatte. Bis zur 42. Minute, in der Schiedsrichter Guido Winkmann einen umstrittenen Elfmeter gab, nachdem Kyriakos Papadopoulos den Ball Kevin McKenna an die Hand geköpft hatte.

Klaas-Jan Huntelaar verwandelte zum 1:1, es wurde immer schlimmer für den FC, der 1:5 unterging. "Das 1:1 war unglücklich, weil es aus meiner Sicht kein Elfmeter war", sagte Trainer Ståle Solbakken im Anschluss.

Slomka für Torkamera und Chip im Ball

Von TV-Beweis war allerdings gar nichts zu hören, auch, weil der Schiedsrichter seine Entscheidung überzeugend begründete. "Das war eine unnatürliche Körperhaltung. Der linke Arm var vorher schon oben. Dadurch hat er (McKenna, d. Red.) seine Körperfläche um 30 Prozent verbreitert. Wenn der Ball dagegen geht, ist es ein Strafstoß", sagte Winkmann.

Gar keine Proteste gab es in Nürnberg, wo FCN-Stürmer Tomas Pekhart beim Anschlusstreffer zum 1:2-Endstand gegen Hannover 96 im Abseits gestanden hatte. Die Niedersachsen gewannen trotzdem, dennoch äußerte sich Trainer Mirko Slomka eindeutig zum Thema TV-Beweis. Er sei zwar "total dagegen, aber für einen Chip im Ball oder eine Torkamera", sagte er am Sonntag bei "Sport1".

Überhaupt nichts zur Diskussion beitragen wollte der Mann, der den besten Grund gehabt hätte. Patrick Helmes, der das reguläre Tor für Wolfsburg erzielt hatte, sagte ganz gelassen: "Auch Schiedsrichter machen Fehler."

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