Dienstag, 20.09.: Die angemietete Villa von Breno im Münchner Vorort Grünwald brennt in der Nacht von Montag auf Dienstag nahezu vollständig aus. Das Feuer bricht kurz nach Mitternacht im Dachstuhl des Hauses aus. Um 0.23 Uhr geht der Notruf bei der Feuerwehr ein, die mit rund 40 Einsatzkräften bis in den frühen Morgen hinein mit den Löscharbeiten beschäftigt ist und Teile des Dachstuhls aus Sicherheitsgründen einreißen muss. Umliegende Häuser werden nicht beschädigt, da es in der Brandnacht windstill ist.
Zum Zeitpunkt des Brandes hält sich Breno alleine in seinem Haus auf und flieht vor den Flammen nur mit einer Sporthose bekleidet nach draußen und zu Nachbarn. Seine Frau und seine drei Kinder kommen kurz nach dem Eintreffen der Feuerwehr nach Hause und werden von Brenos Klubkollege Rafinha betreut.
Mittwoch, 21.09.: Am Vormittag sagt Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger über Brenos Gesundheitszustand: "Es geht ihm körperlich wieder gut, aber er steht natürlich immer noch unter Schock. Ich bin froh, dass ihm nichts weiter passiert ist."
Brandfahnder der Münchner Kriminalpolizei geben bekannt, dass das Feuer wahrscheinlich im Gästezimmer des Hauses ausbrach. Der Sachschaden wird auf rund 1,0 bis 1,5 Millionen Euro geschätzt. Mit Hilfe eines Spürhundes entdecken die Ermittler dann jedoch mehrere Brandherde, verteilt im ganzen Haus.
Donnerstag, 22.09.: Die Münchner Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen gegen Breno wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung auf. Es liege ein "Anfangsverdacht für ein vorsätzliches Handeln vor" und es sei davon auszugehen, "dass es sich bei dem Brand um kein zufälliges Ereignis handelt", bestätigte Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch. "Gegen Herrn Vinicius Rodrigues Borges wird wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung ermittelt."
Am Nachmittag wird Breno in ein Hotel in einem Münchner Vorort gebracht. Zwischen 16.10 Uhr und 19.30 Uhr sind auch zwei Zivilpolizisten vor Ort. Nerlinger: "Es fand keine Vernehmung statt." Die Münchner "Abendzeitung" berichtet, dass bei Breno in der Brandnacht ein Alkoholwert von 1,5 Promille festgestellt worden sei.
Brenos Ehefrau Renata Borges verkündet via "Twitter": "Wir leben, das ist das Wichtigste!"
Freitag, 23.09.: Der FC Bayern München reagiert in einer Pressemitteilung auf den Fall Breno: "Überrascht sind wir von der neuen Situation, dass nunmehr gegen Breno ermittelt werden soll. Da der FC Bayern keine weiteren Informationen dazu besitzt, können wir uns dazu nicht äußern. Wir bitten um Verständnis. Unser Spieler Breno wird in dieser Angelegenheit anwaltlich vertreten."
Medien-Direktor Markus Hörwick sagt zu SPOX, dass Breno seit dem Brand "von unserem Sportpychologen Philipp Laux betreut" wird. Breno wird am Freitag von der Kripo München vernommen. Die kommende Nacht verbringt er im Max-Planck-Institut unter psychatrischer Beobachtung.
Derweil rücken weitere Berichte Münchener Medien Brenos Rolle in der Angelegenheit in ein ungünstiges Licht: Der "Bayerischen Rundfunk" berichtet, dass Breno am Tatort mit drei Feuerzeugen in der Hand angetroffen worden sein soll und einen Sanitäter gefragt habe, ob er diese verschwinden lassen solle.
Verschärft wird der Verdacht durch Aussagen der Freiwilligen Feuerwehr Grünwald, die sich einen derart heftigen Brand nicht erklären können. Auch die Verwendung eines Brandbeschleunigers sei nicht auszuschließen.
Samstag, 24.09.: Um 13.30 Uhr wird gegen Breno Haftbefehl wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr erlassen. Staatsanwalt Steinkraus-Koch: "Jetzt besteht nicht mehr nur ein Anfangsverdacht, sondern dringender Tatverdacht." In einem silbernen BMW wird Breno vom Polizeipräsidium in der Münchner Innenstadt in die Haftanstalt Stadelheim gebracht und kommt dort um 15.20 Uhr an. Die Ärzte des Max-Planck-Instituts erklärten Breno für haftfähig.
Die Münchner Staatsanwaltschaft erklärt, dass Breno gegen Zahlung einer Kaution auf freien Fuß gesetzt werden könne. "Dazu ist ein entsprechender Antrag der Verteidigung notwendig, den Haftbefehl außer Vollzug zu setzen. Solche Auflagen, die dort verhängt werden können, sind unter anderem eine Kaution", erklärt Steinkraus-Koch. Der FC Bayern kündigt am Abend in Person von Uli Hoeneß an, entsprechende Schritte in die Wege zu leiten.
Trainer Jupp Heynckes äußert sich erstmals zum Fall Breno. "Es war für uns ein großer Schock. Aber der Junge hat anscheinend persönliche Probleme gehabt, die auch unbemerkt blieben, weil er seine normale Reha gemacht hat. Aber an dem Tag des Brandes hat er wieder Probleme mit seinem Knie gehabt - es wurde wieder dick. Ich kann mir vorstellen, dass das der Auslöser war."
Klub-Präsident Uli Hoeneß tobt nach dem 3:0 des FC Bayern gegen Bayer Leverkusen: "Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, den Jungen ins Gefängnis zu stecken. Der Junge ist völlig fertig. Dann gute Nacht Deutschland, wenn das unser Land ist! Wir sind vollkommen vor den Kopf gestoßen. Er kann kein Deutsch und hat gar keinen Pass (der Pass ist offenbar beim Brand zerstört worden, Anm. d. Red.). Was soll er verdunkeln?"
Sonntag, 25.09.: Brenos Ehefrau Renata Borges unterstützt ihren inhaftierten Mann via "Twitter": "Ich weiß, dass Gott ihn aus dieser Ungerechtigkeit befreien wird. Ich bitte alle, für Breno zu beten, damit er nicht mehr unter dieser Ungerechtigkeit leiden muss."
Uli Hoeneß legt auf dem Oktoberfest-Stammtisch des "Bayrischen Rundfunks" nach: "Was mich am meisten stört ist, dass die Staatsanwaltschaft nicht mit uns gesprochen und mal gefragt hat: 'Was können wir da machen? Wärt ihr bereit eine Kaution zu stellen? Das hätten wir sicherlich gemacht.' Stattdessen läuft das alles über die Medien. Da versucht jemand sich zu profilieren! Auf dem Rücken eines jungen Mannes."
Der Bayern-Präsident stellt zudem die Ermittlungsmethoden der Staatsanwaltschaft infrage: "Da wird immer so scheinheilig über Burnout diskutiert - wenn Breno sich morgen etwas antut, dann werden sich diese Leute fragen müssen, ob sie in der Verhältnismäßigkeit der Mittel richtig gehandelt haben. Der Junge geht kaputt! Dafür müssen diese Leute nachher den Kopf hinhalten."
Montag, 26.09.: Auch Brenos Anwalt kritisiert das Vorgehen der Staatsanwaltschaft. "Wir haben es nicht mit einem Kriminalfall zu tun, sondern mit einer tragischen persönlichen Entwicklung. Breno braucht Hilfe, keine Haft. Er ist verzweifelt, am Boden zerstört. Der Junge ist mit der Situation überfordert", sagte Werner Leitner.
Leitner beantragte noch am Sonntag einen Haftprüfungstermin. Dieser wurde aber noch nicht festgelegt. Oberstaatsanwältin Barbara Stockinger: "Wir gehen davon aus, dass dies nach Einsicht der Akten in den nächsten zwei Wochen passieren wird. Bis dahin werden die Ermittlungen normal weiterlaufen. Wenn es bis zum Haftprüfungstermin keinen neuen Ermittlungsstand gibt, wird der Haftbefehl aufrechterhalten bleiben."
Derweil weist Staatsanwalt Steinkraus-Koch die Kritik von Uli Hoeneß zurück. "Wie man sich ohne Pass absetzen kann, dazu sag ich jetzt nichts", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". "Wenn sich jemand zur Brandursache oder zum Brandverlauf äußern will, dann gerne. Alle anderen Aussagen werden wir nicht kommentieren."
Der Staatsanwalt weiter: "Die Ermittlungsrichterin ist unserem Antrag auf Haft umfänglich gefolgt und hat den dringenden Tatverdacht und die Haftgründe anerkannt."
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet zudem, dass Breno in der Brandnacht nicht alleine im Haus gewesen sein soll. Ein Freund aus Brasilien soll in den Tagen zuvor im Gästezimmer im Keller des Hauses gewohnt haben.
Dienstag, 27.09.: Brenos Psychiater meldet sich im "Münchner Merkur" zu Wort und äußert seine Bedenken in diesem Fall:
"Da kommt ein junger Spieler mit großen Erwartungen und einem Riesentalent in ein fremdes Land, in eine fremde Kultur. Er spricht die Sprache nicht, für ihn ist alles neu, und trotz allem erwarten die Leute, dass er möglichst schnell funktioniert. Dann bekommt er Verletzungsprobleme, sein Knie wird immer wieder dick, er hat gar nicht die Chance, sich richtig in diese neue Welt reinzufinden, das kann sich auf die Psyche eines Menschen auswirken, gerade, wenn er noch so jung ist. Entwurzelung droht, er ist isoliert. Und jetzt sitzt er im Gefängnis."
Holsboer weiter: "Ich will jetzt nicht sagen, dass die Staatsanwaltschaft etwas falsch gemacht hat. Ich kann aber die Sorge vor Verdunklungsgefahr und Fluchtgefahr nicht nachvollziehen. Breno ist ein freundlicher, zugewandter Mensch, und nach unseren Gesprächen fehlt mir ehrlich gesagt die Phantasie, dass er sein Haus mit Vorsatz angezündet oder den Brand inszeniert haben soll. Man muss sehen, inwieweit da Fahrlässigkeit im Spiel gewesen sein könnte. Auch dass er seine Tat verdunkeln könnte ist nach allem, was er erlebt hat, schwer vorstellbar."
Der Psychiater richtete zudem einen Appell an alle Beteiligten: "Man muss generell sehen, dass man sich im Profifußball nicht nur um verletzte Bänder oder Knie, sondern auch um die Psyche, die Verletzungen im Gehirn, kümmern muss."
Breno im Steckbrief