"In der Bundesliga führen wir in der Tat die Tabelle an, wenn man Bayern außer Acht lässt. Und die muss man außer Acht lassen, weil sie einfach in einer anderen Liga spielen."
Mit seinem Resümee des Spieltags lieferte Schalke-Manager Horst Heldt ein charmantes, kleines Bonmot.Es zeigt aber auch: Niemand will sich wirklich mit dem Rekordmeister anlegen.
In der Rhetorik der Verfolger ist der FC Bayern schon jetzt der einzig mögliche Meister.
Seit dem 4. Spieltag sind die Münchener mittlerweile auf Platz eins, mit dem erneut beeindruckend souveränen 4:0 gegen Nürnberg bauten sie den Vorsprung in der Tabelle auf vier Punkte aus.
Auf Platz zwei wechselten sich seither Schalke, Werder Bremen, Mönchengladbach und Borussia Dortmund ab.
Auch nach dem 11. Spieltag liegen die vier Verfolger Kopf an Kopf in der Tabelle.
Aber wer hat das Zeug, den Bayern auf Dauer wirklich die Stirn zu bieten?
FC Schalke 04 (Platz 2, 21 Punkte)
Ganz klammheimlich hat sich Schalke nun auf den zweiten Platz vorgeschoben. Unter Huub Stevens gelangen sechs Siege in sieben Pflichtspielen. Lediglich der Betriebsunfall gegen Kaiserlautern (1:2) fällt aus dem Rahmen.
Die Mannschaft hat sich jetzt gefunden und Stevens agierte zuletzt gegen Larnaca (5:0), in Leverkusen (1:0) und gegen Hoffenheim (3:1) mit der exakt gleichen Startelf. In Stein gemeißelt scheint das blutjunge Innenverteidiger-Pärchen mit Joel Matip (19) und Kyriakos Papadopoulos (19).Nationalspieler Benedikt Höwedes muss nach rechts ausweichen, Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder ist nur noch Notnagel.
Ebenfalls nicht mehr wegzudenken ist die Doppelsechs mit Lewis Holtby und Jermaine Jones. Jones stand am ersten Spieltag in der Startelf und dann nicht mehr. Bis Stevens kam. Seit der achten Runde ist der US-Nationalspieler gesetzt.
Auf den Flügeln wirbeln Draxler und Farfan mit vielen Freiheiten nach vorn und Huntelaar trifft wie er will. Schalke versteht es sehr gut, das Spiel des Gegners zu zerstören, wie es zuletzt Leverkusen und Hoffenheim leidvoll erfahren mussten und verfügt dann über die notwendige individuelle Klasse, die entscheidenden Tore zu erzielen. Eine gute Mischung, um auf Dauer oben dran zu bleiben.
Borussia Dortmund (Platz 3, 20 Punkte)
Der BVB bietet eine Schablone der letzten Saison: Unglaublich hoher Aufwand, flüssiges Spiel - miserable Chancenverwertung. Der Unterschied ist, dass sich die Mannschaft auch unerklärliche Auszeiten nimmt. Wie in Stuttgart, als die Borussia nach dem Rückstand wie paralysiert spielte. Ansonsten ist alles beim Alten. Allerdings finden Spieler wie Neven Subotic oder Marcel Schmelzer einfach nicht in die Saison, Lucas Barrios ist noch nicht fit für 90 komplette Minuten.
Die Tendenz passt aber, nach der schwierigen Auftaktphase in die Saison hat die Mannschaft ihren Rhythmus gefunden. Shinji Kagawa taut langsam auf, Lukas Piszczek spielt bisher eine starke Runde. Der Anspruch des Meisters muss es natürlich sein, an den Bayern dranzubleiben bis zum direkten Vergleich in drei Wochen.
Auch wenn sich die Verantwortlichen bei der Ausgabe eines konkreten Saisonziels bedeckt halten: Im Gesamtpaket muss der BVB einfach Bayern-Jäger Nummer eins sein, auch wenn der Rückstand jetzt schon fünf Punkte beträgt. Auch die Aussagen aus München zeigen, dass dort eigentlich nur Dortmund als ernsthafter Konkurrent um den Titel gilt.
Werder Bremen (Platz 4, 20 Punkte)
Immerhin: Claudio Pizarro war bisher der einzige, der sich traute, offen über seine Titelambitionen zu sprechen. Schließlich ist der 33-Jährige im Augenblick auch in der Form seines Lebens: Acht Treffer nach elf Spieltagen sind persönlicher Rekord. Dazu vier Vorlagen - Pizarro war an 12 von 20 Bremer Treffern unmittelbar beteiligt.
Werders Problem: Noch immer läuft die Suche nach dem richtigen Sturmpartner. Markus Rosenberg baute nach starkem Auftakt dramatisch ab, Marko Arnautovic beendete seine Aufwärtstendenz mit einer Roten Karte und drei Spielen Sperre, Sandro Wagner wurde zwischenzeitlich sogar zu den Amateuren verbannt. Auch aus dem Mittelfeld kommt noch wenig Torgefahr, Marko Marin, Aaron Hunt und Mehmet Ekici bringen es zusammen auf nur drei Treffer.
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Die Konsequenz: Werder sammelt seine Punkte bisher ausschließlich gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte. Gegen Dortmund, Leverkusen und Hannover setzte es dagegen Niederlagen. Unterm Strich aber hat sich die Mannschaft durch die Rückkehr zur Raute nach einer völlig verkorksten Vorsaison gut gefangen. Ob es für ganz oben reicht, werden die nächsten Wochen bis zur Winterpause zeigen, wenn es u.a. gegen Bayern, Schalke, Gladbach und Stuttgart geht.
Obwohl Bremen von allen Mannschaft bisher am längsten auf Platz zwei stand, will Sportchef Klaus Allofs von der Verfolgerrolle ohnehin nichts wissen: "Wir sind keine Bayern-Jäger sondern Punkte-Jäger."
Borussia Mönchengladbach (Platz 5, 20 Punkte)
Die einzige Mannschaft, die die Bayern bisher in der Allianz Arena schlagen konnte, gehört im Grunde seit dem 1. Spieltag dauerhaft zur Spitzengruppe. Doch Gladbach hat ganz andere Ziele, als die Bayern zu jagen. Nach der wundersamen Auferstehung unter Lucien Favre und der spektakulären Rettung in die Relegation am letzten Spieltag der Vorsaison, geht es offiziell vor allem darum, die Mannschaft auf einem guten Niveau zu stabilisieren.
Ein funktionierendes Konzept und die nötige Qualität dafür hat die Mannschaft. Mit nur acht Gegentoren stellt die Borussia sogar in der Tat die nominell zweibeste Defensive. Die jungen Marc-Andre ter Stegen und Marco Reus haben sich zudem als echte Marken in der Bundesliga etabliert.
Was den Fohlen allerdings noch fehlt, ist der letzte Punch und ein Stück Konstanz im Spiel nach vorne. Auswärts kassierte Gladbach schon drei 0:1-Niederlagen, unter anderem gegen den Tabellenletzten aus Freiburg.Insgesamt sind 13 eigene Tore für einen echten Bayern-Jäger zu wenig.
Der wichtige Sieg gegen Hannover am Samstag aber zeigt: Die Mannschaft ist weiter auf einem sehr guten Weg - und gemessen am Entwicklungsstand auch bereits überaus erfolgreich.
Der 11. Spieltag im Überblick