Wenn der Bundesliga-Spitzenreiter und Champions-League-Teilnehmer in der 2. Hauptrunde des DFB-Pokals zuhause gegen den Tabellenletzten der zweiten Liga spielt, können sich normalerweise arrivierte Kräfte über eine kleine Verschnaufpause freuen. Stichwort: Rotation.
So ist auch beim FC Bayern München davon auszugehen, dass der ein oder andere Stammspieler gegen den FC Ingolstadt geschont wird - auch, wenn Trainer Jupp Heynckes am Dienstag lediglich bestätigte, dass Ersatzkeeper Jörg Butt anstelle von Manuel Neuer das Tor der Bayern hüten wird.
Diego Contento, David Alaba und Nils Petersen gelten als weitere Kandidaten aus der zweiten Reihe für einen Startelfeinsatz. Heynckes sagt aber: "Beim FC Bayern muss man jedes Spiel gewinnen. Man darf als Trainer nie ein Risiko eingehen. Man muss immer die vermeintlich Besten aufstellen. Deswegen muss der ein oder andere Spieler zurückstehen."
Erst 19 Spieler eingesetzt
Es passt ins Bild, dass der eigentliche Rotationsfreund Heynckes in dieser Saison erst 19 Spieler in der Bundesliga eingesetzt hat. Er hat schlichtweg nicht viel mehr. Der VfL Wolfsburg hat zum Vergleich schon 27 verschiedene Spieler eingesetzt, der 1. FC Nürnberg derer 24.
Der Konkurrenzdruck im Bayern-Kader ist von der reinen Anzahl an Spielern her überschaubar, auf dem Platz stehen oft dieselben. Im Tor und im Angriff sind Manuel Neuer und Mario Gomez freilich gesetzt.
In der Abwehr balgen sich neben den gesetzten Philipp Lahm und Holger Badstuber in Jerome Boateng, Daniel van Buyten und Rafinha drei Mann um zwei Plätze. Meist ändert sich hier also nur eine Position.Wenig Spielraum im Mittelfeld
Dasselbe gilt fürs defensive Mittelfeld, wo Heynckes in allen drei Wettbewerben auf ein Wechselspiel zwischen Anatolij Tymoschtschuk (sieben Startelfeinsätze) und Luiz Gustavo (neun Mal Startelf) setzt.
Im offensiven Mittelfeld ist dagegen die Dreierreihe Thomas Müller, Toni Kroos und Franck Ribery derzeit in Stein gemeißelt. Wenn Arjen Robben wieder fit ist, streiten sich Müller und Kroos um einen Platz.
Im Umkehrschluss heißt das für alle anderen: Die Chancen auf Startelfeinsätze sind gleich null, sie müssen sich im Training und in Kurzeinsätzen beweisen. Heynckes lobt seine Reservisten zwar fleißig ("bin insgesamt von allen Spielern sehr angetan"), kann aber niemandem Einsatzzeiten garantieren.
Bislang auffällig: Heynckes wechselt mitunter sehr spät, auch wenn das Spiel schon entschieden ist. Lässt man Wechsel aufgrund von Verletzungen außer acht, bringt der FCB-Coach im Schnitt erst nach 70 Minuten den ersten Einwechselspieler und den zweiten erst in der 81. Minute.
Heynckes: Keine Leihgeschäfte
Nicht leicht ist diese Situation für Talente wie Diego Contento, David Alaba, Takashi Usami oder Nils Petersen - sie bräuchten für ihre Entwicklung eigentlich so viel Matchpraxis wie möglich, kommen aber nur sporadisch bis gar nicht zum Zug.
Uli Hoeneß dachte deshalb in der letzten Woche schon laut über mögliche Ausleihgeschäfte nach dem Modell Ekici nach und fasste dafür konkret den FC Augsburg ins Auge, der prompt positiv auf das Angebot reagierte.
"Wir sind über Nachbarschaftshilfe hoch erfreut. Und wenn Uli Hoeneß den richtigen Spieler nach Augsburg schickt, dann werden wir ihn nicht zurückschicken", sagte FCA-Manager Andreas Rettig.Bei Heynckes kam das allerdings gar nicht gut an, er möchte im Winter keinen seiner Spieler abgeben. "Schauen Sie sich unseren Spielerkader an: Wir können uns nicht den Luxus erlauben, Spieler auszuleihen. Man muss beachten, dass wir bislang relativ wenig Verletzte hatten. Deswegen sind solche Gedankengänge bei mir nicht vorhanden", sagte er am Dienstag auf SPOX-Nachfrage.
Wie stehen also die Chancen der Reservisten auf Einsatzzeiten? Wer hat welche Perspektiven? Der Überblick auf der nächsten Seite.
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Olic, Petersen, Pranjic, Usami: Aus Zwei mach Eins und Jupps Liebling