Borussia als gutes Beispiel für den FC

Von SPOX
November 2010: Gladbach gewinnt das Derby in Köln glatt mit 4:0
© Getty
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Außendarstellung:

Köln: Die Mitgliederversammlung, auf der Overath völlig überraschend seinen Rücktritt bekannt gab, bediente einmal mehr die Klischees, die den FC oft umgeben. Sogar zu Handgreiflichkeiten kam es, Ordner mussten mehrfach eingreifen, um Mitglieder voneinander zu trennen. "Es ist traurig, was da passiert ist", sagte Podolski. In der Öffentlichkeit gab der Verein so wieder einmal ein Bild ab, auf das er gerne verzichtet hätte.

Schmitz wähnt den Verein aber auf dem richtigen Weg: "Im letzten Jahr ist sehr, sehr viel passiert. So viele konstruktive Gespräche in und zwischen den Gremien sind noch nie zuvor geführt worden. Die Voraussetzungen für den sportlichen Erfolg wurden verbessert, die Geschäftsführung neu aufgestellt, eine Geschäftsordnung erarbeitet, die Gremienarbeit neu strukturiert, die Öffnung Richtung Mitgliederbeteiligung forciert, die Satzung weiterentwickelt und die Gremien haben sich sehr stark geöffnet." Ein bisschen mehr Ruhe würde dem Verein aber weiterhin gut tun.

Gladbach: Gladbach ist sexy - wie lange nicht mehr! Der sportliche Erfolg ist sicherlich der größte Faktor. War Gladbach Anfang dieses Jahres noch ein Abstiegskandidat, der sich intern selbst zerfleischte, ist inzwischen die Rede von der Rückkehr des Mythos Borussia. Auch weil der Klub seine Hausaufgaben macht und aus der Vergangenheit lernt: Der Putschversuch der "Initiative Borussia", die in Stefan Effenberg ihren prominentesten Vertreter hatte, sorgte im Sommer für Aufregung und Unruhe - und mitunter auch Unsicherheit bei den handelnden Personen. Die Initiative warf mit populistischen Aussagen um sich, hatte im Kern aber durchaus brauchbare Punkte.

Die Gladbacher Führung nahm sich die Kritik und die Ansätze zu Herzen und gibt heute ein anderes Bild ab: Der umstrittene Präsident Rolf Königs ist in der Öffentlichkeit kaum noch wahrzunehmen, obwohl man dies aufgrund des sportlichen Erfolgs vielleicht erwartet hätte. Wortführer sind Max Eberl und Lucien Favre - sie sind das Gesicht der neuen Borussia. Nicht zuletzt sind es auch die jungen Spieler, die das Bild der neuen Borussia zeichnen: Dass mit Reus, ter Stegen, Neustädter oder Jantschke junge Deutsche das Erfolgsbild prägen, ist in Zeiten des DFB-Hochs kein Zufall.

 

Struktur:

Köln: Die Suche nach dem neuen Präsidenten wird den FC wohl noch länger beschäftigen, der Verwaltungsrat unter der Führung von Werner Wolf will sich nicht zeitlich unter Druck setzen lassen. Angeblich wird die außerordentliche Mitgliederversammlung erst im März einberufen. Das Vakuum in der Führungsetage soll unter anderem auch Volker Finke ausfüllen. Der Sportdirektor wurde in die Geschäftsführung befördert und verantwortet künftig die Bereiche Sport, Lizenz-Kader, Scouting und Nachwuchs. Vorsitzender der Geschäftsführung ist Claus Horstmann, dritter Mann im Bunde ist Oliver Leki. "Wir brauchen eine gesunde und vernünftige Balance zwischen wirtschaftlichen und sportlichen Zielsetzungen", sagte Wolf. Damit ist wohl klar, dass der Klub keinen hauptamtlichen Präsidenten haben wird. Es werde nach einem ehrenamtlichen Klubchef gesucht, sagte Wolf. Wunschkandidat soll Bernhard Mattes, Vorsitzender der Ford-Geschäftsführung, sein.

Schmitz fordert aber auch in Sachen Nachwuchsarbeit ein Umdenken. "Die Nachwuchs- und Scouting-Abteilungen sind umstrukturiert worden. Da ist viel passiert. Denn im Gegensatz zu den anderen Vereinen hat der FC es in den letzten Jahren versäumt, aus der Entwicklung der eigenen Spieler, wie es mal mit Lukas Podolski prächtig gelang, Kapital zu schlagen. Und da haben wir Nachholbedarf. Teuer einkaufen kann jeder. Talente entdecken und entwickeln aus dem eigenen Fundus ist eine Fähigkeit, auf die sich der FC jetzt wieder besinnt."

Gladbach: Rein satzungstechnisch ist Gladbach nach wie vor traditionell aufgestellt: Alles untersteht dem ehrenamtlich handelnden Präsidenten, aber die Realität sieht längst anders aus. Königs hat Macht abgegeben und hat insbesondere in sportlichen Fragen sehr kompetente Größen um sich. So sitzt neben Rainer Bonhof auch Ex-Trainer Hans Meyer in der Chefetage, ist als Berater für den Vorstand, aber auch für die sportliche Abteilung eine wichtige Bezugsperson.

Die sportliche "Gewalt" obliegt aber ganz klar Eberl und Favre. Das Duo arbeitet äußerst harmonisch zusammen: Trainer Favre arbeitete im Sommer - anders als noch Vorgänger Michael Frontzeck - aktiv an der Transfer- und Kadergestaltung: Für Eberl, der in der Öffentlichkeit vielleicht manchmal etwas unterschätzt wird, ist der Schweizer die ideale Unterstützung.

Köln vs. Gladbach: Die Bilanz