Um exakt 14.37 hatte das monatelange Hickhack um die Vertragsverlängerungen von Trainer Thomas Schaaf und Geschäftsführer Klaus Allofs bei Werder Bremen offziell ein Ende. Das Erfolgs-Duo bleibt dem Fußball-Bundesligisten über den Sommer hinaus erhalten.
Schaaf unterschrieb einen neuen Vertrag bis 2014, Allofs sogar bis 2015 plus Option für ein weiteres Jahr. "Es ist ein sehr schöner Tag für Werder", sagte Aufsichtsrats-Chef Willi Lemke, "die Verhandlungen waren nicht ganz einfach, aber immer konstruktiv."
Seit Wochen zog sich besonders der Vertragspoker zwischen Allofs und Lemke hin. Vor einem Monat schienen die Anzeichen noch auf Abschied zu stehen. Damals hatte Allofs die Frage nach seiner Zukunft in Bremen ausweichend geantwortet: "Die Chemie muss stimmen. Das werden die nächsten Wochen zeigen."
Allofs: "Es war ein langer Weg"
Streitpunkt war die Dotierung des neuen Vertrages, Lemke stand dabei für eine leistungsbezogenere Variante. Tiefe Narben hatte auch der Machtkampf im Sommer hinterlassen, als die heile Werder-Welt ins Wanken geriet und sich Allofs und Lemke über Wochen einen öffentlichen Streit über die Transferpolitik des Klubs lieferten.
Lemke ließ die Muskeln spielen und Allofs wie einen Schuljungen auflaufen, der sich jeden noch so kleinen Transfer wie die 800.000-Euro-Ausleihe von Abwehrspieler Sokratis vom Aufsichtsrats-Boss genehmigen lassen musste. Und dieser dies in der Folge auch noch in den Medien breitgetreten hatte.
"Es war ein langer Weg, auf dem es einige Dinge zu klären gab", kommentierte Allofs die Verhandlungen, "aber es ging um Sachfragen und nicht um persönliche Dinge." Lemke meinte: "Der Aufsichtsrat hatte seine Vorstellungen, Klaus hatte seine Vorstellungen. Am Ende haben wir uns auf einem vernünftigen Mittelweg getroffen."
Schaaf sprach sich immer für Allofs aus
Schaaf hatte sich in dieser Zeit, in der "der Wind etwas rauher wehte" (Zitat Lemke), immer für Allofs eingesetzt. "Werder Bremen wäre gut beraten und sollte froh sein, wenn Klaus Allofs seine Arbeit fortsetzen würde", hatte der Trainer stets betont, "er ist der richtige Mann und hat das durch seine hervorragende Arbeit über die ganzen Jahre bestätigt."
Worte, die genau so auch über Schaaf hätten fallen können. Mehr Werder Bremen geht eigentlich nicht: Seit 38 Jahren ist er Vereinsmitglied, 15 Jahre war er Profi, seit 1999 ist er Cheftrainer. In dieser Zeit holte er die deutsche Meisterschaft, dreimal den DFB-Pokal, sechsmal führte er den Klub in die Champions League.
"Es ist schön, dass wir diesen gemeinsamen Weg weitergehen können. Wir haben uns viel vorgenommen und wollen weiter versuchen, der Mannschaft ein unverwechselbares Gesicht zu geben", ließ Schaaf, der bereits im Winterurlaub weilt, mitteilen. Erfüllt Schaaf seinen neuen Vertrag, säße er 15 Jahre auf der Werder-Bank und damit länger als "König" Otto Rehhagel (14 Jahre, zwei Monate und 29 Tage).
"Ein ernstes Wort mitreden"
Nach der desolaten Vorsaison, als Werder lange um den Abstieg spielte, sind die Bremer nach 17 Spieltagen als Tabellenfünfter in diesem Jahr wieder auf Europapokalkurs.
"Wir sind so aufgestellt, dass wir in der Bundesliga ein ernstes Wort mitreden können", begründete Allofs seine Unterschrift unter einen "extrem leistungsbezogenen Vertrag".
Für ein perfektes Weihnachtsfest in Bremen müsste jetzt nur noch der Vertrag von Claudio Pizarro verlängert werden. Dieser läuft noch bis 2013, ist aber im Sommer kündbar. Sollte der Peruaner einen attraktiveren Klub finden und weg wollen, stünde Werder ohne Ablöse da für den besten Torjäger (12 Saisontore) da. "Im Winter wird da gar nichts passieren", sagte Allofs, "was im Sommer passiert, können wir noch nicht beantworten."
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