HSV-Mitglieder rüsten zur großen Abrechnung

SID
Ex-Vorstandschef Bernd Hoffmann droht eine ungemütliche HSV-Mitgliederversammlung
© spox

Acht Stunden und fünfzig Minuten dauerte die Mitgliederversammlung beim Hamburger SV vor fast genau einem Jahr. Am Ende einer zehrenden Redeschlacht waren vier neue Aufsichtsräte gewählt und damit der Abgang von Klubchef Bernd Hoffmann und seiner Vertrauten Katja Kraus eingeleitet. Am 16. März mussten beide gehen - das dicke Ende aber könnte noch kommen: Auf der Mitgliederversammlung 2012 am 15. Januar droht ihnen die Entlastung verweigert zu werden. Die Mitglieder rüsten zur großen Abrechnung.

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Der Umbruch 2011 war bei dem hanseatischen Traditionsklub radikal. Ein neuer Vorstand mit Chef Carl Jarchow, der neue Sportchef Frank Arnesen, der neue Trainer Thorsten Fink, viele neue Spieler, Abstiegskampf. Und ein geschäftliches Minus von 4,87 Millionen Euro.

"Die Mitglieder haben das Recht, genau über das vergangene Geschäftsjahr informiert zu werden", sagte Jarchow, "wenn es Nachfragen gibt, werden wir sie beantworten."

Aufsichtsrat ließ Hoffmann-Ära juristisch prüfen

In der Aufarbeitung der acht Jahre und drei Monate währenden Hoffmann-Ära fokussiert sich naturgemäß vieles auf den mächtigen Ex-Chef, der mit seinem Hang zu Alleingängen immer wieder Mitarbeiter, Mitglieder und Aufsichtsräte vor den Kopf stieß. "Einer trägt die letzte Verantwortung, und das bin ich", lautete Hoffmanns Credo. Jetzt muss er genau dafür wohl den Kopf hinhalten.

Der zwölfköpfige Aufsichtsrat hatte nach Hoffmanns Ablösung dessen Amtszeit juristisch überprüfen lassen, sechs Vorwürfe blieben dabei nach Informationen des Hamburger Abendblattes im Raum stehen, die am 15. Januar angesprochen werden sollen. Hoffmann äußert sich öffentlich nicht, es gilt aber als möglich, dass er auf der Versammlung persönlich Stellung nimmt.

Bei den Vorwürfen geht es um eine Image-Beratung für Hoffmann auf Vereinskosten (89.000 Euro), Honorare an Spielerberater Roman Grill (30.000) und Urs Siegenthaler (500.000), die beide als Sportchef beim HSV im Gespräch waren.

Es geht um Zahlungen an einen Spielerberater (70.000), obwohl der geplante Wechsel des Brasilianers Vagner Love nicht zustande kam, und um die Beschäftigung von zwei Hoffmann-Freunden als Sponsoring-Berater bzw. im Arena-Management.

Umbruch auch Folge des Versagens der Mannschaft

Schon kurz nach seinem Amtsantritt zunächst als kommissarischer Präsident musste Jarchow jedenfalls radikal auf die Kostenbremse treten. Hoffmanns Konzept, mit teuren Stars einen Titel zu erzwingen, war gescheitert.

Der HSV kletterte im Europaranking zwar bis auf Platz 15, die unbedingt angestrebte Teilnahme am Europa-League-Finale 2010 in der eigenen Arena wurde aber im Semifinale beim FC Fulham um 12 Minuten verpasst. Der radikale Umbruch ist auch eine Folge des Versagens der Mannschaft im entscheidenden Moment.

Optimismus unter Fink

Am Dienstag reist Trainer Thorsten Fink mit dem Team zur Rückrundenvorbereitung nach Marbella ins Trainingslager. Dem ehemaligen Meisterspieler aus München wird zugetraut, gemeinsam mit Arnesen eine neue HSV-Mannschaft aufzubauen, die mittelfristig wieder international angreift.

Es herrscht schon wieder Optimismus und Aufbruchstimmung. "Im kommenden Jahr wollen wir um die Plätze eins bis sechs mitspielen", kündigte Jarchow bereits an. Spätestens dann wäre Hoffmann im schnelllebigen Fußball-Geschäft endgültig Geschichte.

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