Ein Mann, der gerne sagt, was er denkt und dabei auch vor großen Namen nicht halt macht. Das bekam jüngst Michael Ballack zu spüren, als Holzhäuser das Projekt mit dem früheren "Capitano" für gescheitert erklärte und damit ein riesengroßes Echo in der Branche auslöste.
Für den diplomatischen Dienst eignet sich Wolfgang Holzhäuser freilich nicht. Ein wenig grantig, ja mürrisch kommt er daher und ist in der äußerlichen Wahrnehmung quasi das Gegenstück zu Bayer-Sportchef Rudi Völler, der mit seiner Ausstrahlung - ob damals als Weltklassestürmer oder heute im Nadelstreifenanzug - die Massen hinter sich zu bringen versteht.
"An meiner Physiognomie kann ich nichts ändern", sagt Holzhäuser, der es ein wenig bedauert, dass er bei aufkommender Kritik stets seinen Kopf herhalten muss. Die Rollen sind klar verteilt bei Bayer.
Holzhäuser-raus-Rufe am Wochenende
So hat der gelernte Betriebswirt bei den Fans mitunter einen schweren Stand. "Holzhäuser raus", schallte es am Wochenende in der BayArena beim 4:1 gegen den FC Augsburg, als zwischenzeitlich bei der Werkself nicht viel zusammenlief.
Der 62-Jährige befand sich zu der Zeit im Kurzurlaub in den Niederlanden. Vernommen hat er es natürlich schon. Und neu sind die Missfallensbekundungen auch nicht. In früheren Krisenzeiten waren die Rufe auch schon lauter.
An seinem Image ist Holzhäuser aber nicht ganz unschuldig. Der gebürtige Hesse liebt es schließlich, zu polarisieren. Einst bezeichnete er den Trainer an sich als "temporäre Erscheinung". So deutlich formuliert es Holzhäuser in diesen Tagen nicht mehr, zumal sein Trainer Robin Dutt ohnehin schon Probleme genug hat. Dass am Ende Ergebnisse und Tabellenstand zählen, verheimlicht der Jazz-Liebhaber aber nicht.
Seit 1998 bei Bayer in der Verantwortung
Einen schweren Stand hatte Holzhäuser in Leverkusen schon seit jeher. Als er 1998 nach 23 Jahren in Diensten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an den Rhein wechselte, teilte er sich die Führung des Werksklubs mit Reiner Calmund. Eine Doppelspitze, die Konfliktpotenzial mit sich brachte: Auf der einen Seite der Pragmatiker Holzhäuser, auf der anderen die rheinische Frohnatur Calmund, die den Klub an die Spitze in Deutschland geführt hatte, als Geld bei Bayer noch keine Rolle spielte.
2004 endete die Ära Calmund, fortan musste Holzhäuser den Sparkurs umsetzen, den der Konzern vorgab. 25 Millionen Euro gibt es jährlich von Bayer - nicht mehr, aber auch nicht weniger. So prägt wirtschaftliche Vernunft das Handeln von Holzhäuser.
Das soll noch bis 2014 so weitergehen. Dann sei nach "jetzigem Stand" Schluss, betont Holzhäuser. Der Druck sei nicht unerheblich, sagt der langjährige Funktionär, der auch schon den ein oder anderen gesundheitlichen Rückschlag wegstecken musste. Womöglich werde er dann ein Weingeschäft aufmachen. Aber vorher würde er gerne noch einen Titel mit Bayer gewinnen. Ein Wunsch, den schon einige Verantwortliche vor ihm hatten.
Bayer Leverkusen im Steckbrief