Den Klassiker darf keiner verlieren

SID
Thorsten Fink redet dem Hamburger SV Selbstvertrauen herbei
© Getty

Augenhöhe war gestern. Die Zeiten, als der Hamburger SV noch eine echte Herausforderung für Bayern München war, ein ebenbürtiger Gegner, sind schon länger vorbei. Dennoch hat der Nord-Süd-Klassiker sein ganz besonderes Flair immer behalten. Es gab einfach unzählige denkwürdige Spiele in 46 gemeinsamen Bundesliga-Jahren. Am Samstag (Sa., 18.15 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky) stehen sich beide Teams in Hamburg zum 92. Mal gegenüber und die Spannung wird zusätzlich dadurch angeheizt, dass es für beide in ihrer sportlichen Situation heißt: Verlieren verboten.

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"Wir müssen gewinnen, egal wie", fordert Franck Ribery. Die Bayern spüren im Kampf um die Meisterschaft die Verfolger aus Dortmund, Gelsenkirchen und Mönchengladbach viel näher im Nacken, als es ihnen lieb sein kann. Das war so nicht geplant in der Chefetage an der Säbener Straße.

"Wir brauchen eine bessere Abstimmung, Spielfluss und dass jeder eine Schippe drauflegt", sagt Trainer Jupp Heynckes, "dann bin ich zuversichtlich, dass wir besser und erfolgreicher spielen."

HSV noch ohne Punkt gegen die Top-Fünf

Der HSV seinerseits ist längst noch nicht aller Abstiegssorgen ledig und bräuchte mal ein Erfolgserlebnis gegen einen "großen" Klub, um von Selbstvertrauen nicht nur zu reden, sondern es auch wirklich zu entwickeln. Nicht einen Punkt gab es in den bisherigen Partien gegen die Top-Fünf der Tabelle, im letzten Heimspiel gegen Borussia Dortmund wurde das zarte Pflänzchen Hoffnung auf einen Aufschwung nach der Winterpause brutal zertreten: 1:5!

Die Sprüche in der Hansestadt aus den vergangenen Tagen sind da umso erstaunlicher. Das 2:1 gegen Hertha BSC in Zweitligaform lässt den HSV trommeln: "Der Sieg in Berlin hat uns Selbstvertrauen gegeben", sagt Trainer Thorsten Fink, "die Bayern haben dagegen noch nicht ihre volle Leistungsstärke erreicht. Es ist möglich sie zu schlagen - wenn alles passt."

Heynckes nimmt die Aufgabe jedenfalls sehr ernst: "Es wird schwer, weil der HSV einen Trainer hat, der Bayern aus dem Effeff kennt und weil in Hamburg Aufbruchstimmung herrscht."

Fink erstmals als Bundesligatrainer gegen seinen Ex-Klub

Für Fink ist es in der Bundesliga das erste Aufeinandertreffen als Trainer mit dem Klub, für den er zwischen 1997 und 2004 234 Spiele bestritten hat und für den er noch in höchsten Tönen schwärmt: "Es gibt in diesem Verein keinen Bereich, wo er schlecht aufgestellt ist", sagt der 44-Jährige, "und trotz der Größe und Erfolge hat man ich dort immer ein familiäres Umfeld und Atmosphäre bewahrt."

Ein "besonderes Spiel" sei die Partie für ihn aber nur, weil es ein "Klassiker" sei. "Wir werden nicht die weiße Fahne hissen und gleich aufgeben", sagt der HSV-Coach, "Mönchengladbach hat gezeigt, wie man Bayern besiegen kann."

Personell kann er auf die gleiche Mannschaft wie in Berlin zurückgreifen, lediglich Innenverteidiger Jeffrey Bruma fällt mit Adduktorenproblemen aus und wird durch Slobodan Rajkovic ersetzt.

Bayern-Sorgen in der Abwehr

Bei den Münchnern haben sich Ribery, Arjen Robben und Bastian Schweinsteiger rechtzeitig fit gemeldet. Bleiben nur die Probleme in der Hintermannschaft, wo Daniel van Buyten (Mittelfußbruch), Rafinha (Sperre), Diego Contento (Reha nach Zehenbruch) und Breno (Kniebeschwerden) ausfallen.

Wie er die akuten Abwehrsorgen lösen wird, habe Heynckes schon im Kopf: "Der Kader gibt es her, die Ausfälle zu kompensieren."

Oder einfach offensiv nach vorne spielen. Immerhin haben die Hamburger einen neuen Rasen ausrollen lassen. Technischer Fußball ist da möglich, anders als vor zwei Wochen in Mönchengladbach.

"Wir spielen ja auch Fußball", sagt HSV-Stürmer Paolo Guerrero selbstbewusst. Der Peruaner könnte mit einem Torerfolg einen Rekord von Horst Hrubesch aus der Saison 1981/82 knacken: In sechs Heimspielen hintereinander ein Treffer. Damals spielten beide Klubs noch auf Augenhöhe.

Der FC Bayern München im Steckbrief

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