Der Angriff kam aus dem Nichts - und traf einen Unbeteiligten.
Anfangs drehte sich jede Frage an Hans-Joachim Watzke um das anstehende Duell gegen den FC Bayern München. Dortmunds Geschäftsführer verzichtete während der TV-Sendung "Sky90" jedoch auf jedweiige Provokationen und übte sich in standhafter Zurückhaltung.
Vielleicht ließ er wegen des ständigen Nachhakens über die Bayern aber auch deshalb die gebotene Vorsicht vermissen, als er plötzlich über die Vorzüge des BVB reden durfte. Angesprochen auf die Verhandlungen mit Shinji Kagawa stellte er unter anderem klar, dass "Dortmunds Gesamtpaket überragend gut" sei und dass es der Japaner zu schätzen wisse.
Mit überraschender Schärfe fügte er hinzu, dass in der Vergangenheit "nicht alle den Weg des Vereins gegangen sind und jetzt akzeptieren müssen, durch tiefe Täler zu gehen". Eine offensichtliche Spitze gegen Nuri Sahin, der im letzten Sommer einen Wechsel zu Real Madrid einem Verbleib in Dortmund bevorzugte.
Kritik an Sahin - aber keine an FCB
Ansonsten aber achtete Watzke behutsam darauf, nicht für unnötige Kontroversen vor dem Bayern-Spiel zu sorgen. Denn: "Mit Psychostrategien gewinnt man kein Spiel. Das ist eine andere Generation, die Spieler sind heute nicht grüblerisch." Daher spreche nichts dagegen, die Vorzüge der Bayern herauszustellen, statt sie mit Trashtalk zu attackieren.
De Bayern seien "eine tolle Mannschaft" mit "absoluten Weltklassespielern", vor denen Dortmund "Respekt hat". Die Liste der Komplimente ließe sich beliebig fortsetzen.
Ähnlich äußerte sich BVB-Trainer Jürgen Klopp nach dem mühsamen 3:1 in Wolfsburg. "Wer ganz oben dabei sein will, muss Nervenkitzel ertragen können. Wenn es am Ende reicht, sind wir verdienter Sieger, und wenn es nicht reicht, akzeptieren wir das auch", sagte Klopp - und wirkt gemeinsam mit Watzke wie ein Kontrast zur Grundstimmung bei beiden Klubs.
Hummels geht in Offensive
Sebastian Kehl etwa spricht voller Vorfreude von einem zu erwartenden "geilen Spiel" und Mats Hummels geht im Titelkampf sogar soweit zu sagen: "Wenn wir gewinnen, glaube ich nicht, dass wir uns das noch nehmen lassen." Zuversicht, die die meisten BVB-Fans teilen: 450.000 Kartenbestellungen gingen beim Verein ein.
So offensiv wie Hummels gaben sich die Verantwortlichen seines Ex-Klubs FC Bayern zwar nicht, dennoch ist auffällig, dass die Verantwortlichen anders als Watzke und Klopp durchaus interessiert sind, Spannung aufzubauen vor dem Aufeinandertreffen des Bundesliga-Ersten gegen den Bundesliga-Zweiten.
Bayern mit breiter Brust
"Es wird ein Giganten-Gipfel, man kann nicht voraussagen, was da passieren wird", sagt Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
Manager Christian Nerlinger: "Das wird für alle Fußball-Fans ein großer Festtag! Es treffen die beiden überragenden Mannschaften der Saison aufeinander."
Zumindest für eine kleine Kampfansage gab sich Nerlinger dann doch her. Auf die Frage, warum er froh gestimmt sei, antwortet er: "Neun Siege in Folge wettbewerbsübergreifend und die Art und Weise, wie die Mannschaft sich präsentiert. Wir reisen am Mittwoch mit breiter Brust nach Dortmund. Ich bin überzeugt, dass wir den Titelendspurt für uns entscheiden werden!""
Bayern - Augsburg: Daten zum Spiel