Hunderttausende von Fans feiern Dortmund

SID
Der Meisterkorso musste sich durch verstopfte Straßen voller Fans kämpfen
© Getty

Eine historische Saison fand für die Stars von Borussia Dortmund gut 20 Stunden nach dem Triumphzug von Berlin ihren Höhepunkt. Erfolgstrainer Jürgen Klopp und seine Mannschaft um den Kapitän Sebastian Kehl nahmen am Sonntag im Meisterkorso durch Dortmund ein scheinbar nicht enden wollendes Bad in einem Meer von BVB-Fans.

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Mit Rücksicht auf die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen startete der Zug erst um 18.09 Uhr nach Schließung der Wahllokale. Bei prächtigem, aber etwas frischem Wetter strömten einen Tag nach dem 5:2 (3:1)-Sieg gegen Bayern München im DFB-Pokal-Finale geschätzte 250.000 Menschen an den 4,3 Kilometer langen Zugweg, der natürlich über den Borsigplatz führte.Zwei Runden ging es dort in der Wiege des 103 Jahre alten Klubs. Immer wieder präsentierten die von den nächtlichen Feierlichkeiten sichtlich ermüdeten Spieler stolz die Trophäen, die Meisterschale und den DFB-Pokal.

Auch am Tag nach dem Triumph von Berlin konnten die Protagonisten ihr Glück kaum fassen. Müde, aber voller Stolz trugen sich Spieler und Verantwortliche in das Goldene Buch der Stadt ein. Tags zuvor hatte die gesamte BVB-Gemeinde bereits ein unvergessliches Ereignis mitgenommen.

"Was wir in dieser Saison geleistet haben, ist absolut bewundernswert. Wir haben Rekorde um Rekorde geknackt. Wir waren so gierig darauf, diesen Titel zu holen. Wir können noch nicht richtig fassen, was wir da erreicht haben", sagte Kehl, der an der Seite von Bundespräsident Joachim Gauck im goldenen Konfettiregen stolz die Trophäe in die Höhe hielt. Der Abend wird nicht nur dem BVB, sondern auch vor allem Deutschlands Vorzeigeklub Bayern München nachhaltig in Erinnerung bleiben. Das 5:2 im 69. Finale vor 74.834 Zuschauern war eine Demontage.

Lewandowskis drei Tore

Der fünfte Sieg nacheinander gegen den Rekord-Pokalsieger und -Meister war der vorerst letzte in einer Reihe von Rekorden, die das Team von Trainer Jürgen Klopp aufgestellt hat. Selbst ein Routinie wie der 32-jährige Kehl konnte sich der jugendlichen Unbefangenheit seiner Kollegen nicht entziehen. Mit ausgebreiteten Armen rannte sie auf ihre Fans zu. Kevin Großkreutz schnappte sich eine BVB-Fahne und stieg mit den Kollegen die Treppe zum Marathontor hinauf. Eine Feier, die es so auch noch nicht gegeben hat.

"Ich gönne Dortmund von Herzen das Double, es war eine erfrischende Vorstellung der Mannschaft. Das war Werbung für den Sport. Der Mannschaftsgeist der Dortmunder war spürbar", sagte Joachim Gauck. Bessere Stichworte hätte der Bundespräsident dem Vater der sportlichen Erfolge nicht geben können.

"Eine so talentierte Mannschaft, die so gut arbeitet, findet man nicht so oft", sagte Jürgen Klopp. "Es ist für mich nicht zu begreifen, was passiert ist, weil das die außergewöhnlichste Leistung einer Mannschaft ist, die ich jemals gesehen habe."

Nur ein bisschen wärmer hätte es ein können, meinte Klopp. Die Akzente setzten gegen die Bayern die Spieler, die schon die ganze Saison herausragten. Robert Lewandowski, der 22 Tore in der abgelaufenen Bundesliga-Saison erzielte, stach mit einem Dreierpack (45.+1/58./81. Minute) heraus, Shinji Kagawa brillierte unter den Augen von Manchester Uniteds interessiertem Teammanager Alex Ferguson mit dem Führungstor (3.) und der Vorlage zum 3:1. Und Nationalverteidiger Mats Hummels bewies Nervenstärke vom Elfmeterpunkt (40.). Die Münchner Tore erzielten Arjen Robben (25.) per Foulelfmeter und Franck Ribery (75.) .

Bundestrainer Löw sah bissige Dortmunder

Das klare Ergebnis untermauerte, dass Dortmund seit zwei Jahren den Takt im deutschen Fußball angibt. 2011 wurde ein Team deutscher Meister, dass mit einem Altersschnitt von 24,2 Jahren das jüngste in der Klubgeschichte war. In der laufenden Saison stapelte man quasi die Bestmarken, 81 Punkte insgesamt, 47 Zähler in der Rückrunde, 28 Spiele in Serie ohne Niederlage in einer Saison und 25 Siege.

"Dortmund ist in solchen Spielen wahnsinnig bissig. Bayern hat das vermissen lassen, was ich in den beiden Halbfinalspielen gegen Real Madrid gesehen habe", sagte Bundestrainer Joachim Löw, der nach dem Finale nach Sardinien ins EM-Vorbereitungsquartier der deutschen Nationalmannschaft reiste.

Dabei hatte der Klub 2005 noch vor der Insolvenz gestanden. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke stand bei der Siegerehrung alleine abseits auf dem Rasen und hatte feuchte Augen. "Es ist so viel passiert in den vergangenen sieben Jahren. Ich wollte einfach mal kurz alleine sein. Ich bin so unfassbar glücklich. Klopp zu holen, das war damals die Königsentscheidung."

Dem raubte der Jubel spät in der Nacht die Stimme. Beim Aufgalopp zum Partymarathon im ewerk in Berlin rief er heiser: "An einem solchen Tag werden Helden geboren."

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