Die Urteilsverkündung über den Einspruch von Fußball-Bundesligist Hertha BSC gegen die Wertung des Relegationsrückspiels vom Dienstag bei Fortuna Düsseldorf (2:2) ist am Freitag vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf Montag, 15 Uhr, verschoben worden.
"Wir müssen uns beraten, das kann man nicht in einer halben Stunde", sagte der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz nach über sechsstündiger Verhandlung in Frankfurt am Main am Ende der Schlussplädoyers beider Klubs.
Die Verzögerung ist ein Dilemma für den Richter und den DFB. "Für ein Sportgericht kann grundsätzlich nichts Schlimmeres passieren als ein Einspruch gegen eine Spielwertung am letzten Spieltag. Spieler sind auf dem Weg in den Urlaub und die Entscheidung hätte eigentlich schon gestern fallen müssen", sagte Richter Lorenz.
Die Beweisaufnahme wurde durch die Befragung von rund einem Dutzend Zeugen erschwert, die sich auf verschiedene Geschehnisse im Rahmen des Skandalspiels bezogen.
Stark beklagt "Hetzjagd" durch Hertha-Profis
So hatte Schiedsrichter Stark bei der Anhörung zunächst schwere Vorwürfe gegen Spieler des Berliner Bundesligisten erhoben. "(Lewan) Kobiaschwilli schlug mit der Faust nach mir, ich duckte mich, wurde am Hinterkopf getroffen und bin nach vorne gefallen", sagte Stark.
Zudem sei er von Andre Mijatovic und Torhüter Thomas Kraft als "feige Sau", "Schwein" und "Arschloch" beschimpft worden. Stark hatte den Eindruck einer "Hetzjagd", die Mannschaftsärzte beider Teams hätten bei ihm ein Hämatom am Hinterkopf diagnostiziert.
Bestätigt wurden Starks Aussagen von seinen Assistenten Mike Pickel und Markus Wingenbach, die ebenfalls angehört wurden. Insgesamt sei das Verhalten der Hertha-Profis "aggressiv" gewesen. Eine "Todesangst" bei den Akteuren der Berliner konnten die Unparteiischen nicht erkennen. Herthas Anwalt Christoph Schickhardt spielte hingegen die Angst-Karte.
Die Berliner Spieler Mijatovic, Kraft, Christoph Janker und Peter Niemeyer berichteten unisono von "Angst" und "Bedenken", die sie auf dem Platz verspürt hätten, als der Düsseldorfer Anhang durch die geöffneten Stadiontore in den Innenraum drängte.
Schickhardt fordert "Zeichen"
Unterstützung bekam die Berliner Version durch den vom DFB für die Sicherheit der Partie eingesetzten Ralf Ziewer. "Ich habe keine Tätigkeit der Ordner gesehen", sagte er. Er hatte nicht den Eindruck, dass der Ordnerdienst den Platzsturm verhindern wollte.
Hertha-Anwalt Schickhardt appellierte in seinem Schlussplädoyer, dass der DFB "ein Zeichen setzen" müsse. "Es stellt sich nun die Frage, ob sie ein solches Spiel akzeptieren werden. Wenn sie sagen, dass es ordnungsgemäß war, können wir heute das Buch schließen."
Dem widersprach naturgemäß Fortunas Anwalt Horst Kletke: "Das sportliche Ergebnis ist unser höchstes Gut, daran kann man nur rütteln, wenn extreme Bedingungen vorliegen. Das war nicht der Fall."
Am Montag wird Richter Lorenz ein Urteil sprechen. Doch zu Ende dürfte die Relegation 2011/12 damit noch immer nicht sein, da Beobachter vermuten, dass die unterlegene Partei dann das DFB-Bundesgericht anrufen wird.
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