Der Grund: Er habe nur knapp zwei statt der vollen zwei Minuten nachspielen lassen. Die Profis von Hertha BSC waren kurz nach diesem an Dramatik kaum zu überbietenden 2:2 (1:1) im zweiten Relegationsspiel bei Fortuna Düsseldorf, der den Abstieg der Berliner besiegelte, offensichtlich völlig ihren Emotionen ausgeliefert. Freilich konnte Schiedsrichter Stark am allerwenigsten für den Abstieg von Hertha.
Wie so oft in dieser Saison scheiterte der Klub vor allem an sich selbst. Ein von Hertha erwogener Einspruch gegen die Wertung des Spiels wegen platzstürmender Fortuna-Fans in der Nachspielzeit dürfte wenig Aussicht auf Erfolg haben, auch wenn Vereinsanwalt Christoph Schickhardt noch am Mittwochmorgen im ZDF betonte: "Nach der Rückkehr werden wir uns heute besprechen und gegebenenfalls Einspruch einlegen." Die Einspruchsfrist endet Donnerstag.
Es wäre Herthas zweiter Abstieg in drei Jahren. Und die, die Verantwortung dafür tragen, wollen dies auch in Zukunft tun. Auf der Hertha-Mitgliederversammlung am 29. Mai wird sich Werner Gegenbauer erneut als Präsident zur Wahl stellen. Seine rechte Hand, Manager Michael Preetz, soll, so will es Gegenbauer, auch in Zukunft mit ihm die Geschicke des Klubs leiten. "Es besteht kein Zweifel, dass Michael Preetz Geschäftsführer Sport bleibt", sagte Gegenbauer unmittelbar nach dem Abstieg.
Spielzeit 2011/12 war ein Desaster
Es sind mutige Aussagen angesichts der Bilanz des Tandems, das mit dem Spiel am Dienstag seinen Tiefpunkt erreicht hat. Die Spielzeit 2011/12 war ein Desaster für Gegenbauer und Preetz. Mindestens genauso schlimm wie der Abstieg war die Art und Weise, wie dieser zustande gekommen war. Dabei waren die beiden nach der Ära Hoeneß angetreten, um den Klub von seinem antiquierten West-Berliner Image zu befreien.
Zugänglicher, anfassbarer, erlebbarer sollte Hertha werden. Ein hehres Ziel, das die Verantwortlichen mit Trainingseinheiten auf Amateurplätzen in Berlin und dem Berliner Umland im Zweitligajahr scheinbar erreicht hatten, was nach dem Aufstieg jedoch schnell wieder in Vergessenheit geriet.
Die beiden erreichten dies zumindest insofern, als der Klub tatsächlich ein ganz großes Erlebnis war. Hertha BSC in der Saison 2011/12 - das war großes Kino, das war eine Schmierenkomödie, ein Krimi und ein Drama in einem. Die Führungskräfte von Hertha BSC setzten genaugenommen fünf Trainer auf die Bank, sie lieferten sich einen hässlichen Streit mit dem nach der Hinrunde entlassenen Trainer Markus Babbel.
Dass Hertha überhaupt bis zum Schluss auf den Klassenverbleib hoffen durfte, hatte wenig mit der eigenen Stärke, sondern auch und vor allem mit der Schwäche der anderen zu tun. Am Dienstagabend aber waren die Berliner wie schon bei der 1:2-Hinspielniederlage die Mannschaft mit der besseren Spielanlage. Doch wie fünf Tage zuvor stellte sich das Team von Trainer Otto Rehhagel selbst ein Bein.
Beister nach 30 Sekunden
Änis Ben-Hatira, der die Düsseldorfer Führung durch Maximilian Beister (1. Minute) egalisiert hatte (22.), flog nach einer Grätsche in der 54. Minute vom Platz. Kurz darauf traf Ranisav Jovanovic erneut zur Düsseldorfer Führung (59.). Im Hinspiel köpfte Adrian Ramos zum 1:2 ins eigene Tor.
Doch Herthas Drama in unzähligen Akten war damit noch nicht besiegelt. Der überragende Raffael schaffte das 2:2 (85.). Das Spiel befand sich noch in der Nachspielzeit, als Fortuna-Fans den Rasen stürmten. Nach 20 Minuten Unterbrechung schickte Stark die beiden Mannschaften noch einmal für ein paar Sekunden auf den Platz. Kurz darauf ertönte dann der Schlusspfiff.
"Die Welt geht jetzt nicht unter. Wir werden eine Nacht darüber schlafen und nach vorne schauen. Hertha wird weiter bestehen", sagte Rehhagel. Die Frage wird nur sein, unter welcher Leitung Hertha weiter bestehen wird. Für eine weitere Saison mit Gegenbauer und Preetz dürfte schlicht zu viel schiefgelaufen sein.
Fortuna Düsseldorf - Hertha BSC: Daten zum Spiel