Vom Fast-Absteiger zum Champions-League-Aspiranten - Borussia Mönchengladbach war in der vergangenen Bundesliga-Saison mit Trainer Lucien Favre die Überraschungsmannschaft schlechthin. Doch mit dem Erfolg wuchsen bei den Liga-Konkurrenten schnell Begehrlichkeiten.
So verwunderte es nur wenige, dass mit Marco Reus, Dante und Roman Neustädter drei Stützen des Teams nicht zu halten waren. Sportdirektor Max Eberl stand schnell vor der Herkules-Aufgabe, die Abgänge mit den erzielten Transfererlösen zu kompensieren.
Als Ersatz für Abwehrchef Dante, der zum FC Bayern München wechselte, schnappte sich Gladbach letztlich einen Spieler, den halb Europa auf dem Zettel hatte: Alvaro Dominguez.
Vereinstreuer Trophäensammler
Bislang spielte der 23-Jährige nur für einen Verein, seinen Heimatklub Atletico Madrid. Nachdem er erfolgreich alle Jugendmannschaften durchlaufen hatte, gab Dominguez am 22. Oktober 2008 sein Profidebüt im Champions-League-Gruppenspiel gegen den FC Liverpool (1:1).
Es folgten das Debüt in der Primera Division und die Unterschrift unter den ersten Profivertrag Anfang 2009, wodurch er endgültig zur ersten Mannschaft stieß. In der Saison 2009/10 schaffte Dominguez schließlich den Durchbruch und wurde unumstrittener Stammspieler.
In seiner Zeit bei Atletico Madrid gewann Dominguez zwei Mal die Europa League (2010 und 2012) und 2010 den UEFA Supercup, außerdem wurde er 2011 U-21-Europameister mit Spanien. In insgesamt 76 Profispielen für Madrid gelangen ihm fünf Tore.
In ganz Europa begehrt
Diese Erfolge und die enge Bindung zu seinem Heimatverein waren die Gründe, warum zunächst kaum jemand daran glaubte, dass Dominguez im Sommer tatsächlich an den Niederrhein wechseln würde. Vor allem auch, weil Gladbach namhafte Konkurrenz im Kampf um den Innenverteidiger hatte.
Eberl bewies all seinen Kritikern aber erneut sein Verhandlungsgeschick und überzeugte den Spieler. "Alvaro Dominguez war unser Wunschkandidat für die Position des linken Innenverteidigers, für die wir nach dem Abgang von Dante zu Bayern München einen neuen Mann gesucht haben", gab der Gladbacher Macher auf der vereinseigenen Website zu Protokoll. "Er war Stammspieler bei Atletico Madrid, hat 2010 und 2012 die Europa League gewonnen und zuletzt den Sprung in die spanische Nationalmannschaft geschafft. Wir sind stolz darauf, dass er sich für Borussia entschieden hat."
Die geschätzten acht Millionen Euro Ablöse für die klammen Madrilenen taten ihr Übriges, um Dominguez nach einer nicht vollständig überzeugenden Saison (nur 28 Pflichtspiele in allen Wettbewerben) nach Gladbach zu locken. Der 1,89 Meter große Innenverteidiger, der auch als Linksverteidiger eingesetzt werden kann, soll Publikumsliebling Dante eins zu eins ersetzen.
Aufgrund seiner Athletik und seiner Größe ist er sehr durchsetzungsfähig, dazu verfügt Dominguez über ein hervorragendes Stellungsspiel. Dominguez' technische Fähigkeiten erlauben es ihm, das Aufbauspiel seiner Mannschaft aus der Verteidigung heraus zu unterstützen und die Bälle aus einer Defensivposition zu verteilen. Damit kann er in der taktischen Ausrichtung der Borussen, vor allem im Umschalten auf die Offensive, eine wichtige Rolle einnehmen.
Rückschlag als Extramotivation
In Madrid hat man Dominguez' Abgang weitgehend negativ aufgenommen, weil er eine wichtige Stütze für die Verteidigung war und die Abwehr insgesamt stabilisiert hat. Cata Diaz soll ihn ersetzen, doch viele Fans trauen dem Argentinier diese Rolle nicht zu.
Die Gladbacher Fans hingegen dürfen davon ausgehen, dass Dominguez die Lücke schließen kann, die Dante hinterlässt. Vielleicht nicht als Publikumsliebling, aber zumindest als kompletter Verteidiger, der sowohl für die Defensive, als auch für die Offensive seiner Mannschaft sehr wertvoll sein kann, wenn er seine Leistung abruft und seine steile Karriere fortsetzt.
Ein wenig Extramotivation könnte Dominguez aus einem leichten Rückschlag ziehen, den er erst vor kurzem hinnehmen musste: Eigentlich gehörte er zum erweiterten Kader der spanischen Nationalmannschaft für die Europameisterschaft, wurde aber vor dem Turnier aussortiert. An den Größen der spanischen Verteidigung, wie Sergio Ramos und Gerard Pique, kam er nicht vorbei. Es scheint jedoch nur eine Frage der Zeit zu sein, bis ihm auch dieser Schritt gelingt.
Alvaro Dominguez im Steckbrief