"Neben Eto'o zu spielen, ist normal"

Von Interview: Markus Matjeschk
Eric Maxim Choupo-Moting gehört zu den Leistungsträgern in Mainz und Kamerun
© Imago
Cookie-Einstellungen

SPOX: In der Afrika-Cup-Qualifikation am 7. September gegen Kap Verde steht Samuel Eto'o nach seiner Boykott-Sperre wieder im Kader. Wie fühlt es sich an, neben einem Weltstar zu spielen?

Choupo-Moting: Mittlerweile ist das normal für mich, er ist eben mein Sturmpartner. Dennoch ist es trotzdem ein tolles Gefühl, zu wissen, dass ich einen der besten Spieler der Welt neben mir habe. Er hilft uns allen auf dem Platz und gibt mir Tipps. Man kann sich immer wieder etwas abschauen.

SPOX: Sie gehören in Kamerun neben Eto'o zu den Publikumslieblingen, gelten selbst aber eher als ruhiger und besonnener Spieler. Ist es für Sie befremdlich, ein Volksheld zu sein?

Choupo-Moting: Ich sehe das positiv und versuche so locker wie möglich damit umzugehen. Eto'o fehlte in den letzten Spielen wegen der Suspendierung, dadurch rückte ich nach meinen Toren natürlich mehr im Vordergrund. Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, wie sehr ein Land hinter einem steht. Auf der anderen Seite erhöht sich dadurch der Druck, der auf einem liegt.

SPOX: Sie gelten als Eto'o-Nachfolger...

Choupo-Moting: Über Formulieren wie "Nachfolger von Samuel Eto'o" versuche ich mir so wenig Gedanken wie möglich zu machen. Eto'o ist ein Weltstar und ich stehe noch am Anfang meiner Karriere. Ich versuche, das positiv aufzunehmen und das als Anerkennung und Wertschätzung zu sehen. Ich freue mich, dass die Leute viel von mir halten. Jetzt liegt es an mir zu beweisen, dass sie Recht haben. (lacht)

SPOX: Für Kamerun spielen Sie im Zweiersturm neben Eto'o, in Mainz wird zwischen dem bewährten 4-2-3-1 und dem 4-4-2 gewechselt. Auf welcher Position sehen Sie sich in dieser Saison?

Choupo-Moting: Ich fühle mich im 4-2-3-1 auf der offensiven linken Seite wohl. Ich glaube, dass es der Trainer ähnlich sieht, weil ich dort in der Rückrunde und in den letzten Testspielen aufgestellt wurde. Wenn wir 4-4-2 spielen, fühle ich mich aber auch im Sturm wohl.

SPOX: Trainer Tuchel sagt über Sie: "Wenn einer aus dem Stand, aus dem Lauf, in der Luft, in der Drehung, mit dem Rücken oder mit dem Gesicht zum Gegner offensiv direkte Duelle entscheiden kann, ist das eine außergewöhnliche Gabe, die den Unterschied machen kann." Wo haben Sie diese Gabe her?

Choupo-Moting: Ich habe als Kind Zinedine Zidane bewundert, er war mein absoluter Lieblingsspieler. Seine Eleganz hat mich beeindruckt. Vielleicht habe ich mir im Spielstil etwas von ihm abgeschaut, vielleicht ist das auch ein bisschen das angeborene Talent.

SPOX: Tuchel sagt über seinen Führungsstil aber auch: "Je talentierter ihr seid, umso schlimmer geht es euch. Das wird anstrengend für euch, körperlich, geistig und in den Anforderungen. Wir werden euch stressen und nie in Ruhe lassen." War das Kompliment eine Ausnahme?

Choupo-Moting: Das Kompliment freute mich natürlich. Das ist das Gute an ihm: Auf der einen Seite lobt er, auf der anderen Seite findet er viele Ansätze für Kritik, was sehr, sehr wichtig ist.

SPOX: Stellenweise wird Ihnen vorgeworfen, auf dem Platz zu phlegmatisch zu sein und den letzten Biss vermissen zu lassen. Wie gehen Sie mit dem Vorwurf um?

Choupo-Moting: Wenn mir der Trainer so etwas sagt, versuche ich natürlich, bissiger und aggressiver zu spielen. In diesen Punkten kann ich mich verbessern. Aber zu meiner Verteidigung muss ich anmerken, dass jeder Spielertyp ein bisschen anders ist. Es gibt diese Kämpfertypen - und dann gibt es eben auch andere Charaktere, da gehöre ich vielleicht dazu. (lacht) Ich bin nicht der Typ, der auf dem Platz laut rumschreit oder sich mit anderen Spielern auf verbale Duelle einlässt. Das werde ich auch nie sein. Allerdings muss ich lernen, in meinem Spiel einen Tick mehr Aggressivität zu zeigen.

SPOX: Sie selbst waren in der abgelaufenen Saison mit zehn Toren bester Mainzer Torschütze und standen in allen 34 Spielen auf dem Platz. Welche Ziele haben Sie sich für die neue Saison gesetzt?

Choupo-Moting: Ich persönlich möchte so viel wie möglich spielen. Ich brauche noch weiter Spielpraxis, denn nur mit Einsätzen verbessert man sich. Und: Ich möchte noch effektiver werden, als Stürmer wird man an Toren und Vorlagen gemessen. Für die Mannschaft hoffe ich, dass wir noch homogener und beständiger auftreten. In der letzten Saison gab es zu viele Höhen und Tiefen. Wenn wir konstanter spielen, denke ich, dass wir mit der Mannschaft unter die ersten Zehn gehören.

Eric Maxim Choupo-Moting im Steckbrief

Artikel und Videos zum Thema