Nach Angaben der DPolG stellt die Polizei pro Austragung in der Bundesliga durchschnittlich 200 bis 300 Beamte ab, bei Spielen der zweiten und dritten Liga sind es rund 50 bis 100 Polizisten pro Stadion. "Bei 'Risikospielen' liegt der Kräfteeinsatz fast doppelt so hoch", sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt.
In der vergangenen Spielzeit hatte es zahlreiche Vorfälle in Stadien im Zusammenhang mit Gewalt und der verbotenen Verwendung von Pyrotechnik gegeben. In der Saison 2010/11 wurden bei Spielen der vier höchsten deutschen Ligen insgesamt 1.223 Personen verletzt, darunter auch zahlreiche Polizisten.
Einsatzkosten von 100 Millionen Euro pro Saison
Der Schutz der Fußballstadien verschlingt laut Berechnungen der Gewerkschaft pro Saison rund 100 Millionen Euro Steuergeld. Wendt rief den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) dazu auf, die Kosten mitzutragen. "Wir halten es durchaus für angemessen, dass rund die Hälfte der Polizeikosten nicht dem Steuerzahler, sondern den Verbänden auferlegt werden", sagte er.
Auch das Land Rheinland-Pfalz sprach sich erneut für einen sogenannten Event-Euro zur Beteiligung der Vereine und Verbände an den polizeilichen Einsatzkosten aus. Die andern Länder lehnten die Forderungen Wendts ab. "Die Innenminister sind sich darin einig, die Kosten für Fußballeinsätze den Vereinen nicht in Rechnung zu stellen", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann argumentierte, dass der Polizeieinsatz überwiegend im Umfeld des Stadions ablaufe. Er diene auch nicht dem Veranstalter, sondern der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Auch sein hessischer Kollege Boris Rhein erteilte den Forderungen eine Absage: "Wer dafür plädiert, der muss auch wissen, dass das dann für alle Veranstaltungen - auch die vom Ehrenamt geschulterten - gilt."
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich verlangte, bei Grenzüberschreitungen von Fans "konsequent" durchzugreifen. "Bei der hochgefährlichen Pyrotechnik erwarte ich zum Beispiel ganz klar von den Vereinen, dass sie das eindeutige Verbot mittragen und im Stadion durchsetzen", sagte Friedrich. Auch seine Länderkollegen nahmen die Vereine in die Pflicht. Rhein verlangte den Einsatz professioneller und erfahrener Ordner. Diese könnten die Qualität der Einlasskontrollen bei den Fußballspielen steigern, sagte er.
Polizeigewerkschaft warnt vor Sicherheitsrisiko
Wendt warnte zudem vor einem gravierenden Sicherheitsrisiko. So sei die Polizei, die allein bei den neun Spielen der Bundesliga pro Woche mit mindestens 2.000 Beamten im Einsatz sei, inzwischen an ihrer "absoluten Kapazitätsgrenze" angekommen. "Wenn wir noch mehr Polizisten für den Fußball abziehen müssen, kann das dramatische Folgen für die Sicherheitslage im Land haben", sagte Wendt. "Es darf in keiner Ecke Deutschlands während dieser Zeit andere außergewöhnliche Sicherheitsstörungen geben, da wir keine weiteren Reserven haben."
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht Engpässe unter anderem in Nordrhein-Westfalen, wo gleich fünf Erstligisten angesiedelt sind. "Der 1. September ist mein Schreckenstag, denn dann finden eine Rechtendemo in Dortmund sowie die Heimspiele von Schalke, Leverkusen und das Derby zwischen Düsseldorf und Mönchengladbach statt. Das wird uns völlig überfordern", sagte der stellvertretende GdP-Landesvorsitzende Arnold Plickert. Bis zu 1.000 Polizisten seien allein bei dem rheinischen Derby im Einsatz.
Zumindest am ersten Spieltag erwarten die Sicherheitsbehörden in NRW keine Spiele mit erhöhter Brisanz. Sowohl die Auftaktpartie von Meister Borussia Dortmund gegen Werder Bremen am Freitag und die Partie von Borussia Mönchengladbach gegen 1899 Hoffenheim am Samstag werden als problemlos eingestuft.
Der 1. Spieltag im Überblick