Frage: Herr Büskens, Sie kommen aus Düsseldorf, waren lange auf Schalke und sind jetzt in Fürth. Wo ist ihre Heimat?
Büskens: Als ich 1992 nach Schalke kam, war ich immer der Düsseldorfer. Jetzt bin ich immer der Königsblaue. Da haben sich wohl meine Wurzeln in der öffentlichen Wahrnehmung leicht verschoben. Das zeigt, dass ich mit jedem meiner Vereine eine hohe Identifikation habe. Auf Schalke hatte ich eine hoch emotionale Zeit mit drei Titeln, mit wahnsinniger Leidenschaft. Im Ruhrgebiet wird Fußball gelebt. Die Leute sind verrückt nach Fußball, dieser Wahnsinn, diese Faszination eint uns. Da habe ich als Spieler sehr gut hingepasst.
Frage: Und Fürth?
Büskens: Fürth hat mir auch wahnsinnig viel gegeben. Sie gaben mir die Chance in sportlich schwieriger Phase auf Tabellenplatz 15. Sie haben auf die Risikokarte gesetzt, sich für einen entschieden, der zwar 15 Spiele als Interimstrainer hinter sich hatte und als Co-Trainer, ansonsten aber nur in der dritten Liga tätig war. Es gab damals genügend erfahrene Trainer auf dem Markt. Ich denke, dass beide Seiten das nicht bereut haben. Ich werde logischerweise die SpVgg immer im Herzen tragen. Wir haben hier was zusammen entwickelt. Jede dieser drei Stationen hat emotional hohe Bedeutung.
Frage: War es eigentlich schwierig, diesen Fußball-Wahnsinn aus dem Ruhrgebiet nach Fürth zu transportieren?
Büskens: Der war hier nur auf ganz kleinem Niveau existent. Das habe ich nie ganz verstanden. Ich war viele Jahre in einer Region beheimatet, in der Fußball einen wahnsinnig großen Platz im Leben der Leute einnimmt. In Fürth war es so, dass ich mich hier am Anfang gefragt habe: Wieso finden wir nur knapp 5.500 Sympathisanten, wieso können wir nicht mehr Leute erreichen? Wir konnten die Leute dann mitnehmen, haben eine Euphorie entfacht, die der Leistung des Vereins in den letzten 15 Jahren entspricht. Mit einem für Zweitliga-Verhältnisse unterdurchschnittlichen Etat immer oben mitzuspielen, ist schon eine Leistung.
Frage: Und dann haben Sie die als unaufsteigbar geltenden Fürther in die Eliteklasse geführt....
Büskens: Der mehrmals verpasste Aufstieg hatte Narben hinterlassen. Deshalb war es ganz, ganz bedeutend, dass wir uns jetzt Bundesligist nennen können. Man sieht ja, was hier entstanden ist. Wir haben eine neue Tribüne, das gibt dem Stadion ein ganz neues Bild. Es war unvorstellbar, dass wir so was mal erleben dürfen. Das ist phänomenal.
Frage: Ist das Duell gegen Schalke das Highlight des Jahres für Sie? Und ist Ihr Herz in diesem Spiel gespalten?
Büskens: Mein Job ist es, mit Fürth die Klasse zu halten. Da werde ich alles dafür rein schmeißen, was in mir steckt, unabhängig, ob königsblaue, rotweiße oder was weiß ich für Trikots getragen werden. Aber: Logischerweise hege ich Sympathie für Schalke. Ich habe 18 wunderschöne Jahre da erlebt, von denen ich nicht einen Tag missen möchte. Ich freue mich, dass wir Schalke hier begrüßen dürfen. Das war bei Dienstantritt im Dezember 2009 für mich undenkbar. Ich freue mich logischerweise sehr darauf, alte Wegbegleiter zu treffen. Angefangen von Huub Stevens, unter dem ich drei Titel holen durfte. Ich habe Bock darauf, mich mit ihnen zu messen. Ich habe Bock darauf zu gewinnen. Danach können die Blauen bis aufs Rückspiel alle Spiele gewinnen. Sie sollen Champions League, DFB-Pokal und Meisterschaft gewinnen. Ich wünsche ihnen alles Glück der Erde, nur in den beiden Spielen will ich gewinnen.
Frage: Laut Bilanz ist Fürth ja klarer Favorit. Daheim hat Fürth in einem Pflichtspiel noch nie gegen Schalke verloren, in den 80er Jahren in den letzten beiden Vergleichen hießen die Ergebnisse 2:1 und 3:3...
Büskens: Mit diesen beiden Ergebnissen könnte ich perfekt leben.
Frage: Sie haben gemeinsam mit Asamoah und Edu ja eine kleine Schalke-Filiale in Fürth aufgemacht....
Büskens: Ich weiß, es ist gefährlich, aber ich war in beiden Fällen zu 100 Prozent überzeugt, dass es der SpVgg weiterhilft. Ich wusste, welche Mentalität Asamoah mitbringt: Er will immer gewinnen. Er hat aus seinem Talent wahnsinnig viel gemacht: Er hat bei zwei Weltmeisterschaften mitgespielt, war beteiligt an einem WM-Finale. Er ist auch durch Täler gegangen, kannte alle Facetten des Sports. Ich wusste, er knickt nicht ein, wenn es auf Kleinigkeiten ankommt. Er hat dann in der Zweitliga-Rückrunde entscheidende Tore für uns gemacht. Das war ein Schachzug, der sich rentiert hat.
Frage: Und das Gleiche erhoffen Sie sich von Edu?
Büskens: Wir haben halt viele unerfahrene Spieler, die brauchen Korsettstangen. Auch Edu hat das auf allerhöchstem Niveau bewiesen. Wenn ich mich an das Spiel bei Inter Mailand erinnere, geht mir das Herz auf. Er hat sich seine Bescheidenheit und Demut bewahrt, lässt hier nicht den vermeintlich großen Star raushängen. Ich hoffe, die beiden helfen uns, schnell in der Liga anzukommen und ein fester Bestandteil der Bundesliga zu werden.
Frage: Werden Sie beide gegen Schalke bringen?
Büskens: Edu ist ein Spieler, der uns von Beginn an viel bringen kann. Kann gut sein, dass er beim Anpfiff auf dem Platz steht.
Mike Büskens im Steckbrief