Mario Gomez weiß, was sich gehört. Der Stürmer von Bayern München klatscht stets höflich, wenn der andere Mario, Mario Mandzukic, seinen Job für den Tabellenführer unten auf dem Fußballplatz erfolgreich erledigt und ein Tor schießt. Er freut sich jedes Mal, natürlich.
Aber vermutlich hat er auch immer ein bisschen ein mulmiges Gefühl dabei, weil er selbst untätig oben auf der Tribüne sitzen muss. Seit Saisonbeginn ist dort Gomez' Stammplatz in der Münchner Arena. Anfang August waren ihm freie Gelenkteile im linken Sprunggelenk entfernt worden. Den Startrekord in der Bundesliga mitsamt den zum Teil wunderbaren Auftritte seiner Kollegen erlebte er deshalb nur als Zuschauer.
Seinen bisherigen Stammplatz verliert Gomez aber wohl demnächst. Er wird bald wieder einen Blickwinkel auf das Spiel der Kollegen haben. Von der Bank aus oder, noch besser, er ist womöglich bald wieder mittendrin. Das Ende seiner Leidenszeit steht bevor. Er ist seit einer Woche zurück im Training mit den Kollegen.
"Ich bin glücklich, dass ich wieder bei der Mannschaft bin, dass ich Tag für Tag besser reinkomme und dann auch in absehbarer Zeit wieder bei den Spielen dabei sein werde", sagte er auf "FCB News".
Viel Raum für Spekulationen
Wann er sein Comeback geben wird, weiß Gomez aber noch nicht genau. Vielleicht nach der Länderspielpause gegen den 1. FC Nürnberg am 17. November oder eine Woche später gegen Hannover 96. Der 27-Jährige hält sich bedeckt und lässt damit Raum für Spekulationen - wie in den vergangenen drei Monaten.
Weil die Pause länger dauert als zunächst angenommen, weil Gomez lange Zeit nur leichtes Lauftraining absolvieren konnte, wurde Schlimmeres befürchtet. Zu Unrecht, wie Gomez jetzt erklärte. Zunächst war die Rede von ein paar Wochen Pause gewesen. Bei der Operation habe der Arzt aber gesehen, "dass da ein Stück weit mehr zu machen ist", erklärt Gomez. "Die drei Wochen war da natürlich hinfällig."
Aber weder der Verein noch Gomez selbst haben dies öffentlich kundgetan. Nur Mannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt gab ein paar Mal Auskunft über den Heilungsverlauf. "Mit einem einfachen Satz von mir wären die Spekulationen nicht gekommen", weiß der 27-Jährige.
Kampf um Sturmzentrum
"Mich hat es ein Stück amüsiert. Man muss ja nicht immer alles verraten." Gomez hat es "genossen, nicht ständig Interviews zu geben." Jetzt, da die Rückkehr nicht mehr weit ist, tauchte der erfolgreichste Bayern-Stürmer der vergangenen beiden Jahre wieder auf.
Es ist Zeit für Gomez, sich wieder zu positionieren. Denn bald geht für ihn der Kampf um seinen Platz im Sturmzentrum los.Der im Sommer vom VfL Wolfsburg nach München gewechselte Mandzukic hat sich bestens integriert beim FC Bayern, war mit bisher sieben Tore in der Bundesliga und zwei im DFB-Pokal ähnlich erfolgreich wie Gomez zum gleichen Zeitpunkt in der vergangenen Saison.
Bonus für Gomez
Viele sagen, der kroatische Nationalspieler passe besser zum System der Bayern als der ehemalige Stuttgarter, weil er nicht nur torgefährlich agiere, sondern auch noch gut mitspiele. Dass jetzt zudem der zu Saisonbeginn mit Blessuren kämpfende Claudio Pizarro aufgeholt hat und sich im Pokalspiel gegen Kaiserslautern mit zwei Treffern empfahl, macht es für Gomez nicht leichter.
Trainer Jupp Heynckes hatte aber schon vor einigen Wochen wissen lassen, dass Gomez einen kleinen Sonderstatus genießt. "Wenn Mario wieder zurückkommt, muss er sich nicht hinten anstellen." 41 Pflichtspieltore in der vergangenen Saison sind eben gute Argumente. So viele konnte der andere Mario noch gar nicht sammeln.
Mario Gomez im Steckbrief