Das Meisterteam des FCB in der Einzelkritik

Von Thomas Gaber / Fatih Demireli / David Kreisl
Der FC Bayern München holte am Samstag in Frankfurt seinen 23. Meistertitel
© getty

Der FC Bayern München eilt in dieser Saison von Rekord zu Rekord. Einige wurden schon neu aufgestellt, andere können noch folgen. Die Neuzugänge haben voll eingeschlagen, viele Spieler haben einen weiteren Schritt in ihrer Entwicklung und Qualität gemacht. Es gibt aber auch Pechvögel. Alle von Heynckes eingesetzten Spieler im Saisoncheck.

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Manuel Neuer: Letztlich war es auch der überragenden Parade des Torhüters gegen Srdjan Lakic zu verdanken, dass der FC Bayern am 28. Spieltag in Frankfurt den Titel perfekt machen konnte. Eine seltene Gelegenheit der Auszeichnung für Neuer, denn in vielen Spielen machte sich für den Nationaltorhüter große Langeweile breit: So sehr, dass er mit den Ersatzspielern während den Spielen Kopfball-Tennis spielte und dort mehr gefordert wurde. Schlagzeilen machte er fast nur außerhalb des Bayern-Geschehens, beispielsweise bei der Nationalmannschaft. Dennoch: Dass die Bayern - Stand heute - die beste Abwehr Europas stellen, ist zweifelsohne auch Neuers Verdienst.

Tom Starke: Der Ersatzkeeper kam lediglich zwei Mal zum Einsatz: Einmal in der Bundesliga bei seinem Ex-Klub Hoffenheim und einmal im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern. Hielt in beiden Spielen stark, blieb ohne Gegentor und zeigte, dass auf ihn als erfahrener Back-Up Verlass ist.

Philipp Lahm: Deutliche Leistungssteigerung des Kapitäns gegenüber der Vorsaison. Vor allem offensiv deutlich präsenter und gefährlicher. Bereitete in Liga und Champions League 15 Tore vor. Paradebeispiel: Der Pass vor Schweinsteigers Zucker-Tor in Frankfurt. Lahm ist der Dauerbrenner unter den Feldspielern des FC Bayern: inklusive des Supercup-Finals gegen den BVB kommt der Rechtsverteidiger auf 3800 Minuten. Holte seine erste Meisterschaft als Kapitän. In den restlichen Spielen sollte Lahm aber noch einen Makel löschen: er ist in dieser Saison noch ohne Tor...

Rafinha: Der Brasilianer stand bei seinen neun Ligaspielen lediglich einmal über die volle Distanz auf dem Platz und wurde sonst meistens in der Schlussphase eingewechselt. Dass der 27-Jährige ein wertvoller Teamplayer ist, bewies er nicht nur durch seine guten Leistungen, wenn er gebraucht wurde, sondern auch durch seine Aussagen im Interview mit SPOX, als er Verständnis dafür zeigte, nur Auswechselspieler zu sein: "Die Mannschaft spielt eine klasse Saison, wir zeigen konstant gute Leistungen und die Spieler, die regelmäßig zum Einsatz kommen, verdienen das Vertrauen des Trainers. Ganz einfach."

Daniel van Buyten: Der Belgier fand in der Hinrunde quasi nicht statt. Verletzungen stoppten den Routinier. Dass er überhaupt noch zum Inventar des FC Bayern gehört, erinnerten nur die ständigen Lobpreisungen von Jupp Heynckes, dass van Buyten ein erstklassiger Profi sei und hart arbeite. Im Jahr 2013 dann aber einer der Gewinner des FC Bayern. War oft die solidere Option im Konkurrenzkampf mit Jerome Boateng. Kämpft um einen neuen Vertrag. Auch wenn die obligatorischen Kopfball-Tore bisher ausgeblieben sind, stehen die Chancen gut. Liebäugelte zuletzt aber mit einem Wechsel nach Frankreich.

Jerome Boateng: Verpasste bis Mitte November keine Pflichtspielminute, gehörte zum Korsett der erfolgreichen Defensive 2012/2013. Grundsätzlich eine Saison auf hohem Niveau, aber: Seine Spielweise beinhaltet immer eine Prise Risiko und er neigt manchmal zu überharten Mitteln. Die unnötige Rote Karte gegen BATE Borissow erschwerte ihm zwischenzeitlich das Leben beim FC Bayern; er handelte sich dadurch einen internen Rüffel von Matthias Sammer ein. In der Rückserie im steten Konkurrenzkampf mit van Buyten. Dann auch besser, wenn er die Chance bekam. Ach ja: Glückwunsch zum ersten Bundesliga-Tor in der Karriere.

Dante: Das Wichtigste vorweg: Er ist der Spieler der Saison. Es gibt keine Stimme beim FC Bayern, der den Namen "Dante" nicht nennt, wenn nach Gründen der grandiosen Saison gefragt wird. Der Brasilianer, der inzwischen auch den Sprung zur Selecao geschafft hat, ist nicht nur sportlich eine große Verstärkung. Ob in der Spieleröffnung, Antizipation oder im gesamten Defensivverhalten: Dante überragt. Aber es ist vor allem die Persönlichkeit, die der Brasilianer einbringt. Dante ist ein Leader, auf den die anderen Spieler hören. Seine Ansprache ist bestimmt und findet Gehör. Aus Dante-Sicht bleibt zu sagen, dass er nach erreichtem Saisonziel diesmal die Haare auf dem Kopf behält.

David Alaba: Die Saison begann denkbar ungünstig. Im Trainingslager erlitt der Österreicher einen Ermüdungsbruch im linken Fuß und fiel lange aus. Ob und wann er zurückkehrt, war in seinem Heimatland zwischenzeitlich wichtiger als politische Nachrichten. Ohne große Anlaufschwierigkeiten wieder vollwertiges Mitglied der Bayern, auch wenn das erste Spiel in der Startelf die erste Saisonniederlage gegen Leverkusen war. Entdeckte in dieser Saison auch das Toreschießen, sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League. Würde gerne im Zentrum spielen, muss in dieser Form aber auf der Linksverteidiger-Position bleiben.

Holger Badstuber: Für den Verteidiger persönlich war die Spielzeit 12/13 zum Vergessen. Aufgrund der Verletzung von Alaba musste das Eigengewächs die ersten neun Saisonspiele auf der Linksverteidiger-Position bestreiten. Nach einem Muskelfaserriss und der Rückkehr in die Innenverteidigung stieß er beim Heimspiel gegen Dortmund unglücklich mit Mario Götze zusammen und zog sich einen Kreuzbandriss zu. Diese Saison wird der 24-Jährige wahrscheinlich nicht mehr zurückkommen.

Diego Contento: Seine Einsatzzeiten nahmen im Vergleich zur Vorsaison (15 Einsätze in allen Wettbewerben) deutlich ab. In Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal stand er jeweils einmal über 90 Minuten auf dem Platz, hinzu kommt ein weiterer Kurzeinsatz in der Liga. Dass alle vier Partien mit Contentos Beteiligung bei einem Torverhältnis von 18:2 gewonnen wurden, ist aber auch sein Verdienst.

Emre Can: Gilt als großes Talent, wurde aber nur in den ersten beiden DFB-Pokalrunden als Linksverteidiger und defensiver Mittelfeldspieler eingesetzt. Einsatzminuten in Bundesliga und Champions League? Fehlanzeige.

Mitchell Weiser: Spielte ganze zwölf Minuten im Pokal gegen Kaiserslautern, stand sonst fast nie im Kader und wurde im Winter zu den Roten Teufeln ausgeliehen.

Teil 2: Von Schweinsteiger bis Pizarro