Er kam als Mann mit dem magischen Auge, er sollte die größten Talente nach Hamburg lotsen - doch nach nur zwei Jahren ist die Mission von Frank Arnesen beim HSV gescheitert.
Die Norddeutschen haben den Dänen am Mittwoch von seinen Aufgaben als Sportdirektor beim Fußball-Bundesligisten entbunden - trotz eines bis 2014 laufenden Vertrages.
Im Laufe des Abends bestätigte der Verein vorhergehende Medienberichte, jedoch ist in der offiziellen Mitteilung von einer "einvernehmlichen Trennung" die Rede. Die Gründe für die Entscheidung seien demnach "neben finanziellen Überlegungen auch unterschiedliche Auffassungen über die langfristige sportliche Ausrichtung des Vereins."
Wunschlösung Rettig sagt HSV ab
Nachdem die Wunschlösung Andreas Rettig den HSV-Verantwortlichen am Mittwochvormittag abgesagt hat, gelten Felix Magath und Jörg Schmadtke nun als heißeste Anwärter auf den begehrten Posten an der Elbe.
Der Auftrag für den neuen starken Mann ist klar: Er soll beim finanziell angeschlagenen Traditionsverein schnellstmöglich eine schlagkräftige Mannschaft aufbauen und den Klub nach vierjähriger Abstinenz wieder in das internationale Geschäft führen.
Im Gespräch sind neben HSV-Idol Magath, der die Hamburger 1983 zum Sieg im Europapokal der Landesmeister geschossen hat, und dem ehemaligen Hannover-Manager Schmadtke auch Oliver Kreuzer (Karlsruher SC) und Hamburgs ehemaliger Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer. Schmadtke nannte den HSV eine "interessante Aufgabe", wollte sich jedoch nicht weiter zu seinen Ambitionen äußern.
Aufsichtsrat contra Arnesen
Arnesen war das Vertrauen bereits in der Nacht zu Mittwoch entzogen worden. Bei einer mehrstündigen Aufsichtsratssitzung senkte die Mehrheit im obersten Kontrollgremium des Klubs den Daumen über seinem einstigen Hoffnungsträger.
Aufsichtsrats-Boss Manfred Ertel wollte die Entscheidung danach noch nicht bestätigen: "Solange es nichts zu verkünden gibt, wird nichts verkündet. Das gebührt der Respekt gegenüber jedem Beteiligten." Doch nach SID-Informationen geht es nun nur noch um die Abfindungsmodalitäten.
Arnesens Bilanz durchwachsen
Arnesen war im Sommer 2011 mit Vorschusslorbeeren vom englischen Premier-League-Klub FC Chelsea nach Hamburg gewechselt, er konnte die in ihn gesetzten Erwartungen aber nie wirklich erfüllen. Vor allem wegen seiner verfehlten Personalpolitik war der 56-Jährige zuletzt massiv in die Kritik geraten.
Intern wird Arnesen zwar der Transfer von Torwart René Adler (kam von Bayer Leverkusen) hoch angerechnet. Insgesamt sei die Bilanz des mit rund 1,8 Millionen Euro Jahresgage bestbezahlten Sportdirektors der Klubhistorie aber zu durchwachsen.
An der Verpflichtung von Spielmacher Rafael van der Vaart war Arnesen gar nicht beteiligt, zudem schaffte er es in den vergangenen Transferperioden nicht, Ladenhüter wie Gojko Kacar oder Marcus Berg zu veräußern und so die Vereinskasse zu entlasten. Bei der Talentsuche war der hoch angesehene frühere Chelsea-Scout ebenfalls nur mäßig erfolgreich.
Beziehung zwischen Fink und Arnesen abgekühlt
In den vergangenen Monaten hatte sich auch die Beziehung zwischen Arnesen und Trainer Thorsten Fink deutlich abgekühlt. Der Coach forderte bei jeder Gelegenheit "punktuelle Verstärkungen".
Arnesen kämpfte bis zuletzt um seinen Job. "Ich bin Profi und weiß, wie das Geschäft läuft. Ich habe immer 100 Prozent für den HSV gegeben, und das werde ich auch weiter tun", wurde Arnesen noch am Mittwoch zitiert - da war die Entscheidung wohl längst gefallen.
Der Kader des HSV