SPOX: Michael Oenning sagt, dass ihm nur ein Blick genügt, um zu erkennen, wie es einem Trainerkollegen geht. Die Tiefe der Falten, die Mimik, die Leere in den Augen. Am anfangs selbstbewussten Schmidt wurde das zusehends deutlich.
Pause: Zum Ende der Saison war Stephan desillusioniert. In der Winterpause geriet er bereits mit den Vorgesetzten Wilfried Finke und Michael Born aneinander, dann berappelte man sich, nur damit dass sich das alles ein paar Wochen später wiederholt. Schubert erzählt offen, wie erschöpft er sich nach der Trennung von St. Pauli und nach zehn Jahren an vorderster Front gefühlt hat. Umso dankbarer war ich, dass sie die schweren Momente mit mir und der Kamera teilten.
SPOX: Sie begleiteten die Fußballlehrer-Ausbildung des DFB. Wird Stressresistenz als Lehrstoff vernachlässigt?
Pause: Stressresistenz gehört heutzutage zu den wichtigsten Qualitäten für einen Trainer - nur das ist schwer zu erlernen. Man kann Fernsehinterviews und anspruchsvolle Situationen auf dem Trainingsplatz simulieren, ein Abbild der Realität ist es allerdings nicht. Daher sagen Leute wie Jürgen Klopp und Armin Veh, dass Stressresistenz ein Talent ist, das man einfach besitzen muss, um es im Profifußball zu schaffen. Es klingt hart, doch Stressresistenz ist eine natürliche Selektion.
SPOX: Umso erstaunlicher, dass drei Profi-Trainer, die allesamt zu den Unerfahreneren gehören, sich Ihnen so öffneten. Umgekehrt gefragt: Waren Bundesliga-Coaches zu ängstlich für Ihr Film-Projekt?
Pause: Die Idealkonstellation wäre gewesen, dass ich aus den ersten drei Ligen jeweils einen Trainer sowie die Fußballlehrer-Ausbildung begleite. Bei der Suche nach den richtigen Kandidaten machte ich in der Bundesliga aber eine Erfahrung: Alle waren begeistert von der Idee, wobei sie selbst oder der Klub Vorstellungen hatten, die einen zu großen Kompromiss bedeutet hätten. Was Bundesliga-Trainer von anderen unterscheidet: Sie sind so mediengeschädigt und skeptisch, dass sie nicht glauben konnten, dass der Film einen idealistischen Ansatz verfolgt.
SPOX: Dafür fanden Sie mit Schubert, Stephan Schmidt und Frank Schmidt drei ambitionierte Trainer, die im Guten wie im Schlechten die Kamera zuließen.
Pause: Für Schubert war es eine Art Selbstexperiment: Er kam vorher mit den verschiedenen Ebenen der Berichterstattung nicht klar und wollte sich so dem Thema Medien nähern. Darum bin ich ihm und Stephan Schmidt sehr dankbar. Und Frank Schmidt erklärte sich gemeinsam mit der Heidenheimer Mannschaft sogar bereit, dass ich sie in den Taktik-Besprechungen und in der Kabine, direkt nach einem Spiel, aufnehme. Das ist ein wesentlicher Teil des Films. Als ich Frank Schmidt fragte, was bei ihm den Ausschlag gegeben hat, mitzumachen, antwortete er: "Ich mache mit, weil ich selbst so einen Film sehen möchte."
SPOX: So aufschlussreich Ihr Film ist: Befürchten Sie, dass die drei Trainer zu ehrlich sind und Ihr Leumund darunter leidet? Oder könnte der Film sogar helfen, dass Schubert und Stephan Schmidt einen neuen Job bekommen?
Pause: Warum sollte es ihnen schaden? Es erfordert Mut und Neugier, bei einem solchen Projekt mitzumachen. Das sind wichtige Voraussetzungen im Profi-Geschäft. Außerdem ist der Film eine Bühne für alle Beteiligten. Und ich bin überzeugt, dass sich alle Charaktere schlüssig und authentisch verhalten und sich keiner so präsentiert, dass es ein Hinderungsgrund für eine Einstellung ist. Ganz im Gegenteil: Manchmal werden erst in Niederlagen Stärken sichtbar. Und da zeigen sich alle drei als starke Persönlichkeiten.