Der FC Bayern stellt am Montag seinen neuen Trainer Pep Guardiola vor. Nicht wie gewöhnlich im Presseraum an der Säbener Straße, nein, im Saal der Allianz Arena. Es wird ein gigantischer Andrang erwartet. Am 26. Juni steigt dann das erste Training unter dem Spanier. Ob am Trainingsgelände oder im Stadion, auch hier werden hunderte von Zuschauern erwartet.
Wann Vaclav Pilar das Training aufnehmen wird, ist noch unklar. Und dass er dabei von einer euphorisierten Horde Fans begleitet wird, ist auch unwahrscheinlich. Es gibt aber eine Kleinigkeit, die Guardiola und Pilar verbindet.
Beide spielten in der Champions-League-Saison 2011/12 gegeneinander. Pilar als Spieler bei Viktoria Pilsen und Guardiola als Trainer des FC Barcelona. "Ich möchte Pilar und die Art, wie er spielte, herausheben", sagte Guardiola hinterher.
Pilar: Ein Spieler für Streich
Wie Guardiola steht auch Pilar in dieser Saison vor seinem Debüt in der Bundesliga. Der 24-Jährige wechselte nach seiner starken EM 2012 mit Tschechien (zwei Tore in vier Spielen) zum VfL Wolfsburg von Felix Magath, zog sich aber einen Kreuzbandriss zu und fiel die gesamte Spielzeit aus.
Beim Sportclub sind sie sich bewusst, "dass Vaclav zunächst noch ein individuelles Aufbautraining absolvieren muss - zeitliche Vorgaben für den Wiedereinstieg in das Mannschaftstraining gibt es dafür nicht", wie Klemens Hartenbach sagt, der gemeinsam mit Jochen Saier derzeit kommissarisch das Amt des Sportdirektors ausübt.
Aber sie sind davon überzeugt, dass Pilar nach Genesung das Lob von höchster Stelle rechtfertigen kann. Seine Spielweise passt perfekt ins Freiburger Konzept unter Trainer Christian Streich. Pilar ist schnell, dribbelstark, torgefährlich und auch im Spiel gegen den Ball aggressiv und mannschaftsdienlich.
Ruhe auf dem Viehmarkt
Der SC Freiburg hat nach seiner grandiosen Saison mit Platz fünf und der Qualifikation für die Europa League einen großen Aderlass hinnehmen müssen.
Mit Cedric Makiadi (Werder Bremen), Max Kruse (Borussia Mönchengladbach), Daniel Caligiuri (VfL Wolfsburg), Johannes Flum (Eintracht Frankfurt) und Jan Rosenthal haben fünf zentrale Spieler den Verein verlassen - bis auf Rosenthal, dessen Vertrag auslief, alle durch den Einsatz einer Ausstiegsklausel.
Der Ärger über die von Streich angeprangerten Methoden wie auf dem Viehmarkt, weil seine Spieler indirekt über die Medien und direkt bei anderen Vereine angeboten wurden, ist mittlerweile verraucht.
Zusammenbruch in Freiburg?
"Ausstiegsklauseln sind für uns ein probates Zugeständnis, um die Gehälter im Rahmen halten und konkurrieren zu können mit jenen Klubs, die einen dickeren Geldbeutel haben als wir", erklärte Präsident Fritz Keller gegenüber der "Badischen Zeitung".
Dass seine Aussage vom 10. Mai, der SC werde keinen Spieler mehr abgeben, durch den Transfer von Makiadi schnell widerlegt wurde, ist für Keller kein Problem. Es habe sich dabei ohnehin nur um ein taktisches Manöver in der Endphase der Saison gehandelt. "Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass beim SC Freiburg etwas zusammenbricht."
Von einem Zusammenbruch muss man sicher nicht sprechen, aber Streich hat schon die Aufgabe eines Neuaufbaus vor sich. Die Transfers haben aber auch für Freiburger Verhältnisse eine Menge Geld in die Kasse gespült. Geld, das "wir nun in Spieler mit Perspektive investieren" können, wie Keller sagt.
Transfers mit Perspektive
Streich wird von seinem kollektiven, laufintensiven Umschaltfußball nicht weggehen und die bisherigen Neuzugänge spiegeln diese Strategie auch wider. Pilar kann auf beiden Flügeln oder als hängende Spitze agieren und Caligiuri oder Kruse ersetzen. Der aus Fürth verpflichtete Felix Klaus ist ebenfalls flexibel in der Offensive einsetzbar, ein guter Ersatz für Jan Rosenthal.
Dazu kommt mit Mike Hanke von Borussia Mönchengladbach ein ehemaliger Nationalstürmer, der im System von Lucien Favre bewiesen hat, dass er sowohl als Stoßstürmer als auch als Ballverteiler im Umschaltspiel zu gebrauchen ist.
Champions League oder 2. Liga
Obwohl die Freiburger aufgrund des Abschieds von Sportdirektor Dirk Dufner zu Hannover 96 aktuell mit einer Interimslösung agieren, stellt der Sportclub die richtigen Weichen. Einen dauerhaften Höhenflug wie in der vergangenen Saison erwartet im Breisgau ohnehin niemand.
Präsident Keller spricht sogar vom "Damoklesschwert" 2. Liga, das ständig über dem Verein schwebe und das auch immer die Planungen beeinflusse. Trainer Streich formulierte es in seinem aufgewühlten Zustand nach dem emotionalen Saisonfinale gegen Schalke so: "Vielleicht spielen wir nächste Saison Champions League, vielleicht steigen wir nach dem Umbau der Mannschaft auch ab, dann eben 2. Liga."
Der Kader des SC Freiburg